Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
nicht leichter für Garai.
Als er zusammen mit Linneas zur Audienz mit der Kaiserin unterwegs war - sie fand im großen weißen Metallpalast statt, der als Regierungssitz und imperiale Heimstatt diente -, wagte es Garai, offen zu sprechen.
»Bei allem Respekt, Erster Krieger«, begann er, als sie durch einen langen, schmalen Flur schritten, »
meiner Ansicht nach sollten wir der Regierung die Wahrheit über den Planeten namens Segen und auch über das fremde Raumschiff sagen.«
Linneas verharrte abrupt. In Gedanken duckte sich Garai, doch er zwang sich, gerade zu stehen, den Kopf hoch erhoben zu halten.
Langsam drehte sich Linneas zu Garai um. Seine neue Maske glänzte im fast grellen Licht der Lampen, und ganz deutlich waren die Kerben in den Hörnern zu sehen.
»Kaiserin Riva gehört zu meinen Verwandten, Niedriggeborener«, fauchte Linneas. »Sie bringt nicht die notwendigen Voraussetzungen mit, um die Bürde eine solchen Wissens zu tragen. Seit Jahrhunderten waren die Informationen beim Militär gut aufgehoben. Warum sollte die Regierung überhaupt etwas erfahren? Je weniger Personen daran teilhaben, desto leichter ist es für uns, die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.«
Garai neigte kurz den Kopf, um Zustimmung zu signalisieren. Gleichzeitig nahm er seinen ganzen Mut zusammen.
»Aber jetzt kommt ein weiterer Faktor hinzu: das Raumschiff Voyager . Dadurch wird alles viel komplizierter. Glauben Sie nicht auch, daß die Regierung angesichts der geänderten Situation mit allen und damit meine ich wirklich alle - Fakten vertraut gemacht werden sollte?«
Hinter Linneas’ Maske erklang ein zorniges Knurren, und die in Handschuhen steckenden Hände ballten sich zu Fäusten. Garai schluckte unwillkürlich. Wenn sich Linneas zu einem Angriff auf ihn entschloß, so durfte er aufgrund seiner geringeren Abstammung keinen Widerstand leisten. Von Linneas umgebracht zu werden… Garai konnte sich angenehmere Dinge vorstellen.
»Wann haben die Vertreter der Regierung jemals Fakten benötigt?« erwiderte der Kommandant der Sieg . »Sie bleiben hier, erlassen Gesetze, teilen Waren und Lebensmittel auf, gehen ihren Spielchen nach. Wir treffen die eigentlich wichtigen Entscheidungen! Alle Akerianer wären schon seit langer Zeit tot, wenn die Krieger nicht den Mut gehabt hätten, in die dunklen Tiefen des Raums vorzustoßen, selbst in das Loch im All!«
Garai bewegte den Kopf nicht - Linneas sollte keinen Hinweis darauf bekommen, wohin er sah. Sein Blick huschte hin und her, als er die Komplexität des Palastes bewunderte. Dies war akerianische Technik. Es stellte kein Beutegut dar, das von einem toten Planeten stammte und für das mit dem Leben von harmlosen, unschuldigen Geschöpfen bezahlt wurde. Nur dies gehörte wirklich den Akerianern. In einem jähen Anfall von Kummer fragte sich Garai, ob die Welt namens Segen nicht besser >Fluch< genannt werden sollte. Die Entdeckung des Planeten in der Konkavität hatte dem Militär Macht gegeben und das akerianische Reich zu dem schrecklichen Gebilde von heute gemacht.
Was wäre mit den Akerianern ohne die Relikte auf Segen geschehen? In dem Fall hatte Garai immer eine Katastrophe für unausweichlich gehalten - Linneas wurde nie müde, bei jeder Gelegenheit darauf hinzuweisen. Doch wären die Akerianer tatsächlich ausgestorben? Oder hätten sie gelernt, aus eigener Kraft zu überleben, ohne die Technik von toten Fremden zu nutzen und die Arbeit von Sklaven auszubeuten?
Garai wußte um die Gefährlichkeit solcher Fragen. Aber er wurde auch älter und reifer, und dadurch hielt er es für immer wichtiger, solchen Dingen auf den Grund zu gehen.
Linneas wartete auf eine Reaktion, und Garai beschloß, zunächst einmal nachzugeben.
»Sie haben wie üblich recht, Erster Krieger«, sagte er und versuchte, möglichst ernst zu klingen. »Uns Angehörigen des Militärs geht es allein um das Wohl des Volkes. Etwas anderes nahezulegen, war…
unangebracht von mir.« Er entschied sich gegen das Wort falsch, denn es trug einen zu schweren Bedeutungsinhalt und mochte ihn später verfolgen.
Garai verbeugte sich tief und hörte ein zufriedenes Brummen von Linneas.
»Die Begegnung mit den Fremden hat Sie offenbar verwirrt, Erster Krieger Garai. Nun, wir alle haben eine schwierige Zeit hinter uns«, räumte Linneas ein, und vermutlich glaubte er sogar, großzügig zu sein. »
Nie zuvor stieß unsere Macht auf eine solche Herausforderung. Es ist gut, daß Sie Ihren Fehler eingesehen
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