Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
wirklich das Gefühl, Sir, dass ich den Beruf eines Soldaten meistern kann. Ich möchte Ihnen nützlich sein. Ich möchte mich für Ihre Gastfreundschaft erkenntlich zeigen, für Ihre Freundlichkeit, indem ich Ihnen beweise, was ich kann.»
«Nate! Nate!», unterbrach ihn der Colonel. «Du bist kein Soldat. Du bist ein Theologiestudent, der sich in eine Falle hat locken lassen. Siehst du das denn nicht? Aber deine Familie und Freunde werden nicht zulassen, dass du wegen einer einzigen arglistigen Frau dein Leben wegwirfst. Du hast eine sehr harte Lektion gelernt, aber jetzt ist es an der Zeit, nach Boston zurückzukehren und die Vergebung deiner Eltern anzunehmen. Und dir eine neue Zukunft aufzubauen! Dein Vater hat gesagt, dass du dir keine Hoffnungen mehr auf ein Priesteramt machen kannst, aber er hat andere Pläne für dich, und was immer du tust, Nate, du wirst es sicher gut meistern.»
«Das stimmt, Nate», sagte Adam warmherzig.
«Lassen Sie mich noch einen Tag bleiben, Sir», flehte Starbuck.
«Nein, Nate, nicht einmal mehr eine Stunde. Ich kann dich in den Augen deiner Familie nicht zum Verräter machen. Das wäre unchristlich.» Der Colonel beugte sich zu Starbuck. «Leg deinen Schwertgürtel ab, Nate.»
Starbuck gehorchte. An allem, was er bisher getan hatte, so dachte er, war er gescheitert. Nun, da seine militärische Laufbahn zu Ende war, noch bevor sie begonnen hatte, legte er das unhandliche Schwert ab und löste die schwere Pistole mit ihrem abgewetzten Lederholster aus dem Gürtel und reichte dann beide Waffen zurück an ihren eigentlichen Besitzer. «Ich wünschte, Sie würden es sich noch einmal überlegen, Sir.»
«Ich habe mir diese Entscheidung keineswegs leichtgemacht, Nate», sagte der Colonel ungeduldig, dann fügte er weniger gereizt hinzu: «Du bist ein Bostoner, ein Mann aus Massachusetts, und das macht dich zu einem anderen Wesen als uns Südstaatler. Dein Schicksal liegt nicht hier, Nate, sondern im Norden. Du wirst zweifellos eines Tages ein großer Mann werden. Du bist klug, vielleicht sogar zu klug, und du solltest deine Klugheit nicht im Krieg vergeuden. Also kehr zurück nach Massachusetts und erfülle die Pläne, die dein Vater für dich hat.»
Starbuck wusste nicht, was er sagen sollte. Er fühlte sich erniedrigt. Er wünschte sich so sehr, der Herr über sein eigenes Leben zu sein, doch er hatte zum Überleben immer das Geld von jemand anderem gebraucht – zuerst das von seinem Vater, dann das von Dominique und jetzt das von Colonel Faulconer. Adam Faulconer war genauso von seiner Familie abhängig wie Starbuck, doch Adam passte sich in seine Südstaaten-Gesellschaft mit geübter Leichtigkeit ein, während sich Starbuck immer fehl am Platz gefühlt hatte. Er hasste es, so jung zu sein, doch die Kluft zwischen Jugend und Erwachsensein schien unüberwindbar breit; nur dass er in den letzten Wochen geglaubt hatte, ein guter Soldat werden und damit seine Unabhängigkeit aufbauen zu können.
Der Colonel zog Pocahontas’ Kopf am Zaumzeug herum. «Hier draußen sind keine Nordstaatentruppen, Nate. Bleib bis zu den Furten hinter der Kirche auf der Straße, dann überquerst du die Flüsse und folgst der Straße Richtung Sonnenaufgang. Du wirst noch einige Meilen lang nicht auf Yankees treffen, und du näherst dich ihnen von hinten, was bedeutet, dass du kein zu großes Risiko eingehst, von einem nervösen Späher erschossen zu werden. Und zieh den Uniformrock aus, Nate.»
«Muss ich?»
«Ja, du musst. Oder willst du, dass der Gegner dich für einen Südstaatler hält? Willst du für nichts und wieder nichts erschossen werden? Zieh ihn aus, Nate.»
Starbuck zog den grauen Uniformrock mit dem einzelnen Metallstreifen am Kragen aus, der seinen Rang als Second Lieutenant zeigte. Er hatte sich nie wirklich als Offizier gefühlt, nicht einmal als niedriggestellter Second Lieutenant, doch ohne den Uniformrock war er einfach nur ein Versager, der mit eingezogenem Schwanz nach Hause geschickt wurde. «Wo wird die Schlacht ausgetragen, Sir?», fragte er, und seine Stimme hörte sich an wie die eines kleinen Jungen.
«Weit, weit dort hinten.» Der Colonel deutete nach Osten, wo sich über dem Horizont endlich der weiß glühende Rand der Sonne zeigte. Es war dort, auf der rechten Flanke der Konföderation, wo Faulconer hoffte, sich dem Angriff anschließen zu können, der die Yankees erledigen würde. «Hier in der Gegend wird überhaupt nichts passieren», sagte Faulconer, «und genau
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