Star Trek - Titan 02 - Der rote König
-Berichte«,
sagte Riker, »sind die Neyel Nachfahren der Wissenschaftler und Ingenieure, die
an Bord einer der frühen L-5-Kolonien der Erde gearbeitet hatten.«
»Die in
ausgehöhlten Asteroiden geschaffenen Weltraum-Wohneinheiten, die Zefram
Cochranes Team benutzt hat, um den Prototyp seines Warpantriebes zu
entwickeln?«, fragte Vale.
»Genau
die«, sagte Riker. »Man dachte, die Vanguard-Kolonie wäre bei einem Unfall
während eines Warpfeld-Tests lange vor dem Ersten Kontakt zerstört worden.
Stattdessen haben die implodierenden Warpfelder sie auf eine sehr lange Reise
geschickt. Natürlich wusste zu dieser Zeit niemand auf der Erde etwas davon.«
»Die Neyel
waren bereits etwa zweieinhalb Jahrhunderte von der Erde abgeschnitten gewesen,
als die Excelsior ihnen das erste Mal begegnete«, sagte Tuvok.
»Allerdings hatten sie sich bereits zu einer Gestalt entwickelt, die fast
keinerlei äußere Ähnlichkeiten mehr mit dem an der Gründung der Föderation
beteiligten Hauptzweig der Menschen hatte.«
»Aber wie
kann das sein?«, fragte Vale. »Wie konnten sie sich in so kurzer Zeit zu solch
einer grundlegend anderen physischen Form entwickeln?«
»Genmanipulation«,
antwortete Riker.
Akaar
nickte. »Offenbar aus höchst zwingender Notwendigkeit heraus.«
»Unglaublich«,
sagte Vale mit vor Überraschung weit aufgerissenen Augen. »Man sollte doch
meinen, dass sich ihre Ahnen genauso wie wir an die Lehren erinnern würden, die
die Menschheit aus den Eugenischen Kriegen gezogen hat. Ich meine, diese Zeiten
müssen doch wenigstens bei einigen der Neyel-Vorfahren noch im Gedächtnis
gewesen sein, als sie die Erde verließen.«
Wenigstens
bei denen, die es schafften, die Nuklearschläge und Biowaffenangriffe des
Dritten Weltkrieges zu überleben , dachte Riker. Er würde niemals die Zerstörung
vergessen, die nur zehn Jahre nach dem Ausbruch dieser schrecklichen
Auseinandersetzung immer noch auf seinem Heimatplaneten geherrscht hatte, als
die Enterprise auf einer Mission einen Angriff der Borg auf die Erde des
einundzwanzigsten Jahrhunderts verhindern musste.
»Urteilen
Sie nicht zu streng über sie, Commander«, sagte Akaar zu Vale. »Von dem
Wenigen, das wir über ihre Geschichte zusammentragen konnten, gestaltete sich
das schiere Überleben für die Vorfahren der Neyel als extreme Herausforderung,
nachdem sie von ihrer Heimatwelt abgeschnitten wurden.«
Tuvok
nickte. »In der Tat. Hätten sie nicht zum Mittel der genetischen Manipulation
gegriffen – um ihrem Phänotyp zum Beispiel an die Mikrogravitation angepasste
Greifschwänze und -füße hinzuzufügen oder um ihre Widerstandsfähigkeit
gegenüber starker Strahlung zu vergrößern oder um ihre Reife in einen
reproduktiven Zustand zu beschleunigen – wären sie wohl mehr oder weniger
schnell ausgestorben oder hätten sich zumindest als unfruchtbar erwiesen.«
»Direkt
nachdem wir hier angekommen sind, haben Sie etwas gesagt, das nichts Gutes
verhieß, Commander Tuvok«, sagte Vale. »Sie verglichen die Neyel mit den
Romulanern. Nachdem wir nun hier im Neyel-Territorium zumindest für eine Weile
festsitzen, hoffe ich, dass Sie nur ein wenig melodramatisch waren.«
»Vulkanier
sind niemals ›melodramatisch‹, Commander«, sagte Tuvok, dabei neigte er seinen
Kopf, unklar, ob aus Verwunderung oder Verärgerung. »Wir haben die Neyel als
hochaggressiv, ethnozentrisch und extrem paranoid wahrgenommen.«
»Das ist
verständlich, wenn man bedenkt, was für ein schlechtes Blatt sie bekommen
haben«, sagte Riker. »Ihre Vorfahren waren nicht mehr als eine Handvoll
Menschen, die plötzlich gezwungen waren, auf sich allein gestellt in einem
vollkommen unerforschten Universum zu leben, abhängig von einem L-5-Lebensraum,
der nicht dazu geschaffen wurde, um gänzlich autark zu sein. Dennoch verließen
sie das Sonnensystem Jahre bevor Archer das tat – ja, vor Cochrane selbst – und
besiedelten ein großes Stück Raum, das für Jahrzehnte kein anderer Mensch
besuchen sollte. Sie müssen unterwegs allen möglichen Gefahren begegnet sein,
die kein Mensch zuvor gesehen hatte.«
Riker
überlegte für einen Augenblick, was er an ihrer Stelle getan hätte. Obwohl
angenommen worden war, dass die Vorfahren der Neyel umgekommen waren, hatten
sie überlebt und ausgeharrt, absolut isoliert vom unablässigen Fortgang der
menschlichen Geschichte. Und während sie zuerst mit dem Überleben beschäftigt
waren und später mit Eroberung und dem Erschaffen eines Imperiums,
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