Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
noch einen Schritt weiter. »Sie personifizieren die Konkavität und nennen sie Sonnenfresser. Aber Sie wissen sicher, daß die Anomalie nicht lebt, oder?«
»Selbstverständlich. Aber selbst unbelebte Dinge verfügen über einen Geist, der Respekt verdient.«
»Captain, viele Stämme der nordamerikanischen Ureinwohner teilen diese Einstellung. Ich weiß, daß Sonnen gewaltige Gaskugeln sind, in denen nukleare Kernfusion stattfindet. Aber ich halte es auch für möglich, daß sie über Seelen verfügen. Ich denke wie die Verunier, und das kann nur ein Vorteil sein.
Wenn wir ihre Geschichten und Mythen analysieren…«
»Dann entdecken wir vielleicht konkrete Anhaltspunkte, die uns helfen, unsere gegenwärtigen Probleme zu lösen«, sagte Janeway und ließ sich von Chakotays Interesse anstecken. »Na schön, Commander.
Schließen Sie sich Torres und Paris an. Beginnen wir nun damit, unseren Plan in die Tat umzusetzen. Mr.
Tuvok, Sie haben das Kommando. Fähnrich Kim, stellen Sie Viha Nata die vom zerstörten Scoutschiff übermittelten Daten zur Verfügung. Alle anderen kehren an ihre Stationen zurück.«
Das Bild der Verunierin verschwand vom Schirm. Die Offiziere standen auf und sprachen leise miteinander. Paris verharrte am Tisch; er hing seinen Gedanken nach, wollte mit niemandem reden.
Doch er konnte sich den Wunsch, allein zu bleiben, nicht erfüllen: Im Korridor wartete Janeway auf den Navigator und begleitete ihn zum Turbolift.
»Transporterraum zwei«, wies sie den Computer der Transportkapsel an.
Paris stand steif und gerade, die Hände auf den Rücken gelegt.
»Irgend etwas belastet Sie, Tom. Was ist los? Finden Sie die Verunier abscheulich?«
»Ist das so offensichtlich?«
Janeway lächelte sanft. »Wenn man weiß, wonach es Ausschau zu halten gilt.«
Paris zuckte mit den Schultern. Die Sache war ihm plötzlich sehr peinlich. »Ich lasse mich davon nicht bei der Wahrnehmung meiner Pflichten behindern - falls es Ihnen darum geht.«
»Ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Sie sind ein guter Offizier. Nun, es ist nicht ungewöhnlich, mit Unbehagen auf fremde Geschöpfe zu reagieren, insbesondere dann, wenn sie nicht unseren Vorstellungen von Ästhetik entsprechen. Früher oder später kommen Sie darüber hinweg.«
»Ich weiß, wie dumm es ist. Aber… die Verunier erscheinen mir wie zu groß geratene Eidechsen.«
Diesmal lächelte Janeway auf eine sehr hintergründige Art. »Ja, und zufälligerweise mag ich Eidechsen.«
Kapitel 6
Harry Kim haßte den Schutzanzug. - Er wußte natürlich, daß er vor allem dazu diente, ihm Sicherheit zu gewahren. Dun war auch klar, daß er weitaus mehr Flexibilität und Bewegungsfreiheit bot als die unförmigen >Raumanzüge< vor einigen Jahrhunderten. Darüber hinaus konnte kein Zweifel an der Notwendigkeit eines solchen Schutzanzugs bestehen - die von den Voyager -Sensoren ermittelten Ambientedaten der Eroberung wiesen deutlich darauf hin.
Doch das alles bedeutete nicht, daß er sich darüber freuen mußte, solche Kleidung zu tragen. Er kam sich eingeengt vor, wie gefangen, m der normalen Schwerkraft an Bord der Voyager fühlten sich die Gravitationsstiefel schrecklich an. Ein kurzer Blick zu B’Elanna Torres teilte ihm mit, daß sie von dem Schutzanzug kaum mehr hielt als er. Aber nur damit konnten sie an Bord des akerianischen Kreuzers überleben.
Kim war nicht mehr der unerfahrene und über alles staunende Grünschnabel wie damals, als er zum erstenmal die Voyager betreten hatte. Trotzdem: Es gelang ihm nicht, sich ein Beispiel an der ruhigen Gelassenheit von Captain Janeway und des Sicherheitswächters zu nehmen. Sie kannten sich mit solchen Situationen aus.. Es ging um den Transfer an Bord eines fremden Raumschiffs, dessen Lebenserhaltungssysteme nicht mehr funktionierten. Sie hofften, dort Computer zu finden und ihnen Daten entlocken zu können.
Aufregung vibrierte in Harry Kim.
Vier Personen traten ein wenig schwerfällig auf die Transferplattform. Der Sicherheitswächter überprüfte seinen Phaser und hielt ihn schußbereit. Janeway, Torres und Kim schalteten die Lampen an den Handgelenken ein.
Kims Herz schlug schneller, als Janeway die entscheidende Anweisung erteilte: »Energie!«
Einen Sekundenbruchteil später standen sie auf der Brücke der Eroberung , und Harry Kim war sofort dankbar für die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen. Das akerianische Schiff stellte tatsächlich nur noch ein Wrack dar. Hier und dort flackerten
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