Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
Tricorder mit? So heißt das Gerät, nicht wahr?«
Chakotay klappte das Sondierungsinstrument auf und betrachtete die Displays. »Offenbar besteht das Schiff aus dem gleichen Metall wie auch die sechs Wächter«, sagte er. »Ich dachte, die mangelnden Abnutzungserscheinungen bei den kleinen Raumern gingen auf den Umstand zurück, daß sie in Höhlen untergebracht und somit vor den Elementen geschützt sind, doch auch der Erste Ort scheint in einem erstaunlich guten Zustand zu sein.«
Ihm fiel etwas ein.
»Nata, die Wächterschiffe sind von den Akerianern nie unter Beschuß genommen worden, weil bestimmte Substanzen im Boden und im Felsgestein eine Ortung verhinderten. Aber dieses Schiff ist für meinen Tricorder keineswegs unsichtbar. Warum kam es nie zu einem Angriff?«
Verwirrung zeigte sich in den Zügen des Echsenwesens. Es neigte den Kopf ein wenig zur Seite und überlegte. »Können Sie feststellen, was sich im Innern befindet?«
Chakotay sah erneut auf die Anzeigen des Tricorders. Sie zeigten ihm alles, was es über die Außenhülle des Kolonieschiffes in Erfahrung zu bringen galt, verrieten jedoch nichts über die inneren Einrichtungen.
»Nein«, antwortete er.
»Vielleicht hielten die Akerianer den Ersten Ort nicht für ein wichtiges Ziel«, spekulierte Nata. »Nur wenige von uns kommen hierher - um zu meditieren, so wie ich, oder um Tote zu bestatten. Und seit einer Weile…« Sie stockte, und tiefe Trauer schimmerte in ihren Augen. »Mögen die Ahnen mir verzeihen, aber wir finden keine Zeit mehr, alle Toten hierherzubringen…«
»Außerdem deuten die wuchernden Pflanzen darauf hin, daß dieser Ort nicht von Ihnen benutzt wird, zumindest nicht mehr«, fügte Chakotay hinzu. Vorsichtig berührte er die Viha am Arm, um ihr zu helfen, den Kummer zu überwinden. Gemeinsam traten sie - behutsam und vorsichtig - über die Gräber zahlloser Verunier hinweg und näherten sich dem Schiff.
Glattes Weiß erstreckte sich dort, wo keine Flora wucherte. Nata streckte die Hand aus und strich über das Metall.
»Ja, es fühlt sich wie bei den anderen Schiffen an«, bestätigte sie.
»Lassen Sie uns nach einem Eingang suchen«, schlug Chakotay vor. »Tasten Sie unter den Blättern und Zweigen nach schmalen Fugen, Unebenheiten, Mulden und anderen Dingen, die auf eine Art Tür hindeuten könnten.«
Gemeinsam machten sie sich ans Werk und trachteten danach, das Pflanzendickicht beiseite zu drängen.
Die Hitze umhüllte Chakotay, schien dabei Substanz zu gewinnen und ihn erdrosseln zu wollen. Als er es nicht mehr auszuhalten glaubte, legte er eine kurze Pause ein, frank aus der Flasche und wischte sich Schweiß von der tätowierten Stirn.
Dicke Ranken leisteten hartnäckigen Widerstand, und die Arbeit fiel sehr schwer. Als Lohn bekamen sie nur etwas mehr von der weißen Hülle zu sehen, die Chakotay an eine Eierschale erinnerte.
Die Sonne kletterte am Himmel hoch. Der Erste Offizier fragte sich schon, ob ihre Bemühungen überhaupt einen Sinn hatten, als seine Finger etwas fanden.
»Ich habe was entdeckt, Nata.«
Die Viha kam sofort zu ihm und war kräftig genug, um die Ranken zur Seite zu zerren.
»Es ist ein Sensorfeld«, sagte Chakotay. »Für Angehörige Ihres Volkes bestimmt.«
Und tatsächlich: In der ansonsten völlig glatten und makellosen Außenhülle zeigte sich eine Vertiefung ihre Form war einer verunischen Hand nachempfunden. Fünf Aussparungen für fünf lange, in Krallen übergehende Finger.
Nata starrte ans großen Augen darauf hinab.
»Wie lange ist es her, daß jemand von uns diese Stelle berührt hat?« hauchte sie.
»Keine Ahnung. Aber ich wette, damit wird ein Schott aktiviert.« Chakotay hütete sich davor, der eigenen Aufregung nachzugeben. Gerade jetzt kam es darauf an, die Ruhe zu bewahren, nichts zu überstürzen. »Seien Sie vorsichtig, Nata. Wir wissen nicht, um was für eine Tür es sich handelt. Vielleicht öffnet sie sich direkt unter uns.«
Die Viha sah kurz zu ihm, blickte dann wieder auf das Sensorfeld hinab. Langsam hob sie den rechten Arm, zögerte kurz, murmelte ein rasches Gebet… und legte die Hand in die Mulde. Sie paßte genau hinein.
Es summte leise. Chakotays Befürchtungen bewahrheiteten sich nicht. Es bildete sich kein Loch im Boden unter ihnen. Es schwang auch nicht ganz plötzlich eine Luke auf. Statt dessen verschwand ein Teil der Außenhülle, still und lautlos. Von einem Augenblick zum anderen war das entsprechende Segment einfach nicht mehr
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