Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
ausgerichtet war. Bei seiner Maximalgeschwindigkeit von Warp 5 würde die Reise knapp drei Monate dauern, wobei Reyes wusste, dass das Schiff entsprechend ausgerüstet war, die Zeit erträglich zu gestalten. Man hatte ihm bereits versichert, dass er die Freizeiteinrichtungen des Transporters voll nutzen durfte. Immerhin war er sein einziger Passagier, und was sollte man sonst schon mit ihm anfangen?
Als Reyes sich von der Nahrungsluke umwandte, stand Desai plötzlich vor ihm, das hübsche Gesicht von einem traurigen Schatten der Resignation gezeichnet. Sie griff nach ihm, zog ihn zu sich, und ihre Augen wurden feucht. „Es ist fast soweit.“
„Ich weiß“, sagte Reyes und strich ihr mit einer Hand über das Haar, während sie ihren Kopf an seine Brust lehnte. Er legte sein Kinn auf ihr Haupt, und für einen Augenblick standen sie einfach so da. Dann sagte er: „Rana, ich glaube, ich habe dir nie gedankt.“
Sie hob den Kopf und sah ihn an. Reyes wusste, dass ihr Lächeln erzwungen war. „Bedank dich lieber bei Admiral Moratino. Sie hat diesen ehelichen Besuch genehmigt.“
Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Obwohl sein Herz schwer war, musste Reyes lachen. „Werde ich machen.“ Der Admiral hatte seiner Bitte nach einem Besuch während seiner letzten Nacht stattgegeben. Genauer gesagt, war Moratino sogar äußerst großzügig gewesen, wenn man seine Position bedachte. Reyes hatte sich lange nach dem Grund dafür gefragt, Moratino hatte ihm keinen genannt. Also hatte er den Gedanken an ihre Rücksichtnahme verdrängt und sich lieber auf seinen letzten Abend mit Rana konzentriert – der erste seit Monaten, den sie allein und gemeinsam verbrachten. Und trotz des Damoklesschwerts, das über ihnen schwebte, war es ihnen gelungen, die Wirklichkeit für ein paar Stunden zu vergessen.
„Weißt du, was? Ich glaube, das mit uns ist nicht länger geheim“, sagte Desai und legte ihre Hand auf seine Brust.
Abermals kicherte Reyes trocken. „Ich sag’ dir das ungern, Liebling, aber diese Katze ist schon lange aus dem Sack. Genau wie die Sache mit dem klingonischen Kopfgeld. Frag Tim Pennington nach seiner Rückkehr, falls du mir nicht glaubst.“ Dann legte er den Finger unter ihr Kinn, schob ihren Kopf hoch. „Was ich eben meinte, war, dass ich dir nie für deinen Beistand gedankt habe. Dafür, dass du für mich und mit mir in den Ring gestiegen bist. Du hattest die Regeln und deine Pflicht auf deiner Seite, und warst trotzdem für mich da.“
„Dich zu verteidigen, war meine Pflicht“, entgegnete Desai. „Richtig oder nicht – ich wollte sicherstellen, dass du gehört werden würdest.“ Sie tippte ihn auf die Brust. „Dass ich dich Idioten liebe, hat vermutlich auch nicht geschadet.“
„Irgendwas ist immer“, sagte Reyes.
Desais Gesicht verfinsterte sich wieder. Eine Träne fiel aus ihrem linken Auge und kullerte langsam ihre Wange hinab. „Was soll ich bloß ohne dich machen, Diego?“
Reyes wischte die Träne mit dem Daumen weg, beugte sich vor und küsste Rana auf die Stirn. „Ich verlasse dich nicht“, sagte er und atmete tief ein. „Und wer weiß? Vielleicht kannst du meine Strafe in der Berufung noch vermindern, oder ich komme wegen guter Führung früher raus. So oder so hoffe ich, dass du da bist, wenn es vorbei ist.“
„Das werde ich“, sagte sie leise, und es klang, als bräche ihre Stimme unter dem Druck, mit dem sie ihre Gefühle im Zaum zu halten versuchte. Einmal mehr klammerte Rana sich an ihn, und so verblieben sie, vereint in diesem gemeinsamen Augenblick, bis die Türklingel ertönte.
„Herein“, sagte Reyes und ließ Desai los.
Die Tür glitt auf und erlaubte den Blick auf eine der zwei Wachposten, die vor seinem Quartier stationiert waren. Als die Frau zur Seite trat, kam Dr. Fisher ins Bild. Trotz der späten Stunde trug er noch seine reguläre Uniform – und kam wie selbstverständlich ins Zimmer. In seiner rechten Hand hielt er etwas, das wie vier altmodische, gebundene Bücher aussah.
„Ich habe gehört, du empfängst keine Besucher“, sagte Fisher, „aber ich dachte mir, ein oder zwei Ausnahmen wären sicherlich drin.“
Reyes nickte und lächelte leicht. „Jetanien kam dir zuvor. Der war schon zur Essenszeit hier.“ Er hatte Admiral Nogura und Commander Cooper darüber informiert, dass er keinen Besuch wollte. Soweit es ihn betraf, war er nurmehr eine Ablenkung von der eigentlichen Mission der Raumstation. Je eher er fort war, desto früher
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