Star Wars™ X-Wing. Gnadentod
Direkt dahinter stand ein Mann – ein großer Mensch von kräftiger Statur in grauer Arbeitskleidung. Es war unmöglich, viel von seinem Gesicht zu erkennen, da die eine Hälfte mit einem weißen Verband umwickelt war und die andere von bläulichen Blutergüssen dominiert wurde. Sein rechter Arm hing vom Unterarm bis zum Ellbogen in einer Schlinge, die wirkte, als sei sie aus zerrissenen Bettlaken improvisiert.
Der Kerl spähte unter einem Wust schwarzen Haars mit traurigem Blick zu den beiden Trupplern hinaus. »Ka’ i Ih’n hef’n?«
Sergeant Dobi unterdrückte ein mitfühlendes Seufzen. »Ein Passant hat die hiesige Wachstation kontaktiert und eine Ruhestörung gemeldet. Wir müssen uns mit Ihnen unterhalten. Drinnen.«
»Türlich.« Der Bewohner trat beiseite, um sie reinzulassen.
Drinnen schauten sie sich um. Der Raum war beinahe leer – zwei Klappstühle aus Durastahl und ein klappriger Holztisch mit einem Monitor darauf stellten das gesamte Mobiliar dar.
Der Mann begann, sich zu rechtfertigen, kaum dass die Vordertür ganz zugeglitten war. »Mei Mibwohna un i hatt’n Ftreit.«
Sergeant Dobi nickte. »Und es sieht ganz so aus, als hätten Sie dabei den Kürzeren gezogen.«
»Wie imma.«
»Wie immer … So was kommt also regelmäßig vor?«
»Jed’s Ma’, wenna corellian’sche Äpf’l ischd.«
Die Truppler sahen einander an. Corporal Vitkins holte sein Datapad hervor. »Welche Spezies wird denn nach dem Verzehr corellianischer Äpfel gewalttätig?«
»Nu’ eine. Gen’tisch mod’fizierte kowakian’sche Echs’aff’n.«
Sergeant Dobi überprüfte sein Blastergewehr, um sich zu vergewissern, dass es auf Betäubung eingestellt war und volle Energie hatte. »Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder? Genetisch modifiziert?«
»Oh, ea iss riesisch. Annahalb Meta groß.«
Corporal Vitkins warf dem Mann einen entsetzten Blick zu, ehe er auf dem Datapad einige kurze Suchläufe durchführte. »Hören Sie, mir liegen weder ein Miet- noch ein Kaufvertrag für dieses Gebäude vor und auch keinerlei Aufzeichnungen darüber, dass sich irgendwo auf Vandor-3 ein modifizierter kowakianischer Echsenaffe aufhält.«
»Wia sin’ gestan ers’ eingzog’n. Un üba ihn gib’s kei Aufzeichnung’n. I … hab’n auf’n Planet’n g’schmuggld.«
Vitkins verstaute rasch das Datapad und checkte sein Gewehr. »Ein gefährliches Tier …«
»Ea iss nich g’fählich! Die Wi’kung vonne Äpf’l had scho wida nachg’lass’n. Woll’n Se mit’m red’n? Ea machd neb’nan ’n Nickachen.«
Dobi nickte. »Ja, rufen Sie ihn her.«
»Palpy? Komm hea, Palpy!«
Durch die Tür zum Nachbarraum drangen Geräusche: ein dumpfer Aufschlag, gefolgt von einem schlurfenden, scharrenden Laut, der dafür sorgte, dass sich Dobis Nackenhaare aufstellten. Die Tür glitt beiseite und gab den Blick auf die Dunkelheit dahinter frei.
Und dann ertönte die Stimme des Bewohners hinter den Trupplern – bloß, dass sie jetzt nicht mehr im Mindesten schmerzverzerrt oder undeutlich klang. »Keine Bewegung! Ich ziele mit Blasterpistolen auf eure Rücken, und vom anderen Raum aus werdet ihr ebenfalls ins Visier genommen. Soldaten, ihr seid jetzt Gefangene der Vierfach Verbundenen Militanten Pazifisten.«
Dobi stieß ein inniges Seufzen aus. »Ich hasse Einsätze wegen häuslichen Unfriedens.«
Erst, als eine vierte Einheit auf eine vierte Ruhestörungsmeldung reagierte und verdächtig lange brauchte, um zu melden, dass sie ihren Auftrag erledigt hatte, fielen dem Wachhabenden der Nachtschicht im Wachhaus der lokalen Militärpolizei die Ungereimtheiten auf. Er schickte eine weitere Einheit zur ersten Adresse, wo sie Dobi und Vitkins in der verwaisten Hütte fand, fachmännisch gefesselt und rasend vor Wut. Die Blaster der zusammengeschnürten Truppler – sowohl ihre Gewehre als auch ihre Pistolen – waren fort. Den Trupps, die zu den anderen Einsatzorten entsandt wurden, bot sich ein identisches Bild – gefesselte und entwaffnete Soldaten, die Geschichten über einen genetisch modifizierten Echsenaffen zum Besten gaben. Der leitende Offizier gab die Anweisung heraus, dass sämtliche Einsätze wegen vermeintlichen häuslichen Unfriedens mit größtmöglicher Vorsicht zu behandeln seien und dass die Einheiten, die den jeweiligen Fällen nachgingen, aus mindestens vier Trupplern zu bestehen hätten.
Allerdings gingen in dieser Nacht keine weiteren fingierten Anrufe wegen Ruhestörung mehr ein. Bei Einbruch der Morgendämmerung
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