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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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seine Briefe zu lesen, und eines Tages würde sie sogar versuchen zurückzuschreiben, wenn Starbuck bei seiner Ehre schwor, nicht über ihre kümmerlichen Anstrengungen zu lachen.
    Er hielt beim Postamt von Rosskill an und schickte den Brief ab, dann ritt er zum Eisenbahndepot, dessen Verwalter ein dicklicher, schwitzender Mann namens Reynolds war. «Es gibt keine Züge», lautete Reynolds Begrüßung in seinem kleinen Büro neben dem Fernschreiberzimmer.
    «Aber Mister Faulconer, Colonel Faulconer, hat ausdrücklich zwei Waggonverbände mitsamt Lokomotiven angefordert …»
    «Von mir aus kann auch Gott der Allmächtige Waggonverbände anfordern!» Die Eisenbahneruniform aus Wolltuch ließ Reynolds den Schweiß übers Gesicht laufen. Er hatte die dringenden Anfragen, mit denen der Krieg seinen sorgfältig ausgearbeiteten Fahrplan störte, eindeutig satt. «Die Eisenbahngesellschaft besitzt insgesamt sechzehn Loks, von denen zehn für Truppentransporte im Norden sind. Wir sollen unsere Arbeit ordentlich machen, wie es sich bei der Eisenbahn gehört, aber wie soll ich die Ordnung aufrechterhalten, wenn jeder Lokomotiven will? Ich kann Ihnen nicht helfen! Es ist mir egal, ob Mister Faulconer zum Direktorium gehört, es wäre mir sogar egal, wenn sämtliche Direktoren hier um Züge betteln würden, ich kann überhaupt nichts machen!»
    «Sie müssen etwas tun!», sagte Starbuck.
    «Ich kann aber keine Waggons bauen, Jungchen! Ich kann keine Lokomotiven bauen!» Reynolds beugte sich über seinen Schreibtisch. Schweiß lief von seinem Gesicht in seinen blonden Vollbart. «Ich kann hier keine Wunder vollbringen!»
    «Aber ich», sagte Starbuck, zog den großen Savage-Revolver aus dem Holster an seiner Hüfte, zielte knapp neben Reynolds und zog den Abzug durch. Ein ohrenbetäubender Knall und Rauch erfüllten den Raum, als die schwere Kugel die Balkenwand durchschlug und ein unregelmäßig gezacktes Loch hinterließ. Starbuck steckte die rauchende Waffe zurück. «Ich bin kein Jungchen, Mister Reynolds», erklärte er dem erschrockenen Mann, der ihn mit aufgerissenem Mund anstarrte, «sondern Offizier der Konföderierten Staaten von Amerika, und wenn Sie mich noch einmal beleidigen, stelle ich Sie an die Wand und erschieße Sie.»
    Eine Sekunde lang glaubte Starbuck, Reynolds würde Major Pelham in ein frühes Grab folgen. «Sie sind ja wahnsinnig!», sagte der Mann von der Eisenbahngesellschaft schließlich.
    «Das stimmt vermutlich», pflichtete ihm Starbuck gelassen bei, «aber ich schieße in meinen wahnsinnigen Momenten besser als in meinen vernünftigen, also lassen Sie uns jetzt beschließen, wie Sie und ich die Legion Faulconer in den Norden nach Manassas Junction schaffen, wie wär’s?» Er lächelte. Es war Sally, dachte er, sie hatte dieses Selbstvertrauen in ihm freigesetzt. Er amüsierte sich richtig. Bei Gott, er würde ein verdammt guter Soldat werden.
    Doch Reynolds glaubte nicht, dass im Umkreis von fünfzig Meilen irgendwelche Passagierwaggons aufzutreiben waren. Und er selbst hatte in seinem Depot nur siebzehn alte Kastenwaggons. «Was sind Kastenwaggons?», fragte Starbuck höflich, und der verängstigte Verwalter deutete durchs Fenster auf einen geschlossenen Güterwagen.
    «Wir nennen sie Kastenwaggons», sagte er mit derselben bebenden Stimme, mit der er auch den Telegraphisten und die beiden Assistenten beruhigt hatte, die in sein Büro geeilt waren, um herauszufinden, warum da geschossen wurde.
    «Wie viele Männer passen in so einen Güterwaggon?», fragte Starbuck.
    «Fünfzig? Vielleicht sechzig?»
    «Dann reicht es gerade eben.» Die Legion hatte Faulconers Ziel von tausend Mann nicht erreicht, aber über neunhundert hatten sich freiwillig gemeldet und bildeten ein beeindruckendes Regiment. «Was für Waggons haben Sie sonst noch?», fragte Starbuck.
    Es gab nur noch zwei Gondelwagen, das waren offene Güterwaggons, und das war alles. Einer der offenen und acht der geschlossenen Güterwaggons waren dringend reparaturbedürftig, doch Reynolds glaubte, sie könnten trotzdem benutzt werden, allerdings nur wenn so langsam wie irgend möglich gefahren wurde. Allerdings stünden keine Lokomotiven zur Verfügung, wiederholte er, doch als Starbuck die Hand an den Savage legte, fiel Reynolds ein, dass eine Lokomotive auf der Durchfahrt nach Lynchburg erwartet wurde. Dort sollte sie einen Zug Flachwaggons holen, die mit Balkenholz beladen waren, das zum Bau von Artilleriestellungen an die Küste

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