Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
mal besser.“
„Das hoffe ich doch“, antwortete Desai. Der Arzt ging die schmale Wendeltreppe zwischen den Sitzen herunter. Desai sah Moyer an. „Ich höre lieber auf, solange ich noch hinten liege. Sie haben gewonnen, Lieutenant.“
„Jeder Sieg ist ein guter Sieg“, sagte Moyer breit grinsend. Sie nickte Fisher zu, als er ihnen näher kam. „Schön, Sie zu sehen, Doktor.“ Dann wandte sie sich an Desai. „Wir sehen uns im Büro. Captain.“
Fisher folgte der schlanken jungen Frau mit seinem Blick bis zur Tür. Als sie außer Hörweite war, sah er Desai an. „Ich habe Rothaarige immer schon gemocht.“
Desai schlug ihm spielerisch gegen den Arm. „Was machen Sie hier?“
Fisher zeigte zur Tür. Gemeinsam gingen sie darauf zu. „Sie kennen mich doch. Wenn es um Sport geht, muss ich einfach zusehen. Ich bin sozusagen ein Serienzuschauer.“
„Würde es nicht mehr Spaß machen, selbst zu spielen?“, fragte Desai, als sie sich auf die Bank setzte.
Fisher winkte ab. „Es gibt keinen Seniorensport auf der Station.“ Er lächelte und setzte sich neben sie. „Okay, Sie haben mich durchschaut. Wir haben uns schon länger nicht mehr unterhalten, und ich wollte wissen, wie es Ihnen geht.“
„Machen Sie jetzt schon Hausbesuche, Fish?“ Desai lächelte schief.
„Nicht, wenn Sie mich noch einmal so nennen“, antwortete Fisher. Sie wusste, dass er den Spitznamen nicht leiden konnte. „Sie haben sich in den letzten Wochen förmlich in Ihre Arbeit vergraben. Verlassen Sie Ihr Büro eigentlich noch?“
Desai nickte, während sie ihre Tasche nach der Wasserflasche durchsuchte. „Natürlich. Hin und wieder esse ich, und letztens habe ich noch etwas über dieses Phänomen gelesen, das angeblich gegen Müdigkeit und Stress hilft. Ich glaube, man nennt es Schlaf.“
In den letzten Monaten hatte sie wirklich sehr viel zu tun gehabt. Durch die Untersuchung der
Bombay
-Zerstörung waren viele Fälle liegen geblieben, die sie und ihre Mitarbeiter nun aufarbeiten mussten.
„Also hat Ihr Privatleben den Kürzeren gezogen.“ Fisher lehnte sich an die Wand und strich über seinen Bart.
Soll das ein Witz sein?
Desai trank einen Schluck Wasser und musterte Fisher aus den Augenwinkeln. Er war der Einzige auf der Station – soweit sie wusste –, der über ihre Beziehung zu Commodore Reyes informiert war. Die beiden Männer waren seit Jahrzehnten Freunde, deshalb wusste er wohl auch, dass diese Beziehung seit einigen Wochen getrübt war. Fisher hatte jedoch immer darauf bestanden, sich nicht in die persönlichen Angelegenheiten anderer, auch wenn sie seine besten Freunde betrafen, einzumischen, zumindest solange ihm das irgendwie möglich erschien.
Das heißt, dass er sich Sorgen um Diego macht
, dachte sie.
Vielleicht macht er sich sogar Sorgen um mich
.
„Fish“, sagte sie nach einem Moment. „Wie geht es ihm?“
Er zog die Augenbrauen zusammen. „Glauben Sie etwa, das würde er mir verraten?“
„Ihnen eher als mir.“
„Weil ich ihm schon länger nachstelle als Sie.“ Seine trockene Antwort brachte sie zum lachen. „Er schleppt sehr viel mit sich herum. Seine Mutter beschäftigt ihn. Hallie Gannon und alle anderen an Bord der
Bombay
beschäftigen ihn.“ Er seufzte und sah sich kurz im Gang um, bevor er fortfuhr. „Er ist sehr gerne hier, Rana. Es gibt Herausforderungen, Geheimnisse, es gibt viel zu lernen. Das ist der richtige Ort für ihn. Aber er hasst es, andere zu verlieren. Das war schon immer so.“
Desai nickte. „Ich weiß.“
Das war ihr bei der Untersuchung des
Bombay
-Zwischenfalls aufgefallen. Es war ihre Pflicht gewesen, den Verhören beizuwohnen. Stundenlang hatte der Staatsanwalt Reyes befragt, hatte herausfinden wollen, ob dessen Handlungen in irgendeiner Weise zu der Tragödie beigetragen hatten. Mit Aussagen und Berichten hatte man ihn gezwungen, den Zwischenfall unzählige Male zu erleben. Desai ahnte, dass jeder Moment die Wunde, die der Verlust des Schiffs, seiner Besatzung und einer guten Freundin gerissen hatte, vergrößert hatte.
„Seltsam ist nur“, sagte Fisher, „dass er seit dreißig Jahren andere verliert. Man sollte meinen, er hätte inzwischen gelernt, damit umzugehen.“
Die taktlos erscheinende Bemerkung traf Desai. „Das ist sehr hart. Sie wissen so gut wie ich, dass er im Inneren ein anderer Mensch ist als der, den er uns in der Uniform zeigt.“
In der Öffentlichkeit gab er sich rau und unnahbar, aber sie hatte die Verletzlichkeit gesehen, die
Weitere Kostenlose Bücher