Star Wars™ Das Verhängnis der Jedi-Ritter 8: Aufstieg (German Edition)
Orientierungspunkts, den der Tempel darstellte, war es nicht so einfach, sich zu verlaufen.
Manchmal schätzten sie das tückische Terrain falsch ein, entweder in der Annahme, der Boden sei fest, wo dies nicht zutraf, oder überrascht von einer Ysalamiri-Blase, sodass sie stattdessen in dem schilfigen Marschwasser einsanken. Dort, wo es keinen Matsch und kein Wasser gab, befand sich ein Gewirr von Ranken, Wurzeln und Unkraut, sodass sie mit Lichtschwerthieben den Weg freimachen mussten. Schon nach kurzer Zeit brauchten sie alle dringend eine Sanidusche.
»Ich glaube, Korriban hat mir besser gefallen«, sagte Jaina. Strähnen braunen Haars klebten an ihrer Stirn, sowohl vom Schweiß als auch von der Luftfeuchtigkeit.
»Ja«, entgegnete Ben, der sich gerade am Kopf kratzte. »Zumindest war die Wärme dort trocken.«
»Und es gab Welpen«, fügte Vestara hinzu, die die Macht einsetzte, um sich mit einem Satz aus dem Griff des Morasts zu befreien, der ihre beiden Füße umklammert hielt. »Welpen mag doch jeder.«
Das Geplänkel war von einer grimmigen Sorte, ein Weg, dafür zu sorgen, dass sie nicht die Zuversicht verließ, und um zu verhindern, dass die allgegenwärtige, lauernde Präsenz der Dunklen Seite sie vollkommen verunsicherte. Luke hob eine Hand, und sie verstummten schlagartig, um sich ihm aufmerksam zuzuwenden.
»Wir sind noch ungefähr zwei Kilometer entfernt«, sagte Luke. »Ich bin mir sicher, dass wir alle es spüren. Dieses Gefühl wird noch wesentlich intensiver werden. Wir sollten sehr vorsichtig sein.«
Sie nickten – bei dieser Warnung verging ihnen selbst der halbherzigste Anflug von Humor –, dann gingen sie schweigend weiter. Ben stellte fest, dass seine Aufmerksamkeit zu Vestara hinüberschweifte, und das nicht auf die übliche, angenehm ablenkende Art und Weise. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel heraus, in der Hoffnung – und größtenteils davon überzeugt –, dass sie sich nicht unvermittelt gegen sie wenden würde, jedoch in dem Wissen, dass diese Möglichkeit nach wie vor bestand.
Von den Stürzen in dreckiges Wasser und den unterschiedlichen Niederschlägen bis auf die Knochen durchnässt, wurde Ben kälter, je näher sie kamen. Er wusste, dass das nichts mit seinem Körper zu tun hatte, sondern mit seinem ureigenen Wesen – und mit der Macht. Der dunkle Tempel war nun nicht mehr länger ein düsteres, nervenaufreibendes Bauwerk am Horizont, sondern wurde zu einer drohenden Gefahr. Er streckte seine Machtsinne aus, genauso hyperwachsam, wie er es auf Korriban gewesen war. Dort waren sie von den Tuk’ata angegriffen worden. Ben konnte spüren, dass auch hier schlimme Dinge lauerten, gleich außerhalb seiner Machtwahrnehmung.
Ungefähr zwanzig Meter vom Tempel entfernt blieb Luke stehen. Er zog sein Lichtschwert, schaltete es jedoch nicht ein – noch nicht. Ben tat es ihm gleich. Er fühlte die gesteigerte Aufmerksamkeit seines Vaters in der Macht. Einen Moment lang standen sie alle da, nachdem sie unbewusst eine Reihe gebildet hatten, und betrachteten den Tempel.
Er bestand aus solidem Stein, grau und massiv, und glich einer einzigen riesigen Drohung. Die Dunkelheit, die davon ausging, ähnelte beinahe einem Laut, der so tief war, dass man ihn nicht hören konnte, sondern ihn stattdessen in den Knochen und im Blut fühlte. Es fiel Ben nicht schwer zu glauben, dass Blaster sowie andere banale Energiewaffen und technische Geräte in Gegenwart dieser Macht ihren Dienst versagten. Die Lichtschwerter indes waren zugleich einfacher und komplexer. Ihre Technologie war einfacher, aber aufgrund ihrer tiefen Verbundenheit mit der Macht waren sie wesentlich komplizierter als ein Blaster.
In dem trüben Licht entgingen den vieren die beiden riesigen goldenen Statuen von kapuzentragenden Gestalten nicht, die mit auf die Knäufe ihrer Schwerter gelegten Händen vor ihnen aufragten. An diesem düsteren, feuchtkalten Ort waren die Gestalten noch beunruhigender als jene, die Ben in der Wüste von Korriban gesehen hatte. Um den Fuß des Tempels herum wanden sich aufgemalte Ranken mit unheilvollen Blüten und vermutlich tödlichen Dornen.
»Was nehmt ihr wahr?«, fragte Luke leise und drehte den Kopf, während er sich umschaute.
»Diesen Nexus«, sagte Jaina prompt.
»Ja«, sagte Ben. »Und … einige Manifestationen der Dunklen Seite, aber nicht in der Nähe. Jedenfalls noch nicht.«
»Die Energie ist … so stark «, keuchte Vestara. Ben sah zu ihr herüber. Ihre braunen Augen
Weitere Kostenlose Bücher