Star Wars- The Old Republic - Revan
es flossen keine. Stattdessen fühlte er nur hohlen, lähmenden Kummer. Nach ein paar Minuten atmete er tief durch, um sich zu sammeln, und stand auf. Dann ging er durch die Tür des Archivs hinaus auf die Treppe.
Er war auf der Suche nach einer alten Freundin und Vertrauten in den Tempel gekommen, in der Hoffnung, sie könnte ihm helfen, die Träume zu verstehen, die ihn nachts heimsuchten. Stattdessen war er in einer Sackgasse gelandet und hatte die finstere Wahrheit über jene erfahren, die sie die Verbannte nannten.
„Kein Wunder, dass ich hier nicht mehr herkomme“, murmelte er vor sich hin, während er sich seinen Weg über den Hof bahnte und zum Ausgang ging.
KAPITEL 6
EINE WOCHE WAR SEIT der Mission auf Hallion vergangen und eine tägliche Dosis Kolto hatte Scourges Wunden verheilen lassen. Sogar die gebrochenen Rippen waren wieder zusammengewachsen. Sein Stolz und Selbstvertrauen blieben jedoch noch angeknackst. Die Mission war ein Erfolg gewesen, aber die Dinge waren absolut nicht so glatt abgelaufen, wie er es sich gewünscht hätte. Zweifellos würde Sechels Bericht an Nyriss jeden seiner Fehler in den grellsten Farben ausmalen.
Verzweifelt suchte er nach einer Möglichkeit, seine Frustration abzulassen, und heute hatte er sich endlich gut genug gefühlt, um für eine dringend benötigte Trainingseinheit den Exerzierhof der Festung zu besuchen. Er verbrachte selten mehr als zwei oder drei Tage ohne seine Übungen zu praktizieren, denn er wusste, dass sein weiteres Überleben oftmals von seinem Kampfgeschick abhängen würde.
Zwar befanden sich noch andere im Hof, aber niemand, der einen würdigen Sparringpartner abgegeben hätte. Gegen einen von Murtogs Soldaten anzutreten, wäre kaum eine Bereicherung. Nicht einmal der Sicherheitschef persönlich würde eine ernsthafte Herausforderung für einen gut ausgebildeten Sith-Lord darstellen.
Stattdessen ging er ein vielschichtiges Übungsprogramm durch, das dazu diente, seine Reflexe zu schulen, wobei er die ganze Zeit über die schwere Rüstung trug. Seine blutrote Klinge summte, während er die aggressiven Hiebe und Stiche des Juyo, der siebten Form des Lichtschwertkampfes, durchexerzierte. Durch die Schnelligkeit erschien die Waffe nur noch als verwischtes Leuchten, aber hinter jedem Schlag steckten Kontrolle und Präzision.
Mitten in seinem Übungsprogramm bemerkte er, dass Nyriss’ junge Twi’lek-Sklavin den Hof betreten hatte. Sie stand geduldig am Rand und hielt den Kopf respektvoll gesenkt. Scourge war klar, dass sie nur auf Nyriss’ Anweisung hin hier sein konnte, daher setzte er der Übungsstunde ein abruptes Ende. Er schaltete das Lichtschwert aus und hakte es an den Gürtel, bevor er über den Hof zu ihr ging.
„Darth Nyriss wünscht mit Euch zu sprechen“, sagte die Twi’lek leise, ohne den Blick vom Boden zu heben.
„Wird Sechel ebenfalls anwesend sein?“, wollte er wissen.
„Das weiß ich nicht, mein Lord“, erwiderte sie.
Scourge zog die Stirn kraus. Seit ihrer Rückkehr hatte er Sechel weder gesehen noch mit ihm gesprochen.
„Bring mich zu Nyriss.“
Die Sklavin nickte, dann drehte sie sich um und ging los. Scourge folgte ihr nach.
In der vergangenen Woche hatte er mehrmals versucht, Sechel aufzusuchen, doch der Berater schien jedes Mal wegen irgendeiner Aufgabe oder Weisung unterwegs zu sein. Das hätte Zufall sein können, aber es war auch möglich, dass Sechel ihm aus dem Weg ging. Falls das der Fall war, konnte Scourge sich gut vorstellen, weshalb. Während seiner Genesung hatte er jede Menge Zeit gehabt, über die Mission nachzudenken. Nachdem er sie wiederholt im Kopf durchgespielt hatte, waren ihm einige Ungereimtheiten aufgefallen – Dinge, die Sechel vielleicht lieber nicht von Angesicht zu Angesicht mit Scourge erörtern wollte.
Die Sklavin führte ihn durch den Ostflügel der Festung. Sie bewegte sich flink vor ihm weg, aber mit seinen langen Beinen hatte Scourge kaum Probleme, ihr zu folgen. Im Gehen grübelte er weiter über die Sache mit Sechel. Anfangs hatte er es dem Berater gutgeschrieben, dass er ihm das Leben durch die Abschaltung des Fabrikenergienetzes und damit auch der Sicherheitsdroiden gerettet hatte. Doch jetzt fragte er sich, ob es sich dabei um eine Panne gehandelt hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr schienen die Beweise darauf hinzudeuten, dass Sechel nicht die Absicht gehabt hatte, ihn die Mission überleben zu lassen.
Sechel hatte offensichtlich Scourges Hilfe
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