Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
aufzusehen. »Nogura muss den Verstand verloren haben, so etwas zu autorisieren.«
»Ich bezweifle, dass Nogura das getan hat«, erwiderte Neera, nachdem sie einmal an ihrem Glas genippt hatte. »Ich würde es ihm zwar durchaus zutrauen, aber er kommt mir nicht wie jemand vor, der einen derart schlecht geplanten und amateurhaft ausgeführten Plan autorisieren würde.«
Ganz dachte über die weisen Worte seiner Geliebten nach und nickte dann zustimmend. »Wenn man es laut ausspricht, ergibt es Sinn. Also wurde es über Noguras Kopf hinweg angeordnet?« Bei diesem Gedanken musste er grinsen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Das hat ihm bestimmt nicht gefallen.« Aus den wenigen Begegnungen mit dem Sternenflottenadmiral hatte Ganz geschlossen, dass Nogura ein Mann war, der es nicht mochte, wenn man seine Autorität unterwanderte. Er würde wütend sein über das, was ohne sein Wissen vorgefallen war, und erst recht über die daraus resultierenden Todesopfer. Ganz konnte nachvollziehen, wie sich der Admiral fühlte, wenngleich aus ganz anderen Gründen.
»Idioten«, sagte er und knirschte mit den Zähnen, während er den Bericht erneut überflog. »Wenn sie die Menschen betäubt hätten, hätten wir sie als Druckmittel gegen Nogura einsetzen können.« Zwei Sternenflottenoffiziere, die beim illegalen Eindringen auf orionisches Hoheitsgebiet gefangen genommen worden waren, hätten vielleicht ausgereicht, damit Ganz dem Admiral eine Art Konzession abringen konnte, nur um einen interstellaren Konflikt zu vermeiden. Trotz der Haltung, mit der Nogura Ganz von dem Moment an, in dem er das Kommando über Sternenbasis 47 übernommen hatte, begegnet war, hätte er ein solches Angebot nicht ablehnen können. Selbst wenn er persönlich das bevorzugt hätte, musste der Admiral seinen Herren beim Sternenflottenkommando Rede und Antwort stehen, und die hätten eine zweckmäßige Lösung einer Situation, die nicht nur für die Sternenflotte, sondern auch für Ganz und sogar Neera überaus peinlich werden konnte, nur zu gern zugestimmt. Falls Neeras Vorgesetzte im Orion-Syndikat von den Problemen an Bord der
Omari-Ekon
erfahren sollten, konnten diese ebenfalls entscheiden, lieber die eigenen Verluste zu begrenzen, anstatt noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Eine derartige Entscheidung würde definitiv nicht zugunsten einer verlängerten Lebenserwartung von Neera, Ganz und allen in ihren Diensten ausfallen.
»Hast du die Leichen beseitigen lassen?«, fragte Neera.
Ganz nickte. »Tonzak hat sich darum gekümmert.«
»Na, wenigstens hat er sich einigermaßen vernünftig verhalten.« Neera trank einen weiteren Schluck und schwenkte die restliche Flüssigkeit in ihrem Glas, bevor sie hinzufügte: »Hast du mal darüber nachgedacht, ihn zu befördern? Du sagst doch schon seit ein paar Monaten, dass du einen Ersatz für Zett brauchst.«
Mit einem finsteren Blick schüttelte Ganz den Kopf. »Ich war zwar nicht mit allen Entscheidungen einverstanden, die Zett getroffen hat, und es war sein eigener Fehler, der ihn das Leben gekostet hat, aber das heißt noch lange nicht, dass ihn jeder ersetzen kann. Er hatte gewisse Fähigkeiten, das muss ich ihm lassen.« Zett Nilric, sein ehemaliger »Geschäftsführer«, konnte neben anderen nützlichen Talenten auch auf zahlreiche verdeckte Mordanschläge zurückblicken. Der Nalori hatte sich in den letzten Jahren für Ganz um mehrere delikate Angelegenheiten gekümmert, und der Orioner hatte Zetts Fähigkeit, schnell sowie mit Präzision und Diskretion vorgehen zu können, sehr zu schätzen gewusst. Sein wohl einziger Fehler war sein übertriebener Stolz gewesen, und eben diesen Stolz hatte Cervantes Quinn verletzt, woraufhin Zett letzten Endes durch Quinns Hand ums Leben gekommen war. In den darauffolgenden Monaten hatte Ganz Zetts frühere Position nicht neu besetzt. Mehrere Mitglieder seines Stabes kamen seiner Meinung nach dafür in Frage, aber jedem fehlte irgendetwas. Tonzak war der am meisten versprechende Kandidat aus einem eher mageren Kader wenig reizvoller Aspiranten.
»Ich bin noch nicht bereit, Tonzak so viel Verantwortung aufzubürden«, erklärte Ganz, »aber vorerst wird er ausreichen, solange nichts wirklich Anspruchsvolles ansteht. Jetzt müssen wir ohnehin erst einmal abwarten, was Nogura macht.« Der Admiral hatte nach dem Zwischenfall zwar noch nicht den Versuch unternommen, ihn zu kontaktieren, aber Ganz war der Meinung, dass ihm Repressalien von Seiten der
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