Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
werde berühmt, Sally. Ich werde durch diesen Krieg reiten wie … wie ein …» Er unterbrach sich auf der Suche nach dem richtigen Wort, und in diesem Moment donnerte es so heftig direkt über dem Haus, dass die Wände bebten, und in demselben Augenblick fuhr ein Blitz wie eine weiß glühende Stichflamme vom Himmel über Richmond. «Wie dieser Blitz!», sagte Starbuck. «Ganz genau so.»
Sally lächelte. Ihre Zähne wirkten im Dunkeln sehr weiß, und ihr Haar schimmerte im Wetterleuchten auf wie dunkles Gold. «Als Soldat wirst du aber nicht reich, Nate.»
«Nein, das werde ich wohl nicht.»
«Und ich bin teuer, Süßer.» Das sagte sie nur halb im Scherz.
«Ich treibe das Geld anderswo auf.»
Sie bewegte sich im Dunkeln, drückte ihre Zigarre aus und reckte ihre schlanken Arme. «Sie haben dir die Nacht heute geschenkt. Ich weiß nicht, warum, aber ich schätze, Mister Delaney mag dich, stimmt’s?»
«Ich glaube schon, ja.» Starbucks Herz trommelte in seiner Brust. Er dachte, wie naiv er doch gewesen war, was Delaney anging, und dann, wie viel er Delaney nun schuldete, und dann, wie wenig er tatsächlich über Delaney wusste. Wie blind war er nur gewesen, wie vertrauensselig. «Gehört Delaney dieser Laden hier?», fragte er.
«Einen Anteil hat er, ich weiß allerdings nicht, wie groß der ist. Aber er hat dir diese Nacht geschenkt, Süßer, die ganze Nacht, bis zum Frühstück. Und dann?»
«Ich habe gesagt, ich treibe das Geld auf.» Starbucks Stimme klang erstickt, und er zitterte.
«Ich kann dir sagen, wie du für alle Zeiten genügend Geld verdienst. Solange du und ich es wollen.» Sally sprach leise durch das Dunkel, und der Regen trommelte auf die Straße und das Dach.
«Wie?» Es war ein Wunder, dass Starbuck überhaupt noch ein Wort herausbrachte, und auch so hörte es sich an wie ein Krächzen. «Wie?», fragte er noch einmal.
«Du musst Ethan für mich töten.»
«Ethan töten», wiederholte Starbuck, als hätte er nicht recht gehört und als hätte er nicht die letzten Tage damit verbracht, sich einzureden, Ethan wäre sein Feind, und sich nicht Phantasien hingegeben, in denen er seinen Feind niedermachte. «Ihn töten?», fragte er voller Grauen.
«Töte diesen Hurensohn für mich. Bring ihn einfach für mich um.» Sally hielt inne. «Nicht dass es mir was ausmacht, hier zu sein, Nate, ehrlich gesagt ist das hier vermutlich sogar der beste Platz für mich, aber ich hasse diesen Hurensohn, weil er mir all diese Lügen aufgetischt hat, und ich hasse den Gedanken, dass er meint, er käme damit durch, wenn er mich anlügt, und ich will, dass dieser Hurensohn stirbt, und ich will, dass er als Letztes auf dieser Welt meinen Namen hört, damit er für immer weiß, warum er zur Hölle gefahren ist. Wirst du das für mich tun?»
Lieber Gott im Himmel, dachte Starbuck, wie viele Sünden bündelten sich in diesem schändlichen Plan? Wie viele Einträge würde der berichterstattende Engel wohl im Lebensbuch des Lammes vornehmen? Welche Hoffnung auf Erlösung gab es für einen Mann, der über einen Mord nachdachte, ganz zu schweigen davon, wenn er ihn ausführte? Wie riesenhaft gähnten die Tore der Hölle vor ihm, wie glühend heiß wären die Flammen, welche Qual wäre der Feuersee, und wie unendlich lang würde sich die Ewigkeit vor ihm ausdehnen, wenn er jetzt nicht aufstand, sein Schwert nahm und aus diesem Sündenpfuhl hinaus in den reinigenden Regen ging. Lieber Gott, betete er, Mord ist eine so schreckliche Sünde, und wenn du mich jetzt rettest, werde ich nie wieder sündigen, niemals wieder.
Er schaute in Sallys Augen, ihre lieblichen Augen. «Natürlich töte ich ihn für dich», hörte er sich sagen.
«Willst du davor essen, Süßer? Oder danach?»
Wie ein gleißender Blitz, der weiß über den Himmel zuckte, würde er sein.
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Dritter Teil
Neun
M it Befehlen aus Richmond wurde die Legion zu dem Bahnknotenpunkt bei Manassas beordert, wo sich die Linien der Orange and Alexandria mit der Manassas-Gap-Strecke kreuzten. Der Befehl traf erst drei Tage nach Washington Faulconers Rückkehr aus Richmond ein, und selbst dann noch wirkte der Ton, mit dem die Legion zur Armee zugelassen wurde, unwillig. Der Befehl war an den Kommandooffizier der Legion Faulconer adressiert, als wollten die Behörden in Richmond Washington Faulconers Leistung, die er mit der Aufstellung der Legion erbracht hatte, nicht würdigen. Doch am Ende erlaubten sie der Legion doch, wie Faulconer
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