Star Trek - Vanguard 08 - Sturm auf den Himmel
»Das würden Sie für mich tun? Obwohl wir nur flüchtige Bekannte sind?«
»Sie befinden sich in einer Notlage, und ich bin vielleicht in der Lage, Ihnen zu helfen. Es scheint mir eine logische Schlussfolgerung zu sein.«
Für einen Augenblick schien ihre emotionale Kontrolle ins Wanken zu geraten, als würde ein bittersüßes Lächeln verzweifelt versuchen, sich in ihrem Gesicht auszubreiten. Dann kehrte ihre Beherrschung zurück, und sie nickte ihm höflich zu. »Das ist sehr großzügig von Ihnen, Spock. Es wäre mir eine Ehre, Ihre Hilfe anzunehmen und mit Ihnen gemeinsam zu musizieren.«
Auch wenn es ihm schwergefallen wäre, den Grund dafür zu nennen, fand Spock T’Prynns ruhige Dankbarkeit äußerst angenehm.
Endlich Feierabend. Doktor Ezekiel Fisher – Zeke für seine Freunde – schätzte, dass er diesen Ausdruck über die Jahre Hunderte von Malen verwendet haben musste, aber niemals hatte er so gut gepasst wie jetzt, während er sein Büro im Krankenhaus von Vanguard leer räumte. Er widerstand dem Drang, wegen jeder Kleinigkeit, die er einpackte, in Wehmut auszubrechen. Einige Gegenstände, wie seine ausgewählten Familienhologramme, hatte er bereits nach und nach in sein Quartier mitgenommen, da er seit Längerem vorgehabt hatte, seine Kündigung einzureichen. Andere, wie die verschiedenen Scherzgeschenke, die ihm Freunde und Angestellte über die Jahre gemacht hatten, packte er erst heute ein.
Ein quadratischer Kopf mit grauem Haar und ebensolchem Schnurrbart spähte um die Ecke der offenen Tür. »Entschuldigung, Zeke«, sagte Doktor Robles, »ich möchte dich nicht drängen, aber …«
»Doch, das willst du«, erwiderte Fisher. Er warf ihm ein neckendes Grinsen zu, das er sein Leben lang perfektioniert hatte. »Immer mit der Ruhe, Gonzalo. Du wirst mich schon schnell genug los.«
Robles kratzte sich abwesend an der Schläfe. »Das hast du schon vor drei Tagen gesagt.«
»Ich habe eine Menge Zeug.« Als er spürte, dass der neue Chefarzt die Grenzen seiner Geduld erreicht hatte, und nun endlich sein neues Büro beziehen wollte, hob Fisher eine Hand, um jedes weitere Argument zu unterbinden. »Keine Scherze mehr. Ich brauche nur noch ein paar Minuten, ich verspreche es.«
Robles bildete mit Zeige- und Mittelfinger ein V und deutete damit zuerst auf seine Augen, dann auf Fisher.
Ich behalte dich im Auge
. Dann verschwand der etwa Fünfzigjährige wieder im alltäglichen Chaos des Krankenhauses.
Fisher packte einen Gießharzschädel ohne Unterkiefer, den er fast dreißig Jahre lang als Bonbonschale benutzt hatte, in eine der Kisten. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, »Yorick« als Will-kommensgeschenk für Robles dazulassen, aber dann entschied er, dass sein Büro für den Internisten Belohnung genug war. Wo sollte Fisher außerdem sonst seine Minzbonbons aufbewahren?
Nachdem er den Müll von drei Jahren aus der unteren Schublade des Schreibtisches geborgen hatte, hörte er ein Klopfen am Türrahmen. Während er noch damit kämpfte, sich wieder in eine stehende Position zu bringen, knurrte er: »Verdammt, Gonzalo, ich hätte nicht gedacht, dass du die ‚paar Minuten‘ so wörtlich nimmst.« Dann drehte er sich um und sah überrascht, dass dort nicht sein Nachfolger, sondern sein ehemaliger Schützling stand, sozusagen sein beruflicher verlorener Sohn. »Ist das denn die Möglichkeit?«
Doktor Jabilo M’Benga lächelte ihn an. »Wie ich höre, hätte ich Sie fast verpasst.« Er betrat das Büro, und Fisher kam ihm entgegen. Sie umarmten sich wie Brüder, dann klopfte Fisher dem jüngeren Mann auf die breiten Schultern. »Sehen Sie sich nur an. Ich gebe es ungern zu, aber der Raumschiffdienst scheint Ihnen gut zu bekommen.«
»Haben Sie eine Ahnung«, sagte M’Benga, als sie sich aus ihrer Umarmung lösten. Er schlenderte ein wenig im fast leeren Büro umher. »Dieser Ort ist ohne Sie schwer vorstellbar.«
Fisher zuckte mit den Schultern. »So schwer nun auch wieder nicht. Ich tue es jetzt schon seit Monaten, und es wird immer einfacher.« Er fuhr damit fort, seine restlichen Habseligkeiten in die Kiste zu packen. »Manchmal sieht man den Sturm kommen und weiß einfach, dass es an der Zeit ist, sich aus dem Staub zu machen. Wissen Sie, was ich meine?«
»Schätze schon.« M’Benga steckte die Hände in die Taschen seines blauen Laborkittels. »Auch wenn ich mich eines frage. Denken Sie wirklich, dass Sie nach mehr als fünfzig Jahren in der Sternenflotte noch für ein
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