Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
Riker ist …« Sie schüttelte den Kopf und drückte den Ball fester zusammen.
»Was ist Riker?«
»Ach, er ist ein arroganter Arsch. Ziemlich eingebildet und selbstgefällig. Seine gesamte Karriere besteht darin, an Jean-Luc Picards Rockzipfel zu hängen. Picard ist ein hervorragender Offizier, wie du selbst weißt. Und Riker glaubt, er sei der Mond, der Picards Sonne umkreist und im Widerschein seines Glanzes badet.«
»Ein sehr harsches Urteil, Commander. Wie ich hörte, hat er sich während der Borg-Episode vorbildlich verhalten, als Picard assimiliert wurde.«
»Er hatte seine Momente. Aber …«
»Was aber?« Calhoun zog eine Augenbraue hoch. »Eppy?«
»Er hat Potenzial. Ja, das ist es. Potenzial. Große Fähigkeiten.« Die Worte sprudelten aus ihr heraus, sie überschlugen sich fast. Es war schwer zu sagen, ob sie wütend oder frustriert war, oder ob es sich um eine Kombination von beidem handelte. »Ich weiß es. Ich sehe es, weil ich dafür eine besondere Begabung habe. Er könnte einer der ganz Großen werden, einer der wahrhaft legendären Captains …«
»Eben hast du gesagt …«
»Aber dazu müsste er endlich aus Picards Schatten treten!«, fügte sie mit hörbarer Verzweiflung hinzu, als hätte sie Macs Einwurf gar nicht gehört. »Ich weiß nicht, warum er sich mit dieser Position zufriedengibt! Und wenn man mit ihm darüber redet, geht er sofort in die Defensive und kneift die Lippen zusammen und bekommt einen harten Blick und kleine Fältchen in den Augenwinkeln …«
»In den Augenwinkeln?«
»Aber er ist einfach so … so … so …« Ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter und schriller. »… so … so …«
Der Gummiball platzte.
Shelby zuckte auf dem Stuhl zurück, als der Knall sie erschreckte. Reflexartig stieß sie die aufgerissene Gummihülle von sich weg. Mit einem schlaffen Platschen landeten sie auf Calhouns Schreibtisch.
Calhoun starrte eine Weile darauf, bevor er sie vorsichtig zwischen Daumen und Zeigefinger nahm, als würde er etwas Verwesendes aufheben. »Ich habe die beiden Bälle seit neun Jahren. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas möglich ist.«
Als Riker die Krankenstation betrat, um nach Captain Garfield zu sehen, stutzte er beim Anblick von Doktor Selar, die mit einem Besatzungsmitglied der
Independence
beschäftigt war. Er kannte sie aus ihrer Dienstzeit an Bord der
Enterprise
und hatte gar nicht gewusst, dass sie inzwischen der
Excalibur
zugewiesen worden war. Er erinnerte sich daran, dass sie ihn schon immer sehr beeindruckt hatte. Sie war nicht besonders nett zu ihren Patienten, aber sie war eine exzellente Diagnostikerin und arbeitete höchst effektiv. Und da sie eine Vulkanierin war, zeichnete sie sich durch die übliche vulkanische Reserviertheit aus.
Er trat hinter sie, um sie zu begrüßen. »Doktor Selar …«
»Was wollen Sie?!«
In seinem ganzen Leben hatte er noch nie gehört, wie ein Vulkanier die Stimme über den normalen Plauderton erhob, und sie neigten schon gar nicht dazu, jemanden anzubrüllen. Außerdem hatte er eine solche Reaktion, um es vorsichtig auszudrücken, nicht im Geringsten provoziert. Doch das Seltsamste war, dass niemand in der Krankenstation der Ansicht zu sein schien, dass dieses Verhalten ungewöhnlich für einen Leitenden Medizinischen Offizier war, auch nicht, wenn es sich um eine Vulkanierin handelte.
Riker erinnerte sich an die große Körperkraft von Vulkaniern, ganz zu schweigen von Techniken wie dem vulkanischen Nervengriff, und fand, dass es vermutlich klüger war ein paar Schritte zurückzutreten. Was er auch tat. Inzwischen hatte Selar sich zu ihm umgedreht und starrte ihn an, ohne den Eindruck zu erwecken, dass sie ihn wiedererkannt hatte.
»Doktor … Selar? Commander Riker. Will Riker. Wir … haben bereits zusammengearbeitet.«
»Mir ist bewusst, wer Sie sind, Commander«, sagte sie. »Außerdem ist mir bewusst, dass wir gemeinsam auf der
Enterprise
gedient haben. Weiterhin weiß ich, dass ich seit der Ankunft der Überlebenden von der
Independence
ununterbrochen gearbeitet habe. Glücklicherweise benötige ich nicht so viel Ruhe und Entspannung wie Menschen. Schlafmangel beeinflusst meine Leistung in keiner Weise. Was mich hingegen beeinträchtigt, sind Personen, die mich in einen Austausch von Höflichkeiten und sinnlose Diskussionen verwickeln und damit einen erheblichen Teil meiner Zeit beanspruchen. Falls Sie es für möglich halten, dass Sie in eine dieser Kategorien passen, sollten Sie es
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