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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rief, dass die Legion die Fahnen heimbringen werde, sobald die Yankees klar besiegt seien. «Und das wird nicht lange dauern! Meiner Treu, das wird nicht lange dauern!» Und wieder jubelte die Menge, und auch die schwarzen Bediensteten des Colonels jubelten, während die Band «Dixie» anstimmte.
    Dann ließ der Colonel die Flaggen an der Legion vorbeiziehen, sodass jeder Mann sie aus der Nähe sehen konnte. Und danach, es war nun beinahe schon vier Uhr nachmittags, und die Rinderbraten rochen mehr nach einem Brandopfer als nach Essen, sprach Judge Bulstrode den Treueschwur der Konföderierten vor, den die Männer mit lauten, zuversichtlichen Stimmen wiederholten. Und dann, so auf ihr nagelneues Land eingeschworen, riefen sie ein dreifaches Hurra auf den Colonel und seine Frau aus. Und nach dem Hurra erhielten die Legionäre den Befehl, die Reihen aufzulösen, Waffen und Tornister abzulegen und zum Essen zu gehen.
    Adam führte Starbuck zu dem offenen Zelt, in dem die Ehrengäste saßen. «Du musst Mutter kennenlernen.»
    «Meinst du wirklich?» Die blasse, dunkel gewandete Miriam Faulconer wirkte außerordentlich respekteinflößend.
    «Natürlich.» Adam blieb stehen, um die betagte Schwester Major Pelhams zu begrüßen, eine große, würdevolle Jungfer, deren abgetragene Kleidung von den Mühen sprach, die es sie kostete, ihre gediegene Erscheinung zu wahren. Dann legten er und Starbuck die Hand zum Gruß an ihre Mützen, als sie der Frau des ehemaligen Kongressabgeordneten über den Weg liefen, die sich darüber aufhielt, wie sehr sie es bedaure, dass sie die kultivierte Gesellschaft von Washington gegen das schlichtere Umfeld von Richmond eintauschen musste. Endlich gelang es Adam, Starbuck nach vorne ins Zelt zu ziehen, wo seine Mutter mit ihrem Damengefolge Hof hielt. Miriam Faulconer thronte auf einem hochlehnigen Polsterstuhl, der aus dem Haus in das Zelt gebracht worden war, während die bleiche und scheu wirkende Anna auf einem viel niedrigeren Stuhl neben ihr saß und die Wangen ihrer Mutter mit einem Fächer aus durchbrochenem Elfenbein kühlte. «Mutter», sagte Adam stolz, «das ist mein Freund Nate Starbuck.»
    Die großen Augen, die im Schatten des dunkelvioletten Hutes merkwürdig glänzten, sahen Starbuck an. Er glaubte, Adams Mutter müsse wenigstens vierzig Jahre alt sein, doch zu Starbucks Erstaunen sah sie kaum älter als zwanzig aus. Ihre Haut war glatt, weiß und klar wie die eines Kindes, ihr Mund breit und voll, ihr Blick seltsam traurig und ihre Berührung, als Starbuck ihre behandschuhte Hand nahm, so zart wie die eines Vögelchens. «Mister Starbuck», hauchte sie leise. «Willkommen.»
    «Ich danke Ihnen, Ma’am. Es ist mir eine Ehre.»
    «Mich kennenzulernen? Das glaube ich nicht. Ich bin eine vollkommen unbedeutende Person. Bin ich nicht unbedeutend, Anna?»
    «Natürlich nicht, Mama. Du bist hier am allerwichtigsten.»
    «Ich kann dich nicht hören, Anna. Sprich lauter.»
    «Ich habe gesagt, du bist wichtig, Mama.»
    «Schrei doch nicht gleich so!» Miriam Faulconer zuckte vor der kaum hörbaren Stimme ihrer Tochter zurück und sah dann wieder Starbuck an. «Ich leide unter schlechter Gesundheit, Mister Starbuck.»
    «Es tut mir leid, das zu hören, Ma’am.»
    «Nicht so nahe, Anna.» Mrs. Faulconer bedeutete Anna, etwas weiter von ihrer Wange entfernt mit dem Fächer zu wedeln. Dann schob sie den Schleier über den Rand ihres Hutes zurück. Sie sah überaus schön und überaus verletzlich aus, bemerkte Starbuck mit einem eigenartigen Anflug von Schuldbewusstsein. Kein Wunder, dass sich der junge Washington Faulconer in dieses Dorfmädchen verliebt hatte, die Tochter des Postmeisters von Rosskill, und dass er sie gegen den Wunsch seiner Eltern geheiratet hatte. Miriam Faulconer war eine außergewöhnliche Erscheinung, zart und lieblich, und noch außergewöhnlicher schien ihre Erscheinung zu werden, als Starbuck versuchte, in ihr Miriam Bird zu sehen, die Schwester des widerborstigen Thaddeus. «Gefällt es Ihnen in Virginia, Mister Starbuck?», fragte Miriam Faulconer mit ihrer hauchenden, leisen Stimme.
    «Ja, Ma’am, sehr gut. Ihr Mann hat mich sehr freundlich aufgenommen.»
    «Ich hatte ganz vergessen, dass Washington auch freundlich sein kann», sagte Miriam Faulconer leise, so leise, dass sich Starbuck vorbeugen musste, um sie zu verstehen. Die Luft unter dem offenen Zelt roch nach frischgemähtem Gras, Eau de Cologne und Kampfer. Der Kampfergeruch, vermutete Starbuck, stieg

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