Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
zu retten. Frobisher öffnete die Nachricht im Kopf …
Sie kam von der Erde. Sie war vor Stunden abgeschickt worden. Ein älteres Paar lächelte Frobisher an. Der Mann sah aus wie eine ältere Version von ihm selbst.
»Elias, mein Lieber! Hier sind Mama und Papa! Herzlichen Glückwunsch, Junge! Wir sind ein bisschen spät dran, aber es sollte dich trotzdem noch rechtzeitig erreichen, und wir wollen nicht, dass du glaubst, wir hätten deinen besonderen Tag vergessen!«
Plötzlich spürte Frobisher, wie er aus dem Omega 9 herausgerissen wurde. Er bildete sich ein, aus weiter Ferne den erschrockenen Aufschrei einer Mädchenstimme zu hören – der Stimme des Omega 9, die ihn eindringlich anflehte, zurückzukommen und sie nicht allein zu lassen.
Frobisher taumelte, die Naniten zogen sich von ihm zurück und huschten in ihre Techno-Verstecke. Die Welt um ihn herum wirkte flach, eindimensional, und seine Sinne versuchten mühsam, sich wieder in der Wirklichkeit zurechtzufinden. Die Welt klappte in zwei Dimensionen aus, dann in drei, und Frobisher stellte fest, dass er von einem Außerirdischen unbekannter Herkunft grob behandelt wurde. Seine Haut war braun und ledrig, und dicke Stoßzähne ragten unter der Oberlippe hervor.
In der Nähe standen weitere Personen, eine Mischung verschiedener Völker, und einer entstammte einem Volk, das er wiedererkannte, weil es in jüngster Zeit häufig in den Nachrichten gewesen war. Der Mann war ein Thallonianer. Er war allerdings sehr seltsam gebaut. Sein Kopf wirkte im Verhältnis zum mächtigen Körper recht klein. Frobisher schrieb es dem Körperpanzer zu.
Flehe um dein Leben
, ertönte es auf einmal in seinem Kopf.
Vielleicht kommst du noch aus der Sache heraus. Flehe. Flehe um dein Leben
.
Frobisher war kein Kämpfer, kein Held, und er war auch nicht besonders mutig. Doch er spürte eine Wut in sich aufsteigen, die ungeheuerlich und unzähmbar war. Und ihm wurde klar, dass er in all den Jahren, die er in Angst gelebt hatte, in all den Jahren der Frustration, eine unglaubliche Verbitterung mit sich herumgetragen hatte. Das Problem war, dass er nie jemanden gehabt hatte, auf den er hätte wütend sein können. Niemand hatte ihm jemals etwas getan. Niemand hatte ihm dieses Wissen aufgezwungen. Er war einfach darüber gestolpert. Ein Wissenschaftler, der die Geheimnisse des Universums untersuchte und unverhofft mehr fand, als er erwartet hatte.
Er nahm es trotz allem übel. Warum hatte das Schicksal ihm das angetan? Womit in aller Welt hatte er diese schreckliche Vorkenntnis über den Zeitpunkt seines Dahinscheidens verdient? Er war sein Leben lang ein guter Mensch gewesen. Er hatte nie jemanden betrogen, nie jemanden zu verletzen versucht, soweit ihm bewusst war. Und trotzdem war er mit dieser abscheulichen Sache konfrontiert worden.
Über Jahre hinweg, über so viele Jahre hinweg, dass er nicht mehr wusste, wie viele es waren, hatte er sich jemanden gewünscht, den er hätte angreifen können. Ein Ziel, an dem er seine Wut auslassen konnte, eine Wut, die mit der Zeit exponentiell gewachsen war. Verschwendete Zeit …
Das Wesen, das ihn heimtückisch angrinste, war viel größer, kräftiger und um ein Vielfaches stärker als er. Es war die Art von Situation, in der Frobisher unter normalen Umständen die Hände erhoben hätte, sich ergeben und gebetet …
… und einmal mehr die Kontrolle über sein Leben abgegeben hätte.
Vor seinem geistigen Auge sah er, wie der Hüter ihn anstarrte. Das Ding, das Monster, diese Maschine hatte einen sehr langen Schatten auf sein Leben geworfen. Konstruiert von Unbekannten und von einer Funktionsweise, die niemand verstand. Die Andorianer hatten einen eigenen Namen dafür: Der T’Sh’Iar, was »Gottes Fenster« bedeutete.
Gott hatte durch das Fenster geschaut, gesehen, dass Frobisher hinausspähte, und ihn völlig grundlos bestraft. Er hatte ihm sein Schicksal weggenommen, indem er es ihm auf sadistische Weise in die Hand gegeben hatte.
Frobisher sah den Blaster an der Hüfte des Fremden mit der braunen ledrigen Haut, dem Wesen, das wie eine Riesenschlange aussah. In Frobishers Kopf pochte es. Der große rote Fremde in der Nähe sprach ihn an, doch das Pochen in seinem Kopf übertönte alles. Der ganze Zorn, die ganze Wut, alles, was ihn je wütend gemacht hatte angesichts des hoffnungslosen Trümmerhaufens, zu dem sein Leben geworden war, während ihn der erbarmungslose Lauf der Zeit seinem Untergang entgegengeführt hatte … all
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