Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
aufgehoben werde, stünde die größte Seemacht der Welt innerhalb von Wochen vor der Küste der Konföderation und die Yankees würden in ihre Häfen zurückflüchten wie Schlangen in ihre Nester. Allerdings müsse der Süden nicht nach Europa schauen, beeilte sich Faulconer zu sagen, und er habe es auch nicht nötig, denn die Kämpfer der Südstaaten würden die Yankees ohne europäische Hilfe aus ihrem Land vertreiben. Bald, sagte der Colonel, würden die Yankees ihre Dreistigkeit bedauern, denn sie würden zum Teufel gejagt, würden kreischend und heulend Fersengeld geben. Das gefiel der Menge.
Der Krieg werde innerhalb von Wochen vorbei sein, versprach der Colonel, und jeder Mann, der für den Sieg mitgekämpft habe, solle geehrt werden in der neuen Konföderation, deren Flagge für immer unter den Bannern der unabhängigen Staaten wehen werde. Dies war das Stichwort, auf das die Flaggen der Legion nach vorne gebracht und präsentiert wurden. Und erstaunlicherweise hatte sich die Frau des Colonels von ihrem Krankenlager erhoben, um als Stifterin der beiden Regimentsfarben aufzutreten.
Miriam Faulconer erwies sich als schlanke dunkelhaarige Frau mit sehr blassem Gesicht, in dem ihre Augen unnatürlich groß wirkten. Sie trug ein so dunkelviolettes Seidenkleid, dass es beinahe schwarz wirkte, und von ihrem Hut hing ein dunkler halbdurchsichtiger Schleier herab. Sie ging sehr langsam, sodass einige der Zuschauer glaubten, sie würde einen Schwächeanfall erleiden, bevor sie die Tribüne erreicht hatte. Sie wurde von ihrer Tochter und sechs Ladys aus der Stadt begleitet. Diese hatten die Hauptverantwortung für die Anfertigung der beiden Banner aus schwerer, mit prächtigen Fransen besetzter Seide getragen, die nun die Kriegsflaggen der Legion Faulconer sein würden.
Die erste Flagge war die neue Konföderiertenflagge. Sie hatte drei breite horizontale Streifen, der obere und der untere rot, der in der Mitte weiß, und im oberen Quadranten an der Stange ein blaues Feld mit sieben aufgenähten weißen Sternen, um die ersten sieben Sezessionsstaaten zu symbolisieren. Die zweite Flagge nahm das Wappen der Faulconers auf und zeigte drei rote Halbmonde auf einem weißen Feld, unter die mit düster schwarzem Seidenfaden das Familienmotto «Forever ardent», Leidenschaft allezeit, eingestickt war.
Die Kapelle konnte mangels einer offiziellen Nationalhymne nichts spielen; nur die Trommler schlugen einen getragenen Rhythmus, als die Regimentsfarben nach vorn getragen wurden. Adam, der zum Anführer der Fahneneinheit ernannt worden war, trat vor, um die Flaggen in Empfang zu nehmen. Begleitet wurde er von den Männern, die als Fahnenträger bestimmt worden waren. Der eine war Robert Decker, dessen verheiltes Gesicht fabelhaft ernst war, als er neben Adam voranschritt, und der andere war Joe «Runt» Sparrow, der die Faulconer-Flagge übernehmen sollte, nachdem sie zuvor von Anna an ihren Bruder übergeben worden war. Adam schüttelte die Falten aus der Seide, dann gab er die Flagge an Joe Sparrow, der von dem Gewicht des schweren Banners beinahe überfordert schien. Anschließend trug Miriam Faulconer, assistiert von den Ladys, die Konföderiertenflagge mit den gelben Fransen nach vorn. Einen Augenblick lang schien Adam bei der Übernahme der Flagge aus den Händen seiner Mutter zu zögern, dann trat er zurück und gab die Flagge an Robert Decker weiter, der den Stab mit dem neuen Banner stolz in die Höhe reckte.
Der erneute Jubel der Zuschauer erstarb etwas unregelmäßig, als der Menge klarwurde, dass nun Reverend Moss, der den ganzen Tag geduldig gewartet hatte, sein Gebet zur Fahnenweihe sprechen würde. Das Gebet war so lang, dass einige der Zuschauer dachten, Joe Sparrow würde vornüberkippen, bevor es beendet wäre, und eine noch schlimmere Qual war der verlockende Geruch des bratenden Fleisches, und dennoch rief Moss weiter die Gnade des Allmächtigen auf die Legion herab, auf ihre beiden Flaggen, auf ihre Offiziere, und er betete um die übermächtige Niederschlagung des Gegners durch die Legion. Er hätte noch lange fortfahren können, hätte er nicht für einen tiefen Atemzug innehalten müssen und so dem alten Colonel Penycrake die Gelegenheit geboten, durch ein erstaunlich lautes Amen einzugreifen, das derart kräftig von der Menge wiederholt wurde, dass Moss gezwungen war, den Rest seines Gebetes ungesagt zu lassen. Der Colonel konnte diesen Moment nicht ohne ein Schlusswort verstreichen lassen, und er
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