Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
auf einmal noch bedrohlicher als zuvor. „Mir ist egal, was dort geschieht, solange diese Dateien zu mir gelangen. Verstehen Sie, was ich damit sagen will, Quinn?“
Quinn versuchte, konzentriert zu wirken und rang sich ein Lächeln ab. „Natürlich. Hat dieser Buchhalter auch einen Namen?“
„Ich bin mir sicher, dass er einen hat“, antwortete Ganz, ohne zu zögern. Er drehte sich zu Zett um. „Wie heißt der Buchhalter?“
„Sakud Armnoj“, antwortete der Nalori. „Er ist ein Zakdorn.“
Ein Zakdorn?
Ein Zakdorn?
Quinn verbarg seine Reaktion auf diese Neuigkeit nur mühsam. Er war dieser ständig nervösen, prätentiösen Spezies nur wenige Male begegnet, hatte sich aber bei jeder Begegnung einen stumpfen Gegenstand und fünf Minuten ohne Zeugen gewünscht. In Gedanken rechnete er die Flugdauer nach und von Yerad III aus. Seine ohnehin schlechte Laune sank noch tiefer.
Fast eine Woche mit einem Zakdorn. Wenn ich Glück habe, werden wir von einem Klingonen abgeschossen. Vielleicht fliege ich das Schiff auch einfach in die Sonne
.
Ganz sah ihn an. „Noch Fragen?“
Quinn hatte nichts zu verlieren, deshalb entgegnete er: „Ich nehme an, dass wir nach diesem kleinen Botengang – immer vorausgesetzt, dass ich den Buchhalter und seine Dateien sicher hierher bringe – noch nicht quitt sind, oder?“
„Noch nicht einmal annähernd“, entgegnete Ganz.
Natürlich nicht
.
Einen Monat zuvor hatte Quinn einen Auftrag auf Ravanar IV vermasselt und dabei ein wertvolles technisches Gerät verloren, das er für Ganz hätte besorgen sollen. Als Strafe hatte der Orione ihn in eine Art Sklaverei gezwungen. Hinzu kam, dass es sich bei diesem Gerät um einen Teil eines Sensorenschilds der Sternenflotte gehandelt hatte, der auf dem Planeten betrieben wurde. Quinn wünschte, der Ärger des Orionen wäre die einzige Konsequenz seines gescheiterten Auftrags gewesen.
Ihre Taten haben zum Verlust eines Raumschiffs und zum Tod von mehreren Hundert Sternenflottenangehörigen geführt, Mr. Quinn
.
Die Anschuldigung, die Lieutenant Commander T’Prynn bei ihrem ersten Geheimtreffen tief in den Katakomben der Station vorgebracht hatte, hallte immer noch in Quinns Ohren nach. In gewisser Weise hatte sie recht. Die
U.S.S. Bombay
war nach Ravanar IV geschickt worden, um ein Ersatzteil für den Sensorenschild zu liefern, den Quinn demontiert hatte. Kurz darauf war sie von tholianischen Schiffen angegriffen worden. T’Prynn hatte Quinns Schuldgefühle ausgenutzt und ihn dazu gezwungen, in ihren Dienst zu treten, natürlich ohne ihm zu verraten, worum es eigentlich ging. Beide interessierte es nicht, wie er ihre Aufgaben mit seinen anderen Pflichten in Einklang brachte. Weder Ganz noch T’Prynn ahnten, wie ähnlich sie sich waren.
Sollte es den Großen Vogel der Galaxis wirklich geben, dann interessiert er sich für mich nur aus einem Grund: nämlich, um dicht über meinen Kopf zu fliegen und mal so richtig draufzu-
„Sonst noch was?“, fragte Ganz und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
Quinn hob die Schultern. „Warum ich?“
„Um ehrlich zu sein, brauche ich jemanden, auf den ich mich verlassen kann.“ Der Orione nahm einen weiteren Schluck aus seiner Tasse. „Tun Sie nicht so überrascht, Quinn. Ich bin ein Geschäftsmann, und ich weiß, auf welche Angestellten ich mich verlassen kann.“ Er beugte sich vor und zog die Augenbrauen zusammen. „Also enttäuschen Sie mich nicht, verstanden?“
Quinn wusste nicht, was er von diesem für Ganz ungewöhnlich freundlichen Satz halten sollte, also nickte er nur und sagte: „Geht klar.“
Er verließ die
Omari-Ekon
genau so, wie er sie betreten hatte. Zett ging erneut schräg hinter ihm, bereit, ihn bei dem geringsten verdächtigen Seufzer oder falschen Atemzug zu töten. Quinn beachtete ihn kaum, sondern betrachtete sehnsüchtig die festliche Atmosphäre, die ihn auf dem Glücksspieldeck umgab. Menschen und Außerirdische – aber keine Angehörigen der Sternenflotte – gaben sich Vergnügungen hin, die es nur auf Ganz’ Schiff und nirgendwo sonst auf Vanguard, gab: Glücksspiel um hohe Einsätze, teure Getränke und ebenso teure weibliche, männliche und manchmal nicht einzuordnende „Begleiter“. Auf diesem Schiff gab es alles.
Noch sind sie glücklich
, dachte Quinn.
Sie haben ja auch die Rechnung noch nicht gesehen
.
Zett schwieg, bis sie die Luftschleuse erreichten, dann nickte er Quinn zum Abschied kurz zu. Der Freibeuter war allein mit seinen
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