Star Wars™ Glücksritter (German Edition)
drang aus dem Komlink-Clip an Binks Schulter und veranlasste sie zu einem warmen Lächeln. Tavia hasste Binks Arbeit – sie hasste jede einzelne Minute davon, jeden einzelnen Aspekt daran, jeden einzelnen Job, den sie übernahm. Doch dessen ungeachtet war sie mit gewaltigem Abstand die beste Rückendeckung, mit der Bink je zusammengearbeitet hatte. Außerdem sorgte Tavia sich stets wie eine Glucke um sie – dies war das vierte Mal, dass sie sich nach dem Stand der Dinge erkundigte, seit Bink auf dem Dach angelangt war.
»Alles bestens«, versicherte Bink ihr. »Noch zwanzig Sekunden.« Sie wartete dreißig Sekunden, bloß, um auf Nummer sicher zu gehen. Dann aktivierte sie ihr Vibroskalpell und begann, behutsam den Transparistahl zu durchschneiden, während sie sich müßig fragte, ob den Leuten, die diese wundervollen medizinischen Instrumente entwickelten, überhaupt klar war, wie ungeheuer nützlich sie für einen einfallsreichen Einbrecher waren. Vermutlich nicht.
Bink brachte ihren Schnitt zu Ende und tauschte das Vibroskalpell gegen eine Sonde, die sie durch das Loch schob und damit den Fensteröffner betätigte. Das Fenster glitt auf, wobei es beinahe gegen die Sonde stieß, die Bink hastig zurückzog, und dann war sie drin. Sie zog sich auf den Fenstersims hoch, sorgsam darauf bedacht, dass sich ihr Geschirr nicht verhedderte …
»He! Was zum …?«
Reflexartig langte Bink nach ihrem Miniblaster. »Tav?«, flüsterte sie drängend.
»Alles in Ordnung«, sagte Tavia, und der größte Teil ihrer Verblüffung von eben war jetzt aus ihrer Stimme verschwunden – der größte Teil. »Ich war bloß … Alles in Ordnung«, wiederholte sie. »Alles tutti paletti. Mach einfach weiter.«
Bink runzelte die Stirn. Tutti paletti war das korrekte, zwischen ihnen verabredete Codewort für kein Problem . Aber was in der Galaxis konnte ihre für gewöhnlich ausgesprochen beherrschte, wenn auch übermäßig voreingenommene Schwester so erschreckt haben, ohne zugleich ein Problem darzustellen? »Soll ich abbrechen?«
»Nein, alles tutti paletti«, sagte Tavia erneut. »Beeil dich bloß ein bisschen.«
Der Tresor war ein bisschen schwerer aufzubekommen als das Fenster, wenn auch nicht nennenswert. Bink brauchte glatte zwei Minuten, um ihn zu knacken, während sie die ganze Zeit über leise und missbilligend vor sich hinplapperte. Einige Leute verdienten es einfach nicht, reich zu sein.
Eigentlich sah der Plan vor, dass sie sich einige Minuten Zeit nahm, um den Inhalt des Tresors zu inspizieren und nur die Juwelen auszusuchen, die es wert waren, dass sie sie mitnahm, und welche der in Kürze höchst ungehaltene Chefbuchhalter des Gouverneurs allzu leicht aufspüren konnte. Doch angesichts Tavias verblüfften Ausrufs vorhin, der ihr nicht aus dem Kopf ging, beschloss Bink, sich nur das zu schnappen, was sie konnte, bis sie bis zwanzig gezählt hatte, und dann schleunigst von hier zu verschwinden. Sie klappte die Schmuckkästchen aufs Geratewohl auf – ohne dabei zu vergessen, dass solche Kästchen normalerweise mit einem Peilsender versehen waren, sodass sie sie nicht mitnehmen konnte – und stopfte sich ihren Inhalt in die Hüfttasche. Eine der interessanter wirkenden Schatullen war mit einem Schloss gesichert, mit dem die Fingerschneider, die an den Unterseiten ihrer Nägel angebracht waren, kurzen Prozess machten. Ihr Countdown von zwanzig langte bei null an. Sie schloss den Tresor, eilte zum Fenster zurück und kletterte hinaus.
Nun sah der Plan vor, dass sie aufs Dach zurückkehrte und genauso von hier verschwand, wie sie hergekommen war: über die Treppe des Gebäudes. Allerdings waren die Dachanker entbehrlich, und in ihrem Synthseilspender war mehr als genug Leine, dass es bis runter auf die Straße reichte. Mit einem Mal überkam sie schlicht das Gefühl, dass es klüger war, sich nicht länger in dieser Gegend aufzuhalten, als es unbedingt nötig war. Sie schloss das Fenster hinter sich, löste die Sperre des Seilspenders und seilte sich an der Seite des Gebäudes ab. Auf halbem Weg runter zum Boden zog sie den Blaster – nur für den Fall.
Wie erwartet, hatte Tavia ihren ungeplanten Abstieg bemerkt und wartete bereits auf sie, als Bink geschmeidig auf dem Bordstein aufsetzte. »Was ist passiert?«, fragte sie unruhig. »Ich dachte, du kletterst wieder hoch aufs Dach.«
»Du und dein erschrockener Aufschrei sind passiert«, sagte Bink. »Ich fand es besser, die Dinge ein bisschen zu
Weitere Kostenlose Bücher