Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
reagiere einfach nur auf andere Leute. Aber ein Captain muss eine Führungsfigur sein, muss den Ton angeben. Vielleicht ist mir das nicht gegeben.«
»Unsinn«, sagte Riker. »Sie verkaufen sich unter Wert, Shelby. Weit unter Wert.«
»Wirklich? Warum sagen Sie das?«
Er grinste. »Nennen Sie es Instinkt. Sogar ich arbeite gelegentlich damit.«
Sie erwiderte sein Lächeln, doch bevor sie antworten konnte, kam Soleta durch den Korridor auf sie zu. Sie hatte die vulkanische Wissenschaftsoffizierin noch nie mit so versteinerter Miene gesehen. »Soleta …? Geht es Ihnen gut?«
»Bestens, Commander … Captain.« Sie registrierte beide mit einem Blick.
»Wird Selar Ihnen helfen? Ihnen den Rücken stärken?«, fragte Riker.
»Nein. Und ich bin bemüht, ihre Entscheidung zu respektieren. Also … bringen wir es hinter uns.« Sie machte sich auf den Weg zu Selas Zelle.
Soleta gefiel nicht, was sie sah, als sie die Zelle betrat.
Sela saß da und wirkte unendlich arrogant und völlig gefasst. In Ihren Augen war kein Fünkchen Angst zu sehen. »Sieh an, unser kleiner Lieutenant … versucht ihr Glück und wagt sich auf die dunkle Seite, was?«
Riker und Shelby standen zusammen mit Zak Kebron auf der anderen Seite des Sicherheitsfeldes. Doch sie hätten genauso gut auf dem Mars sein können. Der Kampf würde auf sämtlichen Ebenen ausschließlich zwischen Soleta und Sela ausgetragen.
»Ich gebe Ihnen eine letzte Möglichkeit zu kooperieren«, sagte Soleta.
»Das ist sehr gnädig von Ihnen«, erwiderte Sela mit rauer Stimme. »Überaus gnädig. Doch ich brauche Ihr Angebot nicht.«
»Vielleicht können Sie einer Gedankensondierung nicht so gut standhalten, wie Sie glauben«, warnte Soleta sie. »Wie ich gehört habe, sind Sie halb menschlich. Das wird es Ihnen erschweren.«
»Und Sie sind eine Idiotin, das wird es Ihnen erschweren.«
Soleta ging nicht auf die Provokation ein. Stattdessen nickte sie in Kebrons Richtung, während sie die Hände ausstreckte. »Ich möchte Sie warnen, dass, falls Sie den Körperkontakt mit mir verweigern, Lieutenant Kebron diesen Raum betreten und Sie festhalten wird. Das wird für Sie höchst unan…«
»Verweigern? Warum? Aus welchem Grund sollte ich das tun? Glauben Sie, ich habe Angst vor Ihnen?«
»Ich möchte nur …«
Plötzlich sprang Sela auf und stand mit zwei Schritten genau vor Soleta. Sie packte Soletas Handgelenke und sagte mit ihrem typischen Grinsen: »Geben Sie Ihr Bestes.« Dann klatschte sie Soletas Hände auf beiden Seiten gegen ihren Kopf.
Für einen Moment zögerte Soleta, doch sie wusste, dass sie auf diese Weise verlieren würde. Also schob sie ihre Zweifel beiseite und tauchte kopfüber in Selas Geist ein.
Sela hatte nicht übertrieben, als sie davon gesprochen hatte, sich auf die dunkle Seite zu wagen. Soleta war von der Dunkelheit vollkommen überwältigt. Einer undurchdringlichen, erschreckenden Dunkelheit. Irgendwo in weiter Ferne glaubte sie zu hören, wie Sela sie auslachte. Die Verachtung machte Soleta wütend, trieb sie vorwärts, und sie stürzte sich immer tiefer hinein.
Lauf, solange du noch kannst, kleine Vulkanierin
, kam die Warnung, doch Soleta bewegte sich immer weiter. Alles um sie herum verschob und veränderte sich, denn es war nicht wirklich, es gab nur die subjektive Wahrnehmung von dem, was sie in Sela sah – und in sich selbst. Denn eine Verschmelzung war kein einseitiger Vorgang. Sie riskierte es, genauso verwundbar zu sein wie Sela …
… nur dass Sela überhaupt nicht verwundbar zu sein schien.
Soleta stieß mit etwas zusammen.
Es war riesig und schwarz und reglos, und jetzt kam das Gelächter aus allen Richtungen. Sie wich zurück, veränderte ihre Perspektive und sah es dann in ihrer geistigen Welt. Es war ein riesiges Bild von Sela, scheinbar kilometerhoch, und ihr Gesicht wurde von einer Art gewaltigem Spiegel reflektiert. Die Welt ringsum wand und drehte sich, und immer noch ragte Selas Bild über allem auf. Die Schwärze, mit der Soleta zusammengestoßen war, war der Schlund von Selas Mund, weit offen und lachend.
Es gab keine Vorsicht, keine Finesse bei Soletas Sondierung. Sie stürzte sich einfach mit aller Kraft auf das Bild ihrer Gegnerin. Sie warf sich dagegen und spürte, wie ein schmerzhaftes Zittern ihren Körper durchfuhr. Nur dass da kein Körper war. Der Schmerz war allein in ihrem Verstand, was es irgendwie noch schlimmer machte. Doch sie konnte weder zurückweichen noch außen herumgehen, sie musste
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