Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Allerdings war bekannt, dass Adari Vaal während ihres Exils in Alanciar noch andere Schriften verfasst hatte. Bei einigen handelte es sich um biografische Arbeiten über die Sith, andere boten detaillierte Beschreibungen ihres Kontinents. Ein beträchtlicher Anteil ihres Werks war dem Vergleich und den Unterschieden zwischen den Mineralien der beiden Kontinente gewidmet. Selbst die engagiertesten Vaal-Gelehrten hatten Mühe, sich durch dieses Material zu arbeiten. Das einzig Interessante hierbei war letztlich, dass sie die Theorie unterstützte, dass der Urkataklysmus einst die Landverbindung zwischen Keshtah und Alanciar unterbrochen hatte.
Allerdings war das Buch, das Quarra jetzt in Händen hielt, anders. Die Seiten waren nicht kalligrafiert, sondern in irgendjemandes Handschrift gehalten. Vielleicht in Adaris eigener? Obwohl Quarra nicht glaubte, dass das möglich war, ließ sie jetzt noch mehr Vorsicht walten, als sie die Seiten durchblätterte. Doch ob es sich bei dem Dokument nun um das Original oder um eine handgefertigte Abschrift handelte, die Jahrhunderte später erstellt worden war, spielte letztlich keine Rolle. Was zählte, war, dass es sich dabei um ein Werk handelte, das sie noch nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte: um Adaris persönliche Memoiren.
Erwartungsvoll überflog Quarra die Schriften, von derselben Aufregung erfüllt, die sie stets überkommen hatte, wenn sie Nachrichten von Jogan las. In den Texten fanden sich viele von Bedauern geprägte Abschnitte über Adaris Söhne, insbesondere über Tona, den sie zurückgelassen hatte. Es gab einige scharfzüngige Passagen über Adaris Mutter Eulyn – und nicht das Geringste über ihre erste Ehe mit Zhari. Als sie umblätterte, stellte sie jedoch fest, wie die Handschrift der Verfasserin schneller und die Buchstaben schräger wurden. Jetzt ging es um Yaru Korsin, den Kapitän der Omen und ersten Großlord des Stammes.
Korsin hatte Adaris Bewusstsein schon lange vor ihrer ersten Begegnung aus der Ferne berührt, und das Gefühl, das sie dabei überkam, erwähnte sie mehr als einmal. Seinerzeit hatte es sie beunruhigt, und das tat es auch jedes Mal, wenn er es danach tat. Quarra konnte Adaris Unbehagen nachvollziehen, da sie dasselbe gefühlt hatte, wenn sie versucht hatte, auf mentale Weise mit anderen Keshiri zu kommunizieren, die nicht auf die Macht eingestellt waren. Sie hatte es noch nicht oft gemacht, weil es nicht immer funktionierte und es ohnehin keine praktische Notwendigkeit dafür gab – als Gedankenruferin hatte sie ausschließlich mit anderen Machtnutzern kommuniziert. Allerdings hatte sie versucht, auf telepathischem Wege mit ihrem Mann in Verbindung zu treten, und die Reaktion darauf war seine gequälte Miene gewesen. Hatte Adari, die erste Keshiri, die je durch die Macht kontaktiert worden war, ebenso empfunden? Quarra konnte sich ihr Unbehagen gut vorstellen.
Und dieses Unbehagen fand sich anschließend auf jeder Seite, wo Adari die Missgunst schilderte, die ihr Seelah, Yarus Frau unter den Menschen, entgegenbrachte. Gedankengift, das ihr jedes Mal entgegenschlug, wenn Yaru sich nicht in unmittelbarer Nähe aufhielt. Nicht, dass er Seelah je davon abgehalten hätte, wenn er da war. Adari schrieb, dass er es genoss, die beiden miteinander konkurrieren zu sehen. Dieses Verhalten sei jedoch nicht für Sith typisch, erläuterte Adari, sondern für Männer allgemein. Was Adari ärgerte, war vielmehr, dass sie sich selbst freiwillig in diese Situation gebracht hatte, und das nicht bloß, um Informationen für ihre Widerstandsbewegung zu sammeln:
Yaru besitzt einen schärferen Verstand als jeder andere, dem ich je begegnet bin. Sich verbal mit ihm zu duellieren war wie einer seiner Lichtschwertkämpfe – ich fühlte mich vollkommen wach und lebendig. Selbst jetzt, Jahrzehnte später, entsinne ich mich, wie ich des Morgens erwachte und nur darauf wartete, dass unsere nächste Unterhaltung begann. An seiner Seite zu gehen, während andere Keshiri und Sith vor ihm niederknieten, war, als befände man sich im Mittelpunkt der Welt.
Dennoch, dieses andere Gefühl kann ich nie vergessen. Die Art und Weise, wie ich mich an jenem ersten Tag auf dem Berg fühlte, als Seelah und ihresgleichen an meinem Bewusstsein zerrten. Yaru ist klug, intelligent und charmant und setzt diese Fähigkeiten ein, um die anderen zu beherrschen – auch mich. Doch er ist auch ein Oberhaupt der Sith – und das bedeutet, dass er gleichermaßen eitel, skrupellos
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