Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
wo Yaru Korsin öffentlich Hof gehalten hatte. Dem folgte schließlich der quadratische Hauptplatz, der von dem hoheitlichen Anwesen im Westen, dem Wachturm und dem Wachhaus im Osten und der Tempelkuppel im Norden eingeschlossen wurde. Ein Teil des oberen Platzes lag tatsächlich über der heiligen Ruhestätte der Omen . Das Bauwerk war um das beschädigte Schiff herum und darüber errichtet worden, um es zu schützen.
Allein der Gedanke an die Omen genügte, dass Hilts’ Schritte an Energie gewannen. Er erbleichte nicht einmal, als er die vielen Stufen sah, die zur mittleren Terrasse hinaufführten. Jeder, der das Gebäude aus der Ferne in Augenschein nahm, hätte angenommen, dass es von einer Kultur erbaut worden war, die gerne kletterte – und das stimmte sogar. »Komm schon, Junge«, sagte Hilts. »Nicht trödeln.«
Der Kadaver war noch frisch. Ein rascher, wenig kunstvoller Schnitt durch die Kehle hatte dem Uvak ein Ende bereitet. Hilts musterte das stinkende Tier, das in der Mittagssonne briet. Zweifellos handelte es sich dabei um die Kreatur, die er beim Anflug gesehen hatte – erschlagen, genau in der Mitte der Terrasse. »Ich schätze, die Ställe waren unserem Besucher nicht genehm«, sagte Hilts.
Jaye duckte sich hinter ihn. »Wollt … wollt Ihr die Waffe haben?«
Hilts schaute sich um und streckte die Machtsinne aus. Irgendetwas war hier. »Ja«, sagte er. »Gib sie mir.«
Jaye durchwühlte seinen Rucksack und holte das Lichtschwert hervor. Als Verwalter hatte Hilts keins besessen – zu welchem Zweck auch? –, doch als sie Tahv den Rücken kehrten, hatte er eins von der Leiche eines massigen Kriegers stibitzt. Schließlich wusste man nie, wozu man es mal brauchen würde.
»Wisst Ihr, wie man damit umgeht?«, fragte Jaye.
»Sicher. Sorg einfach nur dafür, dass sie direkt vor mir stehen, und dann schalte ich es ein.«
Die gespielte Ungezwungenheit trug nichts dazu bei, ihr Unbehagen zu lindern. Auch war Hilts nicht in der Anwendung der Macht zu Verteidigungszwecken geschult. Als Junge hatte er zwar dieselbe Ausbildung genossen wie die anderen Stammesangehörigen, doch abgesehen davon, herabstürzende Aquädukttrümmer abzuwehren, hatte er in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig Verwendung für die physischen Manifestationen der Macht gehabt.
Trotzdem erkannte er ein ungutes Gefühl, wenn es ihn befiel – und hier handelte es sich nicht um noch mehr Magensäure, die er in der Kehle schmeckte. In der Tat kannte er diesen speziellen Gestank … »Das Spital«, sagte Hilts, der die Quelle des stechenden Geruchs weiter vorn wahrnahm. »Bleib hier draußen. Wenn du hörst, dass es Probleme gibt, flieh und komm niemals zurück.«
Im Palast in Tahv mochte es vielleicht keine Statuen von Seelah Korsin geben, aber die gemeißelte Figur auf dem Basrelief am Eingang des Spitals war unverkennbar. Als Gemahlin von Yaru Korsin war Seelah die Mutter des Stammes gewesen. Davor jedoch war sie die Frau von Devore Korsin und die Mutter eines Hochverräters. Hilts hatte noch nie irgendwelche bildlichen Darstellungen von Seelah zu Gesicht bekommen, doch als er jetzt die glatte Haut, das wohlfrisierte Haar und die perfekte Figur im Marmor betrachtete, wusste er, dass er jemandem begegnet war, der ihre Zwillingsschwester sein konnte – und das erst vor Kurzem.
»Iliana Merko!«, rief er, als er über die Schwelle trat. »Ich bin es – Verwalter Hilts. Ich weiß, dass Ihr hier seid. Ich glaube, wir sollten uns dringend miteinander unterhalten.«
2. Kapitel
»Iliana? Iliana?« Hilts atmete schwer, als er die Gestalt im Schatten sah. Die letzten zwei Wochen waren für jedermann auf Kesh hart gewesen, doch er erkannte die Anführerin der Schwestern von Seelah kaum wieder.
Iliana hockte zusammengekauert in der kalten Ecke des dunklen Lagerraums und liebkoste zärtlich einen Totenschädel. Sie schluchzte leise, ohne seine Anwesenheit wahrzunehmen.
Hilts warf einen nervösen Blick in den äußeren Saal mit seinen Reihen marmorner Operationstische hinaus – und schaute dann auf das Lichtschwert in seiner Hand hinab. Er hakte es wieder an den Gürtel. Iliana Merko war ein gefährliches Fraktionsoberhaupt gewesen, doch die Gestalt, die er jetzt vor sich sah, war etwas anderes. Ihr einstmals helles Haar war schmutzig und knotig, die einst makellose Haut mit Dreck und Blut besudelt – und erstaunlicherweise auch mit etwas, von dem er nie geglaubt hatte, es je auf ihrem Gesicht zu sehen: Tränen.
»Hier ist sie
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