Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
Kontrollampen. Der Fähnrich bewegte die Lampe am Handgelenk, und ihr Lichtstrahl wanderte durch einen geradezu riesigen Raum mit schwarzen, praktisch wirkenden Einrichtungsgegenständen und Konsolen. Von der anmutigen Eleganz der Voyager fehlte hier jede Spur. Die Brücke der Eroberung kündete von schmuckloser, kalter Effizienz, so wie auch die äußere Form des Schiffes.
Doch die Voyager hatte jener Effizienz ein Ende bereitet. Qualm wallte in dichten Schwaden.
Kabelstränge neigten sich hin und her, wie die Tentakel von Seeanemonen. Doch es gab auch verblüffende Schönheit: Als sich Kim umdrehte, erwartete ihn ein schier atemberaubendes Panorama des Weltraums. Die bugwärtige Wand des Kontrollraums, mehr als zehn Meter hoch und noch ein ganzes Stück breiter, erwies sich als transparent und gewährte den Blick ins All. Die dadurch geschaffene Ästhetik bildete einen seltsamen Kontrast zur düsteren Schlichtheit, durch die sich hier alles andere auszeichnete.
Die Kommandantin klopfte auf ihren Insignienkommunikator. »Janeway an Voyager . Ich bestätige den Retransfer. Wir sind im Kontrollraum der Eroberung .«
»Wir behalten von hier aus alles im Auge, Captain«, erwiderte Tuvok.
Kim kniff die Augen zusammen und beobachtete einen großen Tropfen, der vor ihm in der Schwerelosigkeit schwebte. Die Flüssigkeit erschien ihm sehr dunkel. Der Fähnrich runzelte neugierig die Stirn, streckte die Hand aus und berührte den Tropfen, der daraufhin sofort auseinanderplatzte. Jedes
>Fragment< formte eine kleinere Kugel, und alle glitten in unterschiedliche Richtungen davon.
»Hier scheint es irgendwo ein Leck zu geben, Captain«, sagte Kim. Handelt es sich vielleicht um Kühlflüssigkeit?
Janeway wandte sich um, als sie seine Stimme hörte. Durch das transparente Helmvisier konnte Kim deutlich ihr Gesicht erkennen und beobachtete, wie ihr Blick etwas galt, das sich über und hinter ihm befand.
Etwas berührte ihn an der linken Schulter. Er wollte sich mit einem Ruck umdrehen, doch in der Nullschwerkraft gerieten seine Bewegungen träge und unbeholfen.
Plötzlich sah er sich einer Leiche gegenüber - nur wenige Zentimeter trennten ihn von der Maske vor dem Gesicht des Toten.
Kim schnappte nach Luft und zuckte instinktiv zurück. Dadurch geriet er aus dem Gleichgewicht, und eine halbe Ewigkeit lang ruderte er mit den Armen. Dann spürte er Janeways ruhige Hand am Ellenbogen. Anteilnahme und Verständnis zeigten sich in ihren Zügen. Kim wußte, was das eigene Gesicht zum Ausdruck brachte: Verblüffung und Entsetzen. Er hatte schon des öfteren Leichen gesehen, doch hier an Bord des akerianischen Kreuzers erschien alles irreal, wie Szenen aus einem Alptraum.
Eine zweite Erkenntnis betraf den Tropfen und brachte Übelkeit. Die Flüssigkeit, die Kim berührt hatte, stammte nicht etwa aus einem Kühlmittelleck. Bei den kleinen Tropfen, die hier und dort durch den großen Kontrollraum schwebten, handelte es sich vielmehr um akerianisches Blut.
Einige Sekunden lang atmete der junge Fähnrich zu schnell. Dann spürte er den von Janeways Hand aus» geübten Druck, beruhigte sich wieder und nickte. »Es ist alles in Ordnung mit mir.«
Sie nickte ebenfalls. »Ich halte es für durchaus sinnvoll, daß Sie dies hier sehen, Harry« Kummer begleitete die Worte. »Das sind die wahren Folgen eines Kampfes«, sagte Janeway, deutete dabei auf den Toten und die geborstenen Schaltpulte.
Tones hatte die Zeit genutzt, um einige Geräte zu untersuchen. Sie wandte sich jetzt der Kommandantin zu:
»Die Akerianer haben uns angegriffen. Sie sind in der Krankenstation gewesen und wissen daher, wie es dort zuging. Wenn wir uns nicht zur Wehr gesetzt hätten, wäre es kaum bei Verletzungen geblieben.«
»Ich wollte nicht sagen, daß wir uns falsch verhalten haben.« Janeway zögerte und sah sich erneut auf der akerianischen Brücke um. »Uns blieb keine Wahl. Aber wir dürfen nie vergessen, daß jede Aktion etwas bewirkt. Wir sind für das hier verantwortlich, ob es uns paßt oder nicht«
Kim schluckte. Er brachte es jetzt fertig den Blick auf die Leiche gerichtet zu halten, war jedoch dankbar dafür, daß die Miene des Toten hinter einer Maske verborgen blieb. Derzeit stand ihm ganz und gar nicht der Sinn danach, in trübe, anklagend starrende Augen zu sehen.
Der Akerianer trug eine Art Rüstung und gehörte ganz offensichtlich zu einem Volk von Zweibeinern.
Anordnung und Proportionen von Armen und Beinen waren ähnlich beschaffen
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