Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
seiner Verwunderung anzumerken. Ohne mit der Wimper zu zucken, sagte er: »Admiral Nechayev. Es ist mir wie stets ein Vergnügen. Ich hatte nicht erwartet, von Ihnen zu hören. Meines Wissens liegt diese Angelegenheit außerhalb Ihres Zuständigkeitsbereichs.«
Nechayev schien etwas gealtert zu sein, seit Calhoun sie zuletzt gesehen hatte. Etwas schlaffere Gesichtshaut, etwas mehr graues Haar. Es hatte ihn schon immer beeindruckt, wie wenig Spuren ihre beruflichen Belastungen an ihr hinterließen, aber er musste davon ausgehen, dass die Zeit niemanden verschonte – nicht einmal die Eiserne Lady der Sternenflotte.
»Mein Zuständigkeitsbereich neigt dazu, sich zu erweitern, sobald sich die Notwendigkeit ergibt«
, sagte sie trocken.
»Commander Riker, es freut mich, Sie gesund und unversehrt wiederzusehen. Ihr Verlust wäre ein schwerer Schlag für die Planung des zweihundertjährigen Jubiläums gewesen.«
Riker verbeugte sich steif. »Ich weiß Ihre Besorgnis sehr zu schätzen, Admiral.«
»Natürlich geht es auch um humanitäre Aspekte sowie das Geld, das die Sternenflotte in Ihre Karriere als Offizier investiert hat … doch derartige Überlegungen liegen vermutlich in der Tat außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs, und ich möchte es in jedem Fall vermeiden, Captain Calhouns Zorn herauszufordern.«
Calhoun bemerkte, das Shelby hinter vorgehaltener Hand ein Lächeln verbarg, doch er verzichtete darauf, ihre Reaktion zu kommentieren.
Im nächsten Moment wurde Nechayev sachlich.
»Wie geht es Captain Garfield?«
»Ich glaube, Commander Riker war der Letzte, der mit ihm gesprochen hat.« Calhoun drehte sich ein Stück mit seinem Sessel um und sah Riker an.
Dieser nickte knapp. »Ich würde sagen, er hat zumindest einen leichten Schock erlitten.«
»Wenn es anders wäre, würde ich mir ernsthafte Sorgen um ihn machen. Armer George. Ein guter Mann. So etwas haben weder er noch seine Besatzung verdient.«
Mit grimmigem Gesichtsausdruck schüttelte sie den Kopf.
»Ein Transporter ist unterwegs, Captain, wie versprochen«
, fuhr sie fort.
»Sie werden den thallonianischen Raumsektor verlassen und nach Deep Space 4 weiterfliegen, wo Sie Ihre Passagiere absetzen sollen. Und Sie, Captain, werden sich ihnen anschließen.«
Für einen Moment herrschte verdutztes Schweigen im Bereitschaftsraum. »Verzeihung … wie bitte, Admiral?«, sagte Calhoun. »Ich soll von Bord gehen, wenn wir Deep Space 4 erreichen?«
»Richtig.«
»Und die
Excalibur
soll sich wie lange bei der Station aufhalten?«
»Das Schiff wird nicht auf Sie warten. Ich werde Sie auf DS4 treffen, um eine wichtige Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen. Die
Excalibur
wird unverzüglich in den thallonianischen Sektor zurückkehren und die Untersuchung des romulanischen Angriffs fortsetzen. Wir haben unsere besten Leute darauf angesetzt, und sie haben nur zwei mögliche Erklärungen für den Vorfall gefunden. Entweder war es Zufall, dass die Romulaner die
Independence
an diesen Koordinaten abgefangen haben, oder es gibt irgendwo im thallonianischen Sektor einen geheimen Stützpunkt der Romulaner.«
»Dem Himmel sei Dank, dass die besten Köpfe der Sternenflotte mit der Lösung dieses Rätsels betraut wurden«, bemerkte Shelby.
Natürlich entging Calhoun nicht, was sie damit andeuten wollte. Er war sich sehr wohl der Tatsache bewusst, dass Shelby ganz allein zu exakt denselben Schlussfolgerungen gelangt war. Wahrscheinlich war es Elizabeths Fluch, dachte er, dass sie den Eindruck hatte, als Offizier ständig unterschätzt zu werden. Sie war begierig darauf, selbst ein Kommando zu übernehmen, und fühlte sich zurückgesetzt, weil es ihr bislang verwehrt worden war. Außerdem empfand sie ihre derzeitige Position als Stellvertreterin Calhouns als eine Art Exil, was Calhoun übrigens genauso sah, wenn er ehrlich war. Doch das hielt ihn nicht davon ab, ihre Leistungen als Erster Offizier zu schätzen. Wahrscheinlich gab es niemanden in der ganzen Sternenflotte, dessen Rat ihm mehr bedeutete, auch wenn er Shelby immer wieder den Eindruck vermittelte, ihren Worten kaum Beachtung zu schenken.
»Wie auch immer«
, sagte Nechayev.
»Wir möchten, dass die
Excalibur
den Fall untersucht und zur Aufklärung beiträgt.«
»Wie lange werde ich auf mein Schiff verzichten müssen?«
»Das lässt sich zu diesem Zeitpunkt unmöglich sagen.«
Doch Calhoun hörte ihr eigentlich gar nicht richtig zu. Stattdessen dachte er über das nach, was sie nicht sagte – und das
Weitere Kostenlose Bücher