Star Trek - Vanguard 02 - Rufe den Donner
brachen, hatte er ihr seine
Katra
aufgezwungen.
Unterwirf dich
.
Seit diesem Moment lebte Stens Geist mit all seinen unterdrückten Emotionen – Wut, Tücke, unerfüllte Lust – neben T’Prynns eigenem Bewusstsein. Er führte das traditionelle Duell fort, kämpfte mit ihr um die Herrschaft über ihren Verstand.
Unterwirf dich
.
T’Prynn war sich dieser Präsenz fast immer bewusst, doch in der letzten Zeit schien Stens
Katra
häufiger und stärker gegen ihren Geist anzustürmen. Sie nahm an, dass ihre mentalen Sperren durch den Stress der Arbeit, den wenigen Schlaf und ungenügende Meditationszeiten geschwächt worden waren. Hinzu kamen die unregelmäßigen, aber leidenschaftlichen Schäferstündchen, die sie mit der unerklärlich anziehenden Anna Sandesjo, Botschafter Jetaniens Attachee, verbrachte. Vielleicht trug auch das zu ihrer Schwäche bei.
Eine interessante Vorstellung
, dachte sie.
Bisher hatte T’Prynn Stens Angriffe mithilfe von Techniken zurückwerfen können, die sie von den Adepten gelernt hatte. Sie verdankte ihre geistige Gesundheit und wohl auch ihr Leben diesem jahrhundertalten Orden, der nicht nur über die uralten Lehren Suraks wachte, sondern auch über die Schriften und Lehren des
Kohlinar
und anderen mentalen und körperlicher Disziplinen, mit denen die Vulkanier versuchten, Weisheit durch Logik und die umfassende Beherrschung ihrer Gefühle zu erlangen.
Unterwirf dich!
Trotz allem war es den Adepten jedoch nicht gelungen, sie von den Angriffen zu befreien, mit denen sich Sten gegen die Mauern warf, die T’Prynn um ihren Geist errichtet hatte. Alle ihre Versuche waren gescheitert und schließlich hatten die weisen Lehrer ihr erklärt, die
Katra
ihres toten Verlobten würde in ihr bleiben, entweder bis sie sich aus freien Stücken dazu entschloss, den fremden Geist zu verlassen oder bis T’Prynn starb. So lange eines dieser beiden Ereignisse nicht eingetreten war, ging der Kampf in den Tiefen ihres Geistes weiter.
Ich werde mich dir nicht unterwerfen!
, schrie sie innerlich.
Ich werde niemals aufgeben
.
Mit einer gewissen Frustration erkannte T’Prynn, dass weitere Meditationsversuche sinnlos waren. Mit aller Macht stieß sie Stens
Katra
erst einmal wieder zurück in das dunkle Gefängnis ihres Geistes. Dann beugte sie sich vor, blies die Kerze aus und stand auf.
„Computer, Licht.“
Sofort leuchteten vier, in die Ecken der Wände eingelassene Lampen auf und tauchten den Raum in ein hartes rötliches Licht. Sie ging zu dem kleinen, einfachen Tisch, der in einer Ecke neben ihrem Bett stand, zog ihre Meditationsrobe aus und faltete sie sorgfältig zusammen. Dann legte T’Prynn sie auf das Fußende des Betts. „Computer, zeige mir den Abflugplan der Andockstation“, sagte sie, während sie nach ihrer Uniform griff.
Ein graues Sternenflottencomputerterminal stand auf ihrem Tisch. In einem Schubfach unterhalb des Terminals waren Datenkarten verstaut, die sorgfältig geordnet und beschriftet worden waren. Sonst lag nichts auf der hölzernen Oberfläche. Der Computerbildschirm erwachte zum Leben und zeigte eine Tabelle voller Daten. T’Prynn zog ihre Uniform an, strich sie glatt und warf einen Blick auf die Tabelle auf dem Monitor. Einen Moment später sah sie bereits, dass Cervantes Quinns kleines Schiff immer noch für einen pünktlichen Abflug vorgesehen war.
Natürlich gab es für ihren Plan, den Frachterpilot in ihren Dienst zu zwingen, keine Erfolgsgarantie. Sie war davon überzeugt, dass sich die klingonische Sensorendrohne – eine von vielen, die von Schiffen überall in der Taurus-Region ausgesetzt worden waren – an den Koordinaten befand, die sie aufgrund abgefangener klingonischer Subraumnachrichten errechnet hatte. Anfangs hatte sie bezweifelt, dass Quinn in der Lage sein würde, die Drohne zu finden und die Daten, die sie enthielt, an sich zu bringen, doch dann hatte sie daran gedacht, dass dieser Mensch sich seinen Lebensunterhalt damit verdiente, das All nach Dingen abzusuchen, die ihm nicht gehörten. Der Pilot war sicherlich ein Mann mit vielen Fehlern, aber es wäre dumm gewesen, ihn zu unterschätzen.
Es überraschte und beunruhigte T’Prynn jedoch, dass er sich ihrem Befehl widersetzt und Kontakt zu Tim Pennington aufgenommen hatte, vor allem, wenn man bedachte, dass er unwissentlich zum jähen Ende von Penningtons Karriere beigetragen hatte. Aus noch nicht bekannten Gründen hatte Quinn sich mit dem Reporter angefreundet. Die beiden verbrachten viel
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