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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seine Hilfe gewollt, und er war nicht dagewesen, war sie also zu Ridley gegangen? Zu diesem gottverdammt hochmütigen Hurensohn Ridley?
    Am nächsten Morgen stellte Starbuck Ridley zur Rede. Sie hatten in den vergangenen Wochen kaum ein Wort miteinander gewechselt, nicht aus Abneigung, eher weil sie unterschiedliche Freunde hatten. Ridley war der Anführer einer kleinen Gruppe junger Offiziere, die wilde Ritte unternahmen, maßlos tranken und sich für Lebemänner und Teufelskerle hielten und verächtlich auf die Männer herabsahen, die sich in Pecker Birds Garten trafen, um die langen Abende zu verplaudern. Als Starbuck zu Ridley kam, lag dieser ausgestreckt auf seiner Zeltpritsche, um sich, wie er sagte, von einer Nacht in Greeley’s Tavern zu erholen. Einer seiner Kumpane, ein Lieutenant Moxey, saß auf dem anderen Feldbett und hielt stöhnend seinen Kopf in die Hände gestützt. Bei Starbucks Anblick stöhnte auch Ridley. «Reverend! Sind Sie gekommen, um mich zu bekehren? Ich bin jenseits aller Bekehrung.»
    «Ich will mit Ihnen reden.»
    «Dann los.» Unter der sonnenbeschienenen Zeltplane wirkte Ridleys Gesicht ekelhaft gelb.
    «Allein.»
    Ridley drehte sich zu Moxey um. «Geh, Mox.»
    «Stören Sie sich nicht an mir, Starbuck. Ich bin äußerst vergesslich», sagte Moxey.
    «Er hat gesagt, Sie sollen gehen», gab Starbuck zurück.
    Moxey sah zu Starbuck auf, erkannte die Feindseligkeit im Blick des Nordstaatlers und zuckte mit den Schultern. «Bin schon weg. Ich verschwinde. Auf Wiedersehen. Oh, mein Gott!» Der letzte Ausruf galt der blendenden Helligkeit der Morgensonne, die ihn draußen empfing.
    Ridley setzte sich auf und schwang seine bestrumpften Füße auf die Bodenplane. «Oh, Gott.» Er stöhnte, dann tastete er in einem seiner Stiefel herum, in dem er über Nacht offenkundig seine Zigarren und Zündhölzer aufbewahrte. «Sie sehen furchtbar grimmig aus, Reverend. Will der gottverdammte Pelham uns nach Rosskill und zurück marschieren lassen? Sagen Sie ihm, dass ich krank bin.» Er zündete die Zigarre an, inhalierte tief und richtete den Blick seiner blutunterlaufenen Augen auf Starbuck. «Legen Sie los, Starbuck. Bloß keine Rücksichtnahme.»
    «Wo ist Sally?», platzte Starbuck heraus. Er hatte das Gespräch mit größter Besonnenheit führen wollen, doch als der Moment gekommen war, fand er keine anderen Worte als diese einfache, direkte Frage.
    «Sally?», fragte Ridley, dann schützte er Unwissen vor. «Sally? Wer in Gottes Namen ist Sally?»
    «Sally Truslow.» Schon begann sich Starbuck wie ein Narr zu fühlen, und er fragte sich, welche dunkle und doch unleugbare Leidenschaft ihn zu dieser demütigenden Nachforschung getrieben hatte.
    Ridley schüttelte müde den Kopf und zog an seiner Zigarre. «Und warum im Namen Gottes glauben Sie, dass ich auch nur eine gottverdammte Kleinigkeit über Sally Truslow weiß?»
    «Weil sie nach Richmond durchgebrannt ist. Zu Ihnen. Das weiß ich.» Starbuck wusste nichts dergleichen, aber in die Ecke gedrängt, hatte Pecker Bird zugegeben, dass er Sally die Adresse von Ridleys Bruder in Richmond aufgeschrieben hatte.
    «Sie hat mich anscheinend nicht gefunden, Reverend», sagte Ridley. «Und wenn sie mich gefunden hätte? Würde das eine Rolle spielen?»
    Darauf wusste Starbuck keine Antwort. Stattdessen stand er töricht und unsicher zwischen den zurückgefalteten Eingangsklappen von Ridleys Zelt.
    Ridley räusperte sich und spuckte knapp an Starbucks Stiefeln vorbei. «Eins interessiert mich, Reverend, also sagen Sie mir: Was bedeutet Ihnen Sally?»
    «Nichts.»
    «Und warum zum Teufel belästigen Sie mich dann so früh am Morgen?»
    «Weil ich es wissen will.»
    «Oder ist es ihr Daddy, der etwas wissen will?», fragte Ridley und ließ damit die erste Unsicherheit durchblicken. Starbuck schüttelte den Kopf, und Ridley lachte. «Sind Sie scharf auf sie, Reverend?»
    «Nein!»
    «Doch, das sind Sie, Reverend, das sind Sie. Das sehe ich, und ich erkläre Ihnen auch, was Sie dagegen tun sollten. Gehen Sie zu Greeley’s Tavern in der Hauptstraße und zahlen Sie der großen Frau im Schankraum zehn Mäuse. Sie ist eine hässliche Kuh, aber sie wird Sie von Ihrem Leiden befreien. Sie haben doch noch zehn Mäuse von den fünfzig übrig, die Sie mir abgenommen haben, oder?» Starbuck schwieg, und Ridley schüttelte den Kopf, als würde er am Verstand des Nordstaatlers zweifeln. «Ich habe Sally schon wochenlang nicht gesehen. Wochenlang. Sie ist verheiratet,

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