Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
falls er vielleicht irgendwann welche haben würde.
Die menschliche Sklavenkaste hatte sich entwickelt, kurz nachdem Korsins Ahnenlinie endete. Obgleich viele der Nachfahren der ursprünglichen Besatzung der Omen machtsensitiv waren, hatten jene, auf die das nicht zutraf, ihre eigene Gesellschaftsschicht unterhalb jener gebildet, die dem Großlord dienten. Diese Freisassen, freie Angehörige des Stammes, halfen dabei, dafür zu sorgen, dass die Keshiri, die ganz unten standen, produktiv blieben. Wenn ein Sith-Bürger jedoch von einem Lord oder einer Lady gerichtet wurde, konnte man sein Geburtsrecht für alle Zeit verlieren. Jelph vom Marisota hatte keinen Nachnamen, weil sein Vater keinen zu vergeben hatte. Er war mehr als ein Keshiri – sie würde niemals zulassen, dass einer dieser lilahäutigen Leibeigenen sie mit ihrem Vornamen ansprach –, aber nur, weil er ein Mensch war, und nicht, weil er ein Sith war. Jelph schuldete den Sith Lehnstreue und Dienstbarkeit, falls sie danach verlangten, doch allein Ori hatte sich je direkt mit einem Anliegen an ihn gewandt.
Was für eine Verschwendung , dachte sie, voller Bewunderung für den Handwerker und sein Werk gleichermaßen. »Du weißt doch, dass meine Mutter eine Hochlady ist?«
»Ihr erwähntet es.«
»Sie ist mächtig, aber die Traditionen sind so halsstarrig«, sagte sie. »Es ist eine Schande, dass es für dich keinen Weg gibt, sich wieder der Gemeinschaft anzuschließen.«
»Der habe ich noch nie angehört«, sagte er. »Und was sollte ich auch in Tahv? Ich würde wohl kaum zu Eurem schönen Volk passen.« Er blickte zu ihr auf und zwinkerte. Im Sonnenlicht konnte sie die lange, rötliche Narbe sehen, die von seiner rechten Wange bis runter zum Hals verlief. Das eine oder andere Mal hatte sie sich ausgemalt, sie stamme aus einer glorreichen Schlacht, nicht von einem Jahre zurückliegenden Farmunfall. Aber er hatte recht. Selbst in Anbetracht seines guten Rufs sorgte seine Entstellung dafür, dass er nur schlecht zum Stamm passte.
Jelph erhob sich abrupt.
»Du wirst sie doch noch einrollen, oder?«, fragte sie. Ihr Blick wanderte zwischen ihm und den Blumen hin und her.
»Um ehrlich zu sein, habe ich etwas für Euch«, sagte er und wies mit einem Daumen hinter sich. »Zu Ehren Eures Tages der Enteignung.«
»›… der Enteigneten ‹«, korrigierte Ori.
»Ich bitte um Verzeihung.« Er führte sie weiter auf das Farmgelände als je zuvor, an den Hügeln eines Gebildes vorbei, das sie bislang bloß vom Himmel aus gesehen hatte. Die Hütte nahe des Flussufers war größer als seine Behausung und doppelt so hoch.
Ori erbleichte. »Was ist dort hinten? Es stinkt!«
»Das hat Dung so an sich. Uvak-Kot ist ausgesprochen fruchtbar«, sagte er, während er sich dem verriegelten Tor näherte. Einstmals ein Stall für einen ehemaligen Bewohner, der das Recht hatte, Uvaks zu besitzen, diente der Schuppen ihm jetzt als windgeschützter Ort, um die Unmengen von Dung zu lagern, die er zum Mischen seiner Pflanzerde brauchte. »Es empfiehlt sich wirklich nicht, in der Nähe zu sein, wenn ich dieses Zeug hier reinkarre.« Er öffnete das Tor.
» Das ist doch gewiss nicht dein Geschenk für mich«, meinte sie, kniff die Augen zusammen und hielt sich die Nase zu.
»Gewiss nicht.« Er griff über die Schwelle hinein, um einen sonderbar aussehenden Sattel herauszuholen. »Sondern dies hier, woran ich eine Weile gearbeitet habe. Ich habe einige Trinkschläuche gestreckt und sie an ein Uvak-Fluggeschirr angepasst.« Die zentralen Riemen auf seinen Händen balancierend, demonstrierte er ihr, wie die langen Beutel zu beiden Seiten herabhingen. »Bislang musstet Ihr die Dalsas immer in feuchten Stoff gewickelt mitnehmen und auf dem Flug festhalten. Damit könnt Ihr sie leichter transportieren – und seid nicht selbst klatschnass, wenn Ihr zu Hause eintrefft.«
Oris Augen weiteten sich, während er das Tor des widerlich stinkenden Schuppens schloss. »Das hast du für mich gefertigt?«
Jelph schaute sich um. »Hmm … Ich kann die Großlady heute nirgendwo hier entdecken, also … Sicher. Ich nehme an, er ist für Euch.«
Sie gingen am Fluss entlang zurück, an dem kleinen, am Ufer vertäuten Gornkschalen-Flachboot vorbei. Shyn, Oris Uvak, kehrte vom Grasen zurück, schwang sich vom Himmel herab und setzte auf einer Lichtung auf. Jelph marschierte mit großen Schritten selbstbewusst auf das Tier zu und hob den Sattel über Shyns ledrigen Rücken. Er passte perfekt.
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