Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
McLellan dem Shedai begegnet, der das gesamte Jinoteur-System hatte verschwinden lassen, als hätte es nie existiert. Reyes hatte es aufgegeben, sich vorzustellen, dass eine Spezies wie die Tkon eine Technologie besessen haben sollte, die mit dieser unfassbaren Macht zu vergleichen war. Allein bei dem Gedanken bekam er schon Kopfschmerzen.
»Und was ist mit den Klingonen?«, wollte Moyer wissen. »Was wissen die Ihrer Ansicht nach über die Artefakte?«
»Das weiß ich beim besten Willen nicht«, erwiderte Reyes. »Sie schienen zumindest bis zu einem gewissen Grad zu wissen, dass man mit der Shedai-Technologie interagieren kann. Ich vermute, dass sie das herausgefunden haben, während Xiong von den Klingonen auf Mirdonyae V festgehalten wurde. Es war wahrscheinlich auch der Grund für die verdeckte Operation, bei der das Artefakt von der Station gestohlen worden war.«
Moyer nickte und schwieg einige Sekunden lang, während sie weitere Notizen in ihre Datentafel eingab. »Das Artefakt, bei dessen Raub Sie ihnen geholfen haben?«
Reyes trank einen Schluck Kaffee und bemerkte den anklagenden Blick des JAG-Offiziers, woraufhin er lächelte. »Gut gemacht, Commander. Ich habe bereits zugegeben, Informationen weitergegeben zu haben, mit deren Hilfe der Dieb die Sicherheitsmaßnahmen der Station umgehen und in die Gruft gelangen konnte. Ich habe das alles bereits T’Prynn erzählt, wiederhole mich aber gern: Sie hätten sich das Ding mit oder ohne meine Hilfe geholt. Alles, was ich getan habe, sollte nur verhindern, dass dabei jemand zu Schaden kam.«
»Sie haben ihnen die Sicherheitscodes, -protokolle und -prozeduren verraten«, stellte Moyer fest.
Reyes tippte mit einem Finger auf den Tisch. »Und Sie haben das alles zehn Sekunden nach dem Raub geändert, nicht wahr?«
»Sie haben ihnen im wahrsten Sinne des Wortes die Tür geöffnet.«
»Vielleicht bilde ich mir das ja nur ein«, meinte Reyes und griff nach seiner Kaffeetasse, »aber so langsam klingt das für mich nach einem Verhör.«
»Das liegt nicht in meiner Absicht, Sir«, erklärte Moyer und schüttelte den Kopf, »aber wenn Sie ihnen geholfen haben, auf die Station und in die Gruft zu gelangen, dann müssen wir sichergehen, dass Sie ihnen nicht auch andere Informationen, beispielsweise über die Shedai, zugespielt haben.«
»Das habe ich nicht«, versicherte Reyes. »Erstens, weil ich dadurch das Risiko vergrößert hätte, dass Sternenflottenangehörige und Zivilbevölkerung Schaden nehmen könnten. Und zweitens, weil sie nie danach gefragt haben.«
Das gab Moyer zu denken, und sie sah ihn skeptisch an. »Wirklich nicht?«
»Wirklich nicht. Was wollen Sie noch wissen?« Eigentlich hatte Reyes gar kein Problem mit der Befragung. Er hatte damit gerechnet, und Moyer hätte ihren Job verfehlt, wenn sie die entscheidenden Fragen nicht gestellt hätte. Er vertraute auf ihre Fähigkeit und Bereitschaft, das, was sie hörte, gegen die vorhandenen Fakten abzuwägen und ihren eigenen Weg zur objektiven Wahrheit zu finden. Rana Desai hatte immer in höchsten Tönen von dem jungen Offizier gesprochen und ihr großes Potenzial bescheinigt. Wenn Rana Moyers Urteil und Pflichtbewusstsein vertraut und geglaubt hatte, dass sie sich nicht von ihrer persönlichen Meinung beeinflussen ließ, dann konnte Reyes das auch.
Ein metallisches Geräusch drang aus Moyers Datentafel, das Reyes’ Wissen nach vom internen Chronometer des Geräts stammte. Sie sah die Einheit an und tippte mit dem Stift auf die glatte Oberfläche.
»Es tut mir leid, Mister Reyes, aber mehr Zeit habe ich im Moment nicht für Sie. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich für morgen um dieselbe Zeit den nächsten Termin ansetze?«
Reyes zuckte mit den Schultern. »Ich werde mal in meinem Kalender nachsehen, aber ich glaube, da habe ich Zeit.« Während er Moyer dabei beobachtete, wie sie die Datentafel wieder in ihren Aktenkoffer steckte, den sie vom Boden aufgehoben und auf den Tisch gelegt hatte, fügte er hinzu: »Ich weiß es zu schätzen, dass sie dabei so höflich bleiben, Commander. Es ist schließlich nicht so, dass ich mich weigern könnte, Ihre Fragen zu beantworten.«
»Ich sehe keinen Grund, eine feindselige Haltung einzunehmen, wenn es nicht erforderlich ist«, erwiderte Moyer und schloss den Aktenkoffer. »Ich hebe mir die raueren Taktiken für Leute auf, die sie verdient haben.«
Als er die unausgesprochene Bedeutung hinter ihren Worten verstand, lächelte Reyes dankbar.
Weitere Kostenlose Bücher