Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
verleitet. Das ist eine vollkommen glaubwürdige Entschuldigung und eine, die niemand jemals überprüfen wird. Mein Angestellter wird das Schreiben überbringen. Kommen Sie, kommen Sie herein.» Delaney trug eine Captains-Uniform der Konföderiertenarmee. «Achten Sie gar nicht darauf. Ich bin angeblich Justitiar im Offiziersrang beim Kriegsministerium, aber in Wahrheit trage ich die Uniform nur, um die ständigen Nachfragen unserer blutdürstigen Ladys danach zu unterbinden, wann ich endlich gedenke, mein Leben für den Süden zu opfern. Nun kommen Sie schon herein, bitte.»
Starbuck ließ sich die Treppe in den komfortablen Salon hinaufbringen, wo sich Delaney für das Abendessen entschuldigte. «Es gibt nur Hammel, fürchte ich, aber mein Koch bereitet ihn mit einer wirklich delikaten Essigsauce zu, die Ihnen schmecken wird. Ich muss zugeben, dass meine größte Enttäuschung in New England die Küche war. Liegt es daran, dass Sie dort keine Sklaven haben und daher in Ihrer Ernährung von Frauen abhängig sind? Ich bezweifle, dass ich in der gesamten Zeit, die ich im Norden war, auch nur eine einzige anständige Mahlzeit gegessen habe. Und erst in Boston! Lieber Gott im Himmel, eine Diät aus Kohl, Bohnen und Kartoffeln kann man doch keine Ernährung nennen. Sie sind unaufmerksam, nicht wahr, Starbuck?»
«Das bin ich, Sir.»
«Nennen Sie mich nicht Sir, um Himmels willen. Ich dachte, wir sind Freunde. Liegt es an der Aussicht auf die bevorstehenden Kämpfe, dass Sie unaufmerksam sind? Ich habe letzte Woche einige Truppenangehörige gesehen, die ihre Würfel und ihre Spielkarten weggeworfen haben! Sie haben gesagt, sie wollten ihrem Schöpfer im Stand der Gnade gegenübertreten. Ein Engländer hat einmal gesagt, dass die Aussicht, am nächsten Morgen aufgeknüpft zu werden, den Geist eines Mannes zu wunderbarer Konzentration kommen lässt, aber ich bin nicht sicher, dass es mich dazu bringen würde, meine Spielkarten wegzuwerfen.» Er brachte Starbuck Papier, Tinte und einen Federhalter. «Schreiben Sie Ihre Mitteilung. Möchten Sie ein Glas Wein, solange wir aufs Abendessen warten? Hoffentlich. Behaupten Sie, in Bibelstudien vertieft zu sein.» Starbuck ließ die ausgefalleneren Teile von Delaneys Vorschlag weg und erklärte Washington Faulconer nur, er habe einen alten Freund getroffen und würde deshalb zum Abendessen nicht in der Clay Street sein.
Die Mitteilung wurde auf den Weg gebrachte, und Starbuck blieb zum Essen bei Delaney, auch wenn er für den korpulenten, gerissenen Anwalt nur eine armselige Gesellschaft abgab. Der Abend war warm, und kaum ein Lüftchen strich durch die Gazetücher, die über die offenen Fenster gespannt worden waren, um die Insekten abzuhalten, und sogar Delaney schien zu apathisch zum Essen, wenn er auch eine lebhafte, allerdings recht einseitige Konversation aufrechterhielt. Er fragte nach Neuigkeiten von Thaddeus Bird und war entzückt zu hören, dass der Schulmeister für Washington Faulconer ein ständiges Ärgernis war. «Ich wäre liebend gern zu Thaddeus’ Hochzeit gekommen, aber leider, die Pflicht hat mich gerufen. Ist er glücklich?»
«Er wirkt sehr glücklich.» Starbuck war beinahe zu nervös, um Konversation zu machen, aber er gab sich große Mühe. «Sie wirken alle beide sehr glücklich.»
«Pecker ist ein treuliebender Mann, Priscilla kann sich gratulieren. Und natürlich hatte Washington Faulconer etwas gegen die Heirat, was darauf schließen lässt, dass es für Pecker eine gute Wahl war. Und jetzt erzählen Sie mir, was Sie von Washington Faulconer halten. Ich möchte Ihre wildesten Ansichten hören. Ich will, dass Sie sich Ihr Abendessen mit ein bisschen Intrigen und Klatsch verdienen.»
Starbuck vermied es, Klatschgeschichten zu erzählen, stattdessen äußerte er eine durchschnittliche und bewundernde Meinung, was Faulconer anging, mit der er Delaney jedoch kein bisschen überzeugen konnte. «Ich kenne den Mann natürlich nicht gut, aber mir kommt er nichtssagend vor. Sogar hohl. Und er sehnt sich so verzweifelt nach Bewunderung. Deshalb hat er auch seine Sklaven befreit.»
«Aber das ist doch auch bewunderungswürdig, oder?»
«Oh, gewiss», sagte Delaney abwehrend, «nur war bei ihm der Hauptanlass für diese Freilassung die Einmischung einer Frau aus dem Norden, die viel zu fromm war, um Faulconer mit ihren Reizen zu belohnen, und der arme Kerl hat die zehn Jahre seither damit verbracht, die anderen Grundbesitzer Virginias davon zu überzeugen,
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