Star Trek TNG - Doppelhelix 02 - Überträger
Raumschiff. Der neue Offizier, der den alten ersetzte, wartete normalerweise, bis sein Vorgänger das Schiff verlassen hatte, bevor er die Station übernahm.
Doch Pulaski sagte nichts. Eine Tradition, ja, aber es war nicht so, als hätte Dr. Crusher mehr getan, als ein wenig unhöflich zu sein. Das war etwas, über das man leicht hinwegsehen konnte.
Offenbar dauerte Pulaskis Schweigen zu lange an. Das Lächeln verschwand von Dr. Crushers Gesicht.
»Es gibt einen Grund, warum ich so früh hier bin«, sagte sie.
Pulaski spürte, wie ein Teil der Anspannung von ihr abfiel. Der Verstoß gegen die Etikette hatte sie gestört, auch wenn sie sich davon hatte überzeugen wollen, dass dem nicht so war. Sie empfand Dr. Crushers Rückkehr als leichten Tadel, fast so, als wäre sie nicht wichtig genug, um auf dem Schiff zu bleiben. Sie hatte gewusst, dass dieses Gefühl irrational war, und es in besseren Momenten ganz vergessen. Aber es war immer wieder hochgekommen, seit sie vor einem Monat erfahren hatte, dass sie gehen musste.
»Ich hoffe, es ist nichts Ernstes«, sagte Pulaski.
Dr. Crushers Mund bildete eine schmale Linie. »Die Medizinische Abteilung schickt mich, um Ihnen zu sagen, dass es ein Problem auf Bajor gibt.«
Was Pulaski auch erwartet hatte, das war es nicht. Sie bemühte sich, ihren Gesichtsausdruck neutral zu halten und sich ihre Emotionen nicht anmerken zu lassen. Dr. Kellec Ton war immerhin ihr Ex-Ehemann, und so sehr sie sich auch um ihn sorgte, hatte sie doch gewusst, dass dieser Moment kommen würde. Sie hatte ihn angefleht, Bajor zu verlassen, da sie die feste Überzeugung hegte, dass er mit seinem Temperament unter der cardassianischen Besatzung nicht sicher war. Aber er hatte sich geweigert, genau wie er sich während ihrer Ehe immer geweigert hatte, das Vernünftige zu tun. Stattdessen hatte er von der Loyalität gegenüber seiner Heimat gesprochen und davon, dass er in dieser Krisenzeit mehr denn je gebraucht wurde.
»Warum glaubt die Medizinische Abteilung, dass Sie mich darüber informieren müssen?«
Dr. Crushers Blick hielt ihrem stand. »Es gibt Gerüchte, dass eine Seuche auf Bajor sowohl Cardassianer als auch Bajoraner umbringt.«
Pulaski verschränkte die Finger vor ihrem Bauch ineinander, als würde der Druck ihre Nerven davon abhalten zu flattern.
»Das ist unmöglich«, sagte Pulaski. »Ihre Biologie ist zu unterschiedlich. Ein Virus kann nicht von Bajoranern auf Cardassianer überspringen oder umgekehrt.«
»Ich habe dasselbe gedacht«, sagte Dr. Crusher leise. »Aber die Medizinische Abteilung nimmt die Gerüchte sehr ernst.«
Gerüchte. Solange es nur Gerüchte waren, wussten sie nicht, wer gestorben war. Soweit es sie betraf, war mit Ton alles in Ordnung.
Plötzlich verstand Pulaski, warum Dr. Crusher sie informiert hatte. »Man will, dass ich Kellec kontaktiere, oder?«
Dr. Crusher nickte. »Eine Botschaft von der Sternenflotte könnte ihn in Gefahr bringen. Eine Botschaft von Ihnen …«
»Würde normal erscheinen. Oder einigermaßen normal.« Pulaski ließ die Hände sinken. Sie verstand sich gut mit Ton, genau wie mit ihren anderen beiden Ex-Ehemännern. Aber sie redete nicht gerne mit ihm. Sie hatte ihn sehr geliebt, aber seine Sturheit hatte sie frustriert – und frustrierte sie sogar jetzt noch.
»Die Medizinische Abteilung glaubt, dass Kellec Ton die Gerüchte bestätigen oder widerlegen kann.«
Pulaski nickte. »Solange ich meine Fragen so verschleiere, dass er dadurch nicht in Gefahr gerät.«
»Wenn das richtig ist, was ich bereits über Kellec Ton weiß«, sagte Dr. Crusher, »schwebt er aufgrund seiner politischen Einstellung wahrscheinlich sowieso schon in Gefahr.«
»Er kann nie den Mund halten, wenn ihn etwas stört«, erwiderte Pulaski.
»Wann haben Sie zum letzten Mal mit ihm gesprochen?«
»Vor einem Monat.« Sie hatten gestritten, wie so oft. Ton hatte eingewilligt, auf eine cardassianische Raumstation zu gehen, um die bajoranischen Arbeiter dort medizinisch zu versorgen. Er hatte seine Motive nicht erklärt – das wagte er nicht über die unverschlüsselten Kanäle von Bajor – aber das musste er auch nicht. Er würde sich um die bajoranischen Arbeiter kümmern, denen es stets elend ging, die Grausamkeiten dokumentieren, deren Zeuge er wurde, und alles tun, was in seiner Macht stand, um dem Widerstand von innen zu helfen – vielleicht sogar die Station zerstören, wenn sich die Gelegenheit ergab.
Sie hatte sich gegen diese Anstellung
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