Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Hejarbotrieben und Feuersteinen, teilte den fruchtbaren Boden dennoch mit Leichtigkeit. Gleichwohl, Jelph vom Marisota schien keine Eile zu haben – ob nun bei dieser Tätigkeit oder irgendeiner anderen.
Wie eintönig das sein muss , dachte Ori. Tagaus, tagein war der Mann mit dem Strohhut seinen Pflichten nachgekommen, ohne jemals irgendwo anders hinzugehen oder Freunde zu treffen. Sein Gehöft stand einsam an einer Flussbiegung des Marisota, weit weg von den meisten Zentren der Sith-Kultur auf Kesh. Stromaufwärts gab es nichts als Vulkane und Dschungel, stromabwärts nichts als die Geisterdörfer an den Ragnos-Seen. Das war kein Leben für einen Menschen.
»Lady Orielle«, sagte Jelph und zog seinen Hut. Strohblondes, zu einem langen Zopf geflochtenes Haar hing im Nacken seines schweißgetränkten Hemdes.
»Einfach nur Ori«, sagte sie. »Das habe ich dir schon ein Dutzend Mal gesagt.«
»Und das bedeutet: bei einem Dutzend Besuchen«, sagte er mit seinem sonderbaren Akzent. »Ich fühle mich geehrt.«
Die schlanke Frau mit dem rostbraunen Haar schlenderte an der Hecke entlang und warf dem Arbeiter Seitenblicke zu. Sie hatte keinen Grund zu verheimlichen, warum sie nach wie vor hierherkam – jetzt nicht mehr, wo die Zukunft ihrer Familie so gut wie gesichert war. Ori konnte tun, was ihr beliebte. Und dennoch fühlte sie sich demütig und wieder wie fünfzehn, als sie durch die Lücke in der Hecke auf den Kiesweg trat. Nicht wie ein Sith-Schwert des Stammes, ein Jahrzehnt älter.
Ihre braunen Augen auf den Boden gerichtet, kicherte sie verstohlen. Für Zurückhaltung bestand kein Anlass. Ori trug die schwarze Dienstuniform. Jelph war in Lumpen gekleidet. Sie hatte die Prüfungen der Schülerschaft auf dem Palastgelände absolviert, längs der prächtigen Promenade, auf der mehr als ein Jahrtausend zuvor Großlord Korsin dahinzuschreiten pflegte. Jelphs Zuhause war eine Bruchbude, sein Besitz weniger eine Farm als vielmehr ein Lager für die gedüngte Erde, mit der er die Gärtner der Städte belieferte.
Und dennoch besaß der Mann etwas, das ihr noch bei keinem anderen Menschen begegnet war: Er hatte nichts zu beweisen. In Tahv wagte es niemand, sie direkt anzuschauen – jedenfalls nicht richtig. Die Leute waren stets darauf bedacht, was für Vorteile ihnen ein Gespräch mit ihr bringen könne, darauf, wie ihre Mutter ihnen womöglich weiterhelfen könne. Jelph hingegen verschwendete keinen Gedanken an Aufstieg.
Was hätten solche Überlegungen einem Sklaven auch gebracht?
Jelph stellte die Harke beiseite, trat zurück und zog ein Handtuch von seinem Gürtel. »Ich weiß, warum Ihr hier seid«, sagte er, während er sich die Hände abwischte. »Allerdings nicht, warum Ihr heute hier seid. Was ist diesmal der großartige Anlass?«
»Donellanstag.«
Jelph sah sie mit ausdrucksloser Miene an. »Ist das einer Eurer Sith-Feiertage?«
Ori legte den Kopf schief, als sie ihm um die Hütte herum folgte. »Du warst auch einst ein Sith, weißt du?«
»Zumindest behaupten sie das ständig«, sagte er und warf das Handtuch fort. Es landete in einem Eimer auf dem Boden, außer Sicht. »Ich fürchte, hier draußen im Hinterland wird der Erinnerung an unsere Ahnen nicht allzu viel Beachtung beigemessen.«
Ori lächelte. Für einen Niederen war er überaus gebildet. Es gab einiges, dem Jelph viel Beachtung beimaß, außer Sichtweite des Pfads, wo sie ihren Uvak zum Grasen zurückgelassen hatte, bis sie so weit war, wieder abzufliegen. Hinter dem Haus, jenseits der kleinen Hügel von Flusslehm, den er mit den Keshiri handelte, hegte er sechs Gitter mit den schönsten Dalsablumen, die sie je gesehen hatte. Genau wie die Hütte und die Harke bestanden auch die Rankgitter aus zusammengebundenen Hejarbotrieben – und dennoch boten sie einen Anblick, der mit den Gartenbauwundern des Hohen Sitzes wetteiferte. Hier, hinter einem Sklavenquartier mitten im Nirgendwo.
Der Farmer mit den grünbraunen Augen nahm die Kristallklinge entgegen, die sie ihm hinhielt, und fing an, die Blumen abzuschneiden, die sie auswählte. Wie üblich würden sie bei den Festlichkeiten die Vasen auf dem Balkon ihrer Mutter schmücken.
»Also, dieses Fest. Was hat es damit auf sich?« Er hielt inne und blickte auf sie hinab. »Falls Ihr so gütig sein wollt, es mir zu erzählen, heißt das.«
»Nida Korsins Erstgeborener kam morgen vor tausend Jahren auf die Welt.«
»Oh«, sagte Jelph und schnitt weiter Blumen. »Wurde er Großlord oder so
Weitere Kostenlose Bücher