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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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leidet unter etwas, das Neuralgie heißt.»
    «Das hat mir Anna erzählt.»
    Adam ging schweigend und mit gesenktem Blick weiter. Schließlich schüttelte er den Kopf. «Warum müssen Frauen so kompliziert sein?» Diese Frage stellte er mit so matter Stimme, dass Starbuck unwillkürlich in Gelächter ausbrach.
    Adams Trübsinn währte nicht lange, denn er traf alte Freunde aus dem ganzen County wieder, und bald führte er einen Trupp junger Leute zu den zahlreichen Vergnügungen, die in Washington Faulconers Park angeboten wurden. Es gab einen Schießstand mit Strohpuppen, die in gestreifte Hosen und Zylinder gekleidet waren und wohl Yankees darstellen sollten, und jeder Mann, der sich als Rekrut anmeldete, konnte ein 1841er-Rifle auf eine der Yankee-Puppen abfeuern. Wenn ein solcher Rekrut die Kugel durch die Zielscheibe schoss, die auf der Brust des Strohmanns befestigt war, erhielt er einen Silberdollar. Es gab wassergefüllte Pferdetränken, in denen Kinder Äpfel fischen konnten, einen Hindernisparcours für die berittenen Offiziere und ihre Herausforderer, Tauziehen zwischen den zehn Infanteriekompanien und Gänseziehen.
    «Gänseziehen?», fragte Starbuck.
    «Habt ihr kein Gänseziehen in Boston?», fragte Adam.
    «Nein, wir haben stattdessen die Zivilisation. Wir haben solche Sachen wie Bibliotheken und Kirchen, Schulen und Universitäten …»
    Adam verpasste seinem Freund einen Schlag und zog sich eilig aus dem Radius einer Vergeltungsmaßnahme zurück. «Das Gänseziehen wird dir gefallen. Man hängt eine Gans kopfüber an ein hohes Gestell, schmiert ihr den Hals mit Butter ein, und der Erste, dem es gelingt, ihr den Kopf abzureißen, kann den Körper zum Abendessen mit nach Hause nehmen.»
    «Eine lebende Gans?» Starbuck war entsetzt.
    «Mit einer toten Gans wäre es zu einfach!», sagte Adam. «Natürlich ist sie lebendig!»
    Doch bevor sie irgendeine dieser Vergnügungen ausprobieren konnten, mussten die beiden Freunde ins Sommerhaus, wohin ein paar Fotografen ihre Stühle, Stative, Bildplatten und einen geschlossenen Fuhrwagen mit der Entwicklerausrüstung gebracht hatten. Die Männer, die extra auf Washington Faulconers Kosten aus Richmond geholt worden waren, sollten jeden Mann der Legion fotografieren, der ein Porträt von sich wünschte. Die Bilder, die mit verschnörkeltem Randdekor gefertigt wurden, sollten den zurückgelassenen Familien als Erinnerung dienen und für spätere Zeiten als Andenken für die Männer selbst. Die Offiziere konnten sich ihre Porträts als cartes de visite drucken lassen, eine Mode, an der Washington Faulconer außerordentlichen Gefallen fand. Er saß als Erster auf dem Fotografenstuhl. Als Nächster war Adam an der Reihe.
    Das Verfahren war lang und kompliziert. Adam wurde auf einen hochlehnigen Stuhl gesetzt, an dem hinten ein Metallgestell befestigt war, in das Adams Kopf geschoben wurde. Dieser Rahmen, verdeckt von seinem Haar und der Kappe, würde seinen Kopf vollkommen unbewegt halten. Sein Säbel wurde gezogen und ihm in die rechte Hand gedrückt, seine Pistole bekam er in die Linke. «Muss ich wirklich so kriegerisch aussehen?», fragte er seinen Vater.
    «Das ist eben die Mode, Adam. Außerdem wirst du eines Tages stolz auf dieses Bild sein.»
    Die beiden Regimentsfahnen wurden hinter Adam arrangiert, der anschließend steif und unbehaglich auf den Apparat des Fotografen starrte, während der schwitzende Assistent mit der feuchten Glasplatte aus dem Fuhrwagen in das Sommerhaus hetzte. Die Platte wurde in die Kamera eingesetzt, Adam wurde angewiesen, einen tiefen Atemzug zu machen und die Luft anzuhalten, und dann wurde die Abdeckung vor dem Apparat weggezogen.
    Alle im Raum hielten den Atem an. Eine Fliege schwirrte vor Adams Gesicht herum, doch ein zweiter Assistent wedelte mit einem Tuch, um sie zu verscheuchen.
    «Wenn es sein muss», sagte der Fotograf zu Adam, «können Sie ausatmen, aber nur ganz langsam. Achten Sie darauf, Ihre rechte Hand nicht zu bewegen.»
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber schließlich durfte sich Adam entspannen, während die Glasplatte wieder in ihren Holzkasten gelegt und eilig zu dem Fuhrwagen hinausgebracht wurde, um entwickelt zu werden. Dann wurde Starbuck auf den Stuhl gesetzt, sein Kopf wurde schmerzhaft in die Metallklauen eingepasst, und auch er wurde mit Säbel und Pistole ausgestattet und angewiesen, den Atem anzuhalten, solange die feuchte Glasplatte in der großen Holzkamera dem Licht ausgesetzt

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