Star Trek - Titan 04 - Schwert des Damokles
Ihre
großen schwarzen Augen sahen nichts.
Sie
reagierte nicht auf ihr Eintreten, und zuerst fürchtete Vale das Schlimmste.
»Was ist
mit ihr los?«, fragte Keru.
Es waren
die Fruchtbarkeitsbehandlungen, denen sie sich unterzogen hatte, begriff Vale
plötzlich. Der gleiche Nebeneffekt, der es der zierlichen Betazoidin möglich
gemacht hatte, Emotionen zu projizieren, die intensiv genug waren, um eine
andere Person außer Gefecht zu setzen, hatte sie ebenfalls offener für die
Emotionen derer um sie herum gemacht.
Vale und
die anderen hatten die orishanische Katastrophe miterlebt, dem Schrecken in
ihren Rufen zugehört, dem Grauen in jedem Schrei um Gnade, während die
Apokalypse, die sie seit Generationen befürchtete hatten, tatsächlich auf sie
herabregnete.
Troi hatte
all dies nicht nur gehört, sie hatte es auch gefühlt. Vale konnte sich kaum
vorstellen, welchen Schaden all dieser Schrecken in ihrem Geist verursacht hatte.
Katatonie würde noch das Geringste sein. Aber selbst jetzt war ihr bewusst,
dass der wahre Grund für Trois Zustand eine private Angelegenheit zwischen ihr
und ihrem Ehemann war, daher beantwortete Vale Kerus Frage mit einem einfachen:
»Ich weiß es nicht.«
»Lassen Sie
mich mit ihr reden«, flüsterte Ra-Havreii.
Sie hatten
keine Zeit, mit dem Ingenieur zu diskutieren oder ihr Erstaunen über dieses
Ansinnen auszudrücken. Entweder würde Troi von dort, wo sie sich gerade befand,
zurückkommen und mit ihnen hier herausgehen oder sie würde es nicht und Keru
würde sie tragen.
Der
Ingenieur beugte sich nah zu Troi heran, wiegte sie sanft in einer seltsam
väterlichen Geste und begann, so leise in ihr Ohr zu sprechen, dass Vale kaum
etwas verstehen konnte.
Sie glaubte,
die Worte Riker und lebendig zu verstehen und vielleicht auch den
Ausdruck Rhea oder Oberon , aber sie war sich nicht sicher. Dennoch
entspannte sich Trois Haltung in seinen Armen nach ein paar Sekunden des
Zuhörens, das Leben kehrte in ihre Augen zurück und sie sah zu Vale auf.
»Wir müssen
hier raus«, sagte sie endlich.
Der Schaden war
schlimmer, als sie befürchtet hatten. Die Leichen der Orishaner, groß und
klein, manche mit Flügeln, manche mit schneckenähnlichen Ausstülpungen anstelle
von Beinen, lagen gebrochen und zerschmettert überall um sie herum.
Während sie
sich von den Nahrungslagerungsbehältern nach oben aufmachten, wurde das Ausmaß
der Zerstörung nur noch größer. Die paar flüchtigen Blicke, die jeder von ihnen
auf die unterirdische Zivilisation hatte werfen können, hatte gezeigt, dass es
sich um ein Meisterwerk aus glatten, wabenförmigen Gewölben handelte, mit
riesigen offenen Chausseen, die sich von einer Seite der großen Höhle bis zur
anderen erstreckten, voller Lichter, Geräusche und Technik, die selbst für ihre
erfahrenen Augen seltsam und faszinierend war.
Nun war
alles, was man sehen konnte, der Tod.
Überall war
Rauch, der in gewaltigen Schwaden aus den tiefen Rissen im Boden stieg. Riesige
Splitter der bläulichen Kristalle, einige davon so groß wie das verschollene
Shuttle, waren durch die Wände gebrochen und legten in einigen Fällen weitere
Risse bloß, die bis an die Oberfläche reichten.
»Wir sind
fast einen halben Kilometer tief«, stellte Ra-Havreii fest, der durch einen der
riesigen Tunnel nach oben schaute.
»Seht euch
den Himmel an«, sagte Keru, obwohl er sich nicht die Mühe hätte machen müssen.
Es war zwar
kein Feuer, aber eine verdammt gute Nachahmung. Kreuz und quer im Himmel sah
man gigantische, wellige Ausläufer, wie ein riesiges Netz. Etwas Ähnliches wie
Blitze raste zur Oberfläche, die Einschläge konnte man zwar nicht sehen, aber
die aus ihnen resultierende Zerstörung war für alle sichtbar.
Und durch
den Feuerschleier sichtbar thronte sanft und grünlich das Auge des Erykon.
Wenn das
der Urheber dieses Kreislaufes der Zerstörung war, der Orisha heimgesucht
hatte, war es kein Wunder, dass ihre Angst vor seiner Aufmerksamkeit sie so
weit gebracht hatte. So etwas immer über sich schweben zu haben? Zu glauben,
dass es jeden Gedanken, jede Tat sehen konnte, und jeden Fehltritt mit
Himmelsfeuern bestrafen würde?
Vale konnte
sich nicht mehr dazu bringen, die Orishaner zu hassen oder Wut gegen sie
aufzubringen. Alles, was blieb, war wachsendes Mitleid für eine ganze
Zivilisation, die so misshandelt worden war, und keine geringe Ehrfurcht vor
dem Anblick über ihr.
»War es
das, was Sie und Jaza zuvor gesehen haben?«, fragte
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