Star Trek - VOY - 014 - Das schwarze Ufer.rtf
den
Sensorschirm über dem jetzt leeren Biobett. Chakotay fragte sich, ob es den holographischen Arzt beruhigte, daß er die Geräte der Krankenstation ganz nach
Belieben ein- und ausschalten konnte – das gab ihm in der technologischen Hierarchie eine gehobene Stellung.
Oder erinnerte ihn dieser Umstand an die flüchtige
Natur seiner eigenen Existenz? »Nun, Commander, wie
kann ich Ihnen helfen?«
Chakotay dachte an die Ereignisse während der letzten Minuten. »Vielleicht hat es etwas mit dem zu tun, was ich hier gerade beobachtet habe.«
»Ein moralisches Problem?« fragte Captain Kathryn
Janeway.
»Ja«, erwiderte Chakotay. Sie führten ein privates
Gespräch im Bereitschaftsraum der Kommandantin,
abseits der Brücke. Eine Tasse mit dampfendem Kaffee stand vor Janeway auf dem Schreibtisch. Um Energie
zu sparen, war die Replikatorkapazität rationiert, und deshalb erlaubte sich Janeway nur einen Becher Kaffee pro Tag, jeweils am Morgen. Sie trank einen Schluck
und genoß den bitteren Geschmack, während Chakotay
vom jüngsten Zwischenfall in der Krankenstation
berichtete. Der Erste Offizier saß ihr in einem
Duraniumsessel gegenüber. Nach der Zeiteinteilung an Bord der Voyager war es noch Morgen. Die
Kommandantin genehmigte sich einen weiteren Schluck
und wartete auf die anregende Wirkung des Koffeins.
»Harry Kim, sagen Sie?« fragte Janeway. »Das finde
ich beunruhigend. Ohne mich negativ über die anderen Besatzungsmitglieder äußern zu wollen: Bei B’Elanna, Neelix oder auch Tom Paris hätte mich eine solche
Reaktion kaum überrascht. Aber Harry? So etwas sieht ihm gar nicht ähnlich.«
Chakotay nickte ernst. »Die Ereignisse in bezug auf
Fähnrich Kim sind nur Ausdruck eines größeren
Problems. Der Doktor bestätigte meine eigenen
Beobachtungen. Viele Angehörige der Crew offenbaren
Anzeichen von Streß und Erschöpfung. Viele Leute sind mit ihren Nerven am Ende. Es herrscht eine recht
gereizte Stimmung. Vorgestern mußte ich B’Elanna
daran hindern, Neelix zu zwingen, eine besonders
unappetitliche talaxianische Spezialität selbst zu
verspeisen.«
»Seltsam«, sagte Janeway. »Ich dachte, der
psychologische Zustand der Crew hätte sich verbessert, seit wir das Raumgebiet der Kazon verlassen haben.«
Es wurde auch Zeit , fügte sie in Gedanken hinzu. Eins stand fest: Ihre eigene Abenteuerlust hatte
zugenommen, seit sie es nicht mehr mit den Kazon und ihren Intrigen zu tun bekamen. Es beunruhigte sie, daß der Erste Offizier eine neuerliche Verschlechterung der Moral befürchtete.
»Bis vor kurzer Zeit war die Stimmung an Bord gar nicht so schlecht«, erläuterte Chakotay. »Aber jetzt fliegen wir durch eine besonders öde Zone des Delta-Quadranten.
Abenteuer und Erforschung sind die besten Mittel gegen Heimweh, doch wenn wir viele Tage lang durch leeren
Raum fliegen, ohne irgendeine Abwechslung… So was
schlägt aufs Gemüt.«
»Ich verstehe.« Janeway mußte zugeben, daß sie sich
ebenfalls langweilte. »Was sollten wir Ihrer Meinung nach gegen die schlechte Stimmung unternehmen?«
»Ich habe den Eindruck, daß der Crew die
sprichwörtliche Decke auf den Kopf fällt«, entgegnete Chakotay. »Gegen die Ursachen des Heimwehs können
wir nichts unternehmen, aber ich schlage vor, der
Besatzung bei der nächsten Gelegenheit Landurlaub zu gewähren.«
»Ausgezeichnete Idee«, sagte Janeway. »Schon seit
Wochen hatte die Crew keine Möglichkeit mehr, das
Schiff zu verlassen.« Ein rundes Fenster hinter der
Kommandantin gewährte Ausblick ins All. Janeway
drehte den Kopf und beobachtete die vorbeiziehenden
Sterne. »Leider scheinen wir uns derzeit nicht in der Nähe eines geeigneten Urlaubsortes zu befinden.«
»Das stimmt«, erwiderte Chakotay. »Aber…« Er
unterbrach sich, als sein Insignienkommunikator im
gleichen Augenblick piepte wie der Janeways. Die
Kommandantin klopfte auf das Kom-Gerät und aktivierte es dadurch.
»Captain hier«, meldete sie sich. »Was ist los?«
Harry Kims Stimme drang aus dem Lautsprecher.
»Fähnrich Kim hier. Ich glaube, Sie und Commander
Chakotay sollten auf die Brücke kommen. Wir
empfangen Kom-Signale von einem nahen
Sonnensystem.«
Kom-Signale? Janeway spürte jene Aufregung, die sich immer dann in ihr regte, wenn die Aussicht bestand,
einer neuen Zivilisation oder einer neuen Lebensform zu begegnen. Darum geht es bei Starfleet , dachte sie.
Selbst hier im Delta-Quadranten. »Verstanden, Mr. Kim.
Wir sind
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