Star Trek - Vanguard 06 - Enthüllungen
sitzt, wären wir ja in einer perfekten Position, um uns zu verteidigen.«
»Ah, darum geht es also. Sie regen sich über das auf, was mit Commodore Reyes passiert ist.«
»Es ist Ihre Schuld, dass er verhaftet wurde.«
»Ich bin anderer Ansicht. Commodore Reyes wird vom Sternenflottenkommando wegen Handlungen angeklagt, die den Führungskodex von Offizieren verletzen. Möglicherweise habe ich einige Leute auf diese Handlungen aufmerksam gemacht, aber die Entscheidungen, die er traf, waren ganz und gar seine eigenen.«
»Das, was Sie veröffentlicht haben, ist Teil seiner Anklagen vor dem Militärgericht, das können Sie nicht abstreiten.«
»Die Anklagepunkte beinhalten auch, Informationen an mich weitergegeben zu haben, die an höherer Stelle als geheim eingestuft wurden. Ich habe den Commodore nicht gezwungen, mir all das zu sagen. Und die Informationen, über die ich geschrieben habe, kamen direkt und ausschließlich von ihm. Ich habe keine geheimen Akten gestohlen und sie dann ohne Rücksicht auf Verluste oder Leben, wie Sie das nennen, über Subraumkanäle geschickt. Ich nehme meine Verantwortung als Reporter sehr ernst, Mister …«
»Sie müssen nicht wissen, wer ich bin. Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte.« Der junge Mann zerrte am Saum seines roten Uniformhemds und zog es über der Brust straff, beinahe so, als wollte er sichergehen, dass ich begriff, wie ausgeprägt seine Muskulatur darunter war. »Vielleicht denken Sie demnächst darüber nach, bevor ein angedocktes Schiff in die Luft fliegt oder wir zusehen müssen, wie diese Station ausradiert wird, wie es mit diesem Planeten passiert ist.«
Der Mann verließ den Tisch, und ich nahm meine Gabel wieder zur Hand, um in meinem Rührei herumzustochern. So wie es aussah, war mein Frühstück mittlerweile bis jenseits der Genießbarkeit abgekühlt.
»Na, das war ein Anblick, für den sich das Aufstehen gelohnt hat«, ertönte eine Stimme von der anderen Seite des Tischs. Ich sah auf und blickte direkt in Amity Prices tiefbraune Augen.
»Ich habe gar nicht bemerkt, dass Sie hereingekommen sind«, sagte ich und schenkte ihr ein kleines Lächeln. Die Anspannung wich langsam von mir.
»Sie waren ein wenig beschäftigt.« Sie glitt auf einen Stuhl, der meinem gegenüberstand. »Aber Sie klangen echt überzeugend.«
»Das sollte ich auch. Das ist die gleiche Diskussion, die ich mehrmals in der Woche mit mir selbst führe. Allerdings habe ich sie jetzt zum ersten Mal laut gehört.«
Amity nickte. »Mein Großvater war ebenfalls Reporter.«
»Im Ernst?«
»Mm-hmm. Nicht direkt für den FND, aber seine Storys wurden dann und wann aufgegriffen, soweit ich weiß. Er kam ganz schön herum und hat nur für die Nachrichtendienste der Kolonie oder des Außenpostens geschrieben, auf dem er jeweils lebte. Als ich meinem Dad eröffnete, dass ich wie Opa in den Journalismus gehen wolle, hat er mir davon erzählt, wie es war, als er aufwuchs. Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie die Leute Opa auf der Straße anhielten und ihn wegen etwas, das er geschrieben hatte, zur Schnecke machten. Dabei spielte es keine Rolle, ob sie gerade aßen oder einkaufen waren oder einfach irgendwo hingingen, und er wusste nie, wann es wieder passieren würde. Es passierte einfach. Und sogar ziemlich oft, nach allem, was er sagte. Die Regel war, dass mein Vater ganz still stehen und schweigen musste, damit jeder das sagen konnte, was er zu sagen hatte.«
»Ah. Dann folgen Sie also dieser Regel.«
Amity lächelte und zeigte auf das Wasserglas, das auf dem Tisch stand. »Ist das Ihres?«
»Ja, aber ich hab’s nicht angerührt«, erwiderte ich und wies mit dem Daumen auf das Glas Tomatensaft, das ich schon halb geleert hatte.
»Danke«, sagte sie und nippte an dem Glas. »Ich habe Opa davon erzählt, und er hat sich kaputtgelacht. Und wissen Sie, was er sagte? ‚Amity, eine Kolonie ist ein Dorf. Du kannst schreiben, das jemand geboren wird und dass er ein Tor in einem großen Spiel macht. Du kannst darüber schreiben, dass er heiratet und einen Jungen bekommt. Du kannst über seine Errungenschaften schreiben oder seine Entdeckungen oder seine Reisen, und du wirst keinen Ton von ihm hören. Aber wenn du über etwas schreibst, das er falsch gemacht hat, und wenn es auch nur eine Kleinigkeit ist, dann bist du plötzlich der Mistkerl, der für den Nachrichtendienst schreibt. Das warst du immer und das wirst du auch immer sein.‘«
Ich lachte, und das schien ihr zu gefallen.
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