Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
bereitstanden, die aus den Kellern von Greeley’s Tavern stammten. Im Haus wurde auch Wein gereicht, obwohl vergangene Erfahrungen gezeigt hatten, dass allenfalls eine Handvoll Vertreter des Besitzadels solch ein edles Getränk schätzte. Die Versorgung war großzügig und die Dekoration üppig, wie immer auf Seven Springs am Unabhängigkeitstag, doch dieses Jahr war Washington Faulconer, der beweisen wollte, dass die Konföderation der wahre Erbe des revolutionären Geistes von Amerika war, ganz besonders freigiebig gewesen.
Acht Minuten nach elf befahl Sergeant Major Proctor der Legion vorzurücken, und die Kapelle, angeführt von Kapellmeister August Little, spielte «Dixie», während die fünfzig Kavalleristen die Legion vom Feld führten. Die Kavalleristen ritten mit gezogenen Säbeln, und die Kompanien marschierten mit aufgepflanztem Bajonett. Die Stadt war wie ausgestorben, weil alle Bewohner schon nach Seven Springs gegangen waren, dennoch gaben die Truppen ein famoses Bild ab, als sie an dem flaggengeschmückten Gerichtsgebäude vorbeimarschierten, unter Bannern, die quer über die Straßen gespannt worden waren, und vorbei an Sparrows Kurzwarenhandlung, die ein nobles Fenster aus acht enormen Glasscheiben besaß, das erst vor einem Jahr aus Richmond angeliefert worden und groß genug war, um als riesiger Spiegel zu wirken. Der Marsch war geräuschvoll, nicht weil jemand gesprochen hätte, sondern weil die Männer immer noch nicht daran gewöhnt waren, mit voller Ausrüstung zu marschieren. Ihre Feldflaschen schlugen an ihre Bajonette, und die an den Tornistern hängenden Zinnbecher klapperten gegen die Patronenkästen.
Die ersten Zuschauer warteten gleich hinter dem weißen Gatter, das zum Anwesen Seven Springs führte. Die meisten davon waren Kinder, die mit Papierflaggen der Konföderation zu beiden Seiten der Truppen mitliefen, als diese durch die Allee aus Virginia-Eichen marschierten, die von der Rosskill Road zur Eingangstür des Hauses führte. Die Legion marschierte nicht ganz bis zum Gebäude, sondern schwenkte dort von der Allee ab, wo im Scherengitterzaun zwischen den Bäumen eine Lücke geöffnet worden war. Dann umkreiste sie das Haus, um sich dem flaggengeschmückten Rasen südlich des Gebäudes durch zwei immer dichter werdende Reihen Zuschauer zu nähern, die den feschen Soldaten applaudierten. Die Kavalleristen zügelten ihre nervösen Pferde, damit sie die Hufe höher hoben, und boten ein ganz besonders nobles Bild, als sie an der Tribüne vorbeiparadierten, auf der Washington Faulconer einen herausragenden Platz neben einem Politiker einnahm, der bis zur Sezession im Kongress der Vereinigten Staaten gesessen hatte. Faulconer und der ehemalige Kongressabgeordnete wurden flankiert von Reverend Moss, Judge Bulstrode und Colonel Roland Penycrake, der neunundsiebzig Jahre alt war und als Lieutenant unter George Washington bei Yorktown gedient hatte. «Ich habe nichts dagegen, wenn er an Yorktown erinnert», erklärte Washington Faulconer seinem zukünftigen Schwiegersohn Captain Ethan Ridley, der den Colonel am Unabhängigkeitstag in seiner Funktion als Adjutant begleitete, «aber ich wünschte, seine Erinnerungen wären ein bisschen weniger langatmig.» Doch an diesem großartigen Tag wäre es kleinlich gewesen, dem alten Mann zu missgönnen, dass er sich in seinem vergangenen Ruhm sonnte.
Adam, der seine schöne Uniform trug, führte die Kavallerie an. Major Pelham ritt auf einer schwerfälligen, braven Stute an der Spitze der zehn Kompanien, während Major Pecker Bird der Kapelle vorausmarschierte und dabei zur allgemeinen Belustigung der Legion und zum Kummer seines Schwagers die prächtige, inzwischen aus Richmond eingetroffene Uniform trug. Second Lieutenant Starbuck, der an diesem Tag keine besonderen Pflichten hatte, ritt auf der Stute Pocahontas dicht hinter Major Bird, der nicht den geringsten Versuch machte, im Takt der Trommel zu marschieren, sondern langbeinig und unbeschwert dahinschlenderte, als sei er auf einem seiner geliebten Wandertage über Land.
Auf dem Rasen südlich des Gebäudes angekommen, galoppierte die Kavallerie, deren Funktion an diesem Tag ausschließlich dekorativer Natur war, einmal um die provisorische Tribüne und verschwand dann, um die Pferde in einer Koppel abzustellen. Die beiden Kanonen wurden von den Protzen abgeschirrt und zu beiden Seiten der Tribüne platziert, wo die Legion vor den entzückten Blicken von beinahe dreitausend Zuschauern ihre
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