Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
aus üppigem, dickem Stoff, der Xiong an Wandschmuck erinnerte, ruhte ein großer Kristall. Er war fast so groß wie ein menschlicher Kopf und geschnitten wie eine sechsseitige Doppelpyramide. Sein klares, farbloses Äußeres bildete die Hülle um einen kleineren violetten Kristallkreis in seinem Kern. Dieser kleinere Kristall hatte den Umfang einer großen Grapefruit.
Während er ihn betrachtete, kam Leben in den inneren Kristall. Er flackerte auf und verströmte eine vibrierende Aura, welche durch die Hülle drang und das gesamte Innere des Sarkophags in ein helles, lavendelfarbenes Licht tauchte.
„Meine Güte“, sagte Xiong. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“ Er war nicht in der Lage, seine Reaktion zu beherrschen. Zwar konnte er nicht prüfen, ob es sich bei dem Kristall wirklich um ein Relikt der Shedai handelte, doch optisch war seine Abstammung kaum zu leugnen. Als er aufblickte, trat Tasthene panisch zitternd von der Kiste zurück, ohne den Kristall aus den Augen zu lassen.
War das die fehlende Verbindung, der Schlüssel, nach dem er seit seinen ersten Untersuchungen der Shedai-Technologie gesucht hatte? Xiong sah sich plötzlich zwei Herausforderungen gegenüber. Zum einen konnte er die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, etwas Neues zu lernen, zum anderen musste er aber auch alles in seiner Macht stehende tun, um seinen klingonischen Entführern nicht zu viel in die Hände zu spielen. Irgendwie musste er einen Mittelweg finden, bis die Sternenflotte ihn gefunden hatte. Natürlich vorausgesetzt, dass sie überhaupt nach ihm suchte.
Und das willst du alles schaffen, ohne getötet zu werden? Na dann, viel Glück …
Kapitel 45
Reyes leerte seine Kaffeetasse und genoss das reichhaltige Aroma des Getränks. Als er sich zu dem Tisch vor seinem kleinen Sofa beugen und die Tasse abstellen wollte, zögerte er plötzlich und besah sich das Trinkgefäß erneut. Dabei ging ihm ein unangenehmer Gedanke durch den Kopf. „Ich wette, dort schmeckt der Kaffee mies.“
Rana Desai, die mit unter den Körper verschränkten Beinen und abermals in ihrer regulären Uniform neben ihm saß, seufzte müde, dann lachte sie humorlos und schüttelte den Kopf. „Deine Prioritäten erstaunen mich immer wieder, Diego.“
„Ich hatte auch viel Zeit zum Nachdenken“, sagte er, erhob sich und brachte die Tasse zur Nahrungsluke zurück. Einen weiteren Kaffee wollte er sich nicht gönnen. „Irgendwas von Xiong?“, fragte er Desai.
Sie schüttelte den Kopf. „Gar nichts. Jetanien geht noch ein paar obskuren Kanälen nach, aber die Klingonen bestreiten schlicht, Gefangene gemacht zu haben.“
„Tröstend zu hören“, spottete Reyes. Ming Xiong war der führende Experte der Sternenflotte in allen Dingen, die die Taurus-Region betrafen. Wenn die Klingonen – oder die Tholianer – Einblick in die Fortschritte haben wollten, welche die Föderation mit den Geheimnissen der Shedai gemacht hatte, war Xiong die beste Adresse, um ein solches Wissen zu erlangen.
„Nogura kauft es ihnen auch nicht ab, falls dich das glücklich macht“, sagte Desai nach einem Augenblick. „Aber er kann wenig tun. Am Verhandlungstisch liegen die Nerven ohnehin schon blank; die Klingonen suchen nur noch nach einem Vorwand, in offenen Kampf überzugehen. Dass sie dich nicht in die Finger bekommen, wird sie sicherlich nicht dazu bringen, freundlicher zu sein.“
Reyes nickte. „Ich weiß.“ Die klingonischen Forderungen nach seiner Auslieferung waren belanglos. Jeder Tag brachte den Krieg zwischen der Föderation und dem Klingonischen Imperium einen Schritt näher. In seiner Laufbahn hatte Diego einige Kämpfe gegen die Klingonen miterlebt und legte keinen Wert darauf, die Erfahrung zu wiederholen – insbesondere nicht im Inneren einer Gefängniszelle.
Es war spät geworden, verriet ihm ein Blick auf die Uhr auf seinem Tisch. Oder früh, je nach persönlichem Standpunkt. 0230 Uhr – er wusste, dass sie bald kommen und ihn holen würden. Die Aussicht auf eine lange Reise zur Erde war etwas, was er nicht einmal an seinen besten Tagen mochte. Sie als Gefangener anzutreten, machte schon allein den Gedanken daran nahezu unerträglich. „Ich schätze, sie können mich nicht einfach für die Dauer der Reise betäuben?“
Drei Tage hatte es nur gedauert, bis ein Schiff für die Überführung zur Verfügung gestanden hatte: die
U.S.S
.
Nowlan
, ein Sternenflottentransporter der
Antares
-Klasse, der für die Beförderung von Personen
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