Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
und machten sich daran, die letzten überlebenden Feinde unschädlich zu machen.
Das Einzige, was nach den Vorstellungen des Sith-Anführers zu laufen schien, war die Ankunft zweier weiterer Menschen – von Kriegern, die offenbar wie er von Bord des Luftschiffs gesprungen waren. Sie waren unverletzt aus dem Hafen nahe dem westlichsten Punkt der Trutzspitze gekommen und sorgten dafür, dass die Sith jetzt zu sechst waren. Doch wenn er verhindern wollte, dass ihnen die Truppen aus dem Osten auf die Pelle rückten, lief ihm die Zeit davon.
»Das Signal, Tellpah! Das Signal!«
»Ich sagte doch bereits, dass ich den Entwarnungscode kenne«, meldete sich Quarra zu Wort.
Edell, der draußen beim Signalapparat stand, schaute zu ihr herein und lächelte spöttisch. »Ich glaube kaum, dass ich darauf vertrauen würde, dass du das richtige Signal schickst.«
»Eure Entscheidung«, sagte sie. Er hatte sie in der Annahme nach oben schaffen lassen, dass er sie zur Kooperation bewegen konnte, weil er Jogan in seiner Gewalt hatte. Doch selbst mit diesem Druckmittel, erkannte sie, waren die Sith in höchstem Maße argwöhnisch.
Edell stapfte in den Raum zurück und starrte den Ständer mit den Signalzylindern wütend an. Dann schmetterte er ihn mit einem jähzornigen Machtausbruch gegen die Steinwand.
Gut , dachte sie. Er verliert die Geduld.
»Nein, tue ich nicht «, sagte er und drehte sich, um gen Süden zu schauen. Durch die offene Tür sah er etwas weit entfernt am Horizont. Er eilte rasch hinaus. »Tellpah, hierher! Siehst du, was ich sehe?«
Der Keshiri-Sklave gesellte sich auf den Sims zu seinem Herrn. »Ein Schiff, Sir!«
Quarra zuckte zusammen. Auf der Westlichen See waren ausschließlich Schiffe der Küstengarde unterwegs, doch die Ernteflotte arbeitete bei den Korallenbänken in der Südpassage. Die Schiffe und ihre Taucher, die gewaltige Steinanker einsetzten, um gegen die schnelle Strömung anzukämpfen, fuhren für mehrere Wochen am Stück hinaus. Sie wusste, dass sie so weit westlich eigentlich nichts zu suchen hatten – doch es war bekannt, dass Kapitäne, die hinter ihrer Meeresfrüchtequote lagen, es damit nicht so genau nahmen.
»Ausgezeichnet«, sagte Edell und wies nach Südosten. »Siehst du, wo sich das Schiff befindet? Ich wette, sie können den Signalturm dieser Festung in unserer Nähe überhaupt nicht sehen.« Er schlug Tellpah auf die Schulter. »Rasch, gehen wir. Bring sie nach unten!«
Der Sklave zerrte Quarra hoch, zog das Seil straff, mit dem ihre Handgelenke hinter dem Rücken zusammengebunden waren, und stieß sie vor sich her. Quarra blickte in den klaffenden Schlund der Wendeltreppe hinab – und sah eine Gelegenheit. Es wäre ihr ein Leichtes gewesen, einen falschen Schritt zu machen und in den Tod zu stürzen. Tatsächlich war die grässliche Realität, dass sie jetzt eigentlich verpflichtet war, dieses Schicksal zu wählen. Kein Alanciari durfte die Sith bei ihren Invasionsplänen unterstützen. Sie hatte ohnehin schon zu viel preisgegeben, einfach, indem sie den Mund aufgemacht hatte. Sie tat einen Schritt in die Luft, ihr Stiefel schwebte über der Leere. Sie musste etwas unternehmen …
Nein. Sie dachte an ihre Kinder zu Hause – und an Jogan, der verletzt und möglicherweise sterbend unten lag. Nein, es musste einen Grund dafür geben, warum es sie ausgerechnet jetzt hierher verschlagen hatte – und es gab Grund zur Hoffnung. Truppen waren unterwegs. Ihre Ehe mochte die Ankunft der Sith vielleicht nicht überleben, doch für diese mörderischen Menschen galt dasselbe. Von neuer Entschlossenheit erfüllt, stapfte sie die Treppe hinunter, gefolgt von Tellpah und seinem Herrn.
Die erst unlängst eingetroffenen Krieger tauchten aus dem Keller auf, die Arme beladen mit Büchern und Schriftrollen, genauso wie Jogan bei ihrer eigenen Ankunft. »Ein Archiv, Hochlord!«
»Hier draußen?« Edell musterte den Stapel Pergamente. »Bringt das Zeug her. Es könnte sich als nützlich erweisen.«
Quarra konnte sich das Lachen kaum verkneifen. Sie malte sich aus, was sich wohl in Jogans Bibliothek befand. Die Hälfte der Bände waren vermutlich Abenteuer- oder Liebesgeschichten, und als würde sie dieser Gedanke abrupt an etwas erinnern, schaute sie zur Seite. In seinem Wohnquartier hörte sie Jogan stöhnen.
Edell stieß sie auf Jogans Zimmer zu. »Mach’s dir nicht zu bequem.«
Sie sah, dass Jogan es mit Sicherheit nicht bequem hatte. Die Sith hatten ihn einfach auf den Boden
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