Star Wars™ Die Geißel (German Edition)
erinnerte Reen ihn sehr an ihren Bruder Toro. Impulsiv, emotional, bereit, große Risiken einzugehen, ohne sich vorher mit den potenziellen Konsequenzen auseinanderzusetzen. Mit dieser Impulsivität ging zwar die Fähigkeit einher, über die üblichen, ausgetretenen Pfade hinauszudenken, was von Vorteil war. Doch andererseits hatte dieselbe Gabe den jüngeren Mann häufig genau in die Art von Schwierigkeiten gebracht, die diese Denkweise überhaupt erst erforderlich machten.
Mander Zuma dachte an ihren letzten Zweikampf, als Meister und Schüler, im Praxeum auf Yavin 4. Was als Trainingseinheiten begann, hatte sich zu einem freundschaftlichen, allwöchentlichen Konkurrenzkampf entwickelt, im Zuge dessen Toro neue Taktiken und Kampfmanöver ausprobierte, die er ersonnen hatte. Mander ertappte sich dabei, wie er mehr Zeit mit Training zubrachte als sonst, in alten Holotexten Nachforschungen über Kampfstile anstellte und sich mit ihren Besonderheiten vertraut machte. Für gewöhnlich war jedes von Toros »neuen« Manövern schon Jahrhunderte zuvor von irgendeinem Jedi entdeckt, genutzt und von anderen gekontert worden. Dessen ungeachtet war der junge Pantoraner eifrig und enthusiastisch und zeigte kein Bedauern darüber, dass ein anderer Jedi diesen Pfad bereits lange vor ihm beschritten hatte.
An jenem Tag hatte der Schüler Toro Irana auch sein eigenes Lichtschwert mitgebracht. Er hatte es selbst gebaut, mit Kristallen, die er persönlich gefunden hatte, genauso, wie Mander es vor ihm getan hatte. Seiner Klinge wohnte eine blauweiße Reinheit inne, die sich von seiner dunkelblauen Haut abhob. Der Griff war kürzer als der von Manders Waffe, aber er schwang die Klinge mit einer so fließenden Leichtigkeit, dass man das Gefühl hatte, als würde die Klinge die Führung übernehmen und sein Leib ihr mühelos folgen. Mander nahm mit Bedauern zur Kenntnis, dass Toro das Praxeum in Kürze verlassen und als Jedi-Ritter auf eigene Faust agieren würde. Damals war ihm allerdings nicht klar gewesen, wie schnell es so weit wäre.
Die beiden salutierten voreinander und begannen mit ihrem Trainingskampf. Ihre Klingen ratschten aneinander entlang, als sie aufeinanderprallten. Beide hielten sich mit ihren Angriffen zurück. Während Toro auf den richtigen Moment wartete, um seine jüngste vermeintliche Entdeckung zu präsentieren, wartete Mander darauf, dass sein Schüler die Initiative ergriff. Toro drängte vor, Mander wich ein paar Schritte zurück und schlug die Attacke beiseite, konterte und zwang Toro gleichermaßen zurück.
Dann entdeckte Toro etwas, das Mander in der Hitze des Gefechts niemals realisierte – eine gewisse Schwäche in Manders Reaktionen, die den älteren Jedi auf einer Seite angreifbar machten. Unvermittelt packte Toro die Gelegenheit beim Schopfe und ging zu einer Reihe wilder Schwertschwünge über, um seinen Gegner in die Enge zu treiben.
Mander wusste sofort, dass er in Schwierigkeiten steckte, und parierte rasch den Schlag seines Gegners, doch Toro hatte sich bereits zurückgezogen und entfesselte einen weiteren entschlossenen Vorstoß, der diesmal in einen zweihändigen Überhandschmetterer gipfelte. Mander erkannte das Manöver von einer Reihe alter Holos aus dem Archiv – der Angriff war vor zweihundert Jahren zuletzt eingesetzt worden, vor allem aufgrund seiner protzigen Natur. Dies war eine Attacke, die primär dazu diente, den Zuschauern zu gefallen, gegen die es jedoch mehrere Konter gab, von denen der wirkungsvollste ein geführtes Abblocken war.
Mander riss seine Klinge in die Höhe, und die beiden Lichtschwerter knisterten, als er die herabsausende Klinge geschickt mit der seinen abfing. Die Wucht des Hiebs brachte ihn leicht ins Schwanken, doch Mander gab in den Knien nach und stemmte sich dem Schlag entgegen. Und obgleich er sich unterhalb der Klinge seines Widersachers befand, war Mander jetzt im Vorteil. Er konnte seinen angreifenden Gegner lenken, der überfordert war und den Druck, der hinter dem ersten Hieb steckte, nicht aufrechterhalten konnte. Mander konnte ihn ohne große Mühe nach rechts oder nach links dirigieren, den Kontakt ihrer Klingen unterbrechen und so dafür sorgen, dass Toro ins Hintertreffen geriet.
Stattdessen hielt Mander die Klingen einen langen Moment aneinander. Durch ihre gegeneinanderdrängenden Lichtschwerter konnte er spüren, wie sich der Druck von Toros Klinge erst zur einen Seite und dann zur anderen verlagerte, um sein Abblocken zu überwinden.
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