Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
unglückliche Nation zu einem gerechten und ehrenvollen Frieden bringen werden.
Ich erweise Ihnen nochmals Dank für die zahlreichen Freundlichkeiten, die Sie meinem Sohn erwiesen haben, und bete innig darum, dass Sie in der Beschreibung seines ernsten Strebens um Gottes Vergebung recht haben. Ebenso bete ich für alle unsere Söhne, dass ihr Leben in diesen unglücklichen Zeiten verschont werde.
Hochachtungsvoll
Reverend Elial Joseph Starbuck
Boston, Mass., Don. 20. Juni 1861
Postscriptum: Mein Sohn, Captain James Starbuck von der United States Army, versicherte mir, dass er diesem Schreiben einen Passierschein beilegen wird, mit dem Nathaniel durch die Frontlinie unserer Armee kommt.
Starbuck faltete den Passierschein auf.
Erlaubt dem Inhaber freien Zutritt
zu den Linien der United States Army.
Genehmigt und unterzeichnet
Captain James Elial MacPhail Starbuck
Sous-Adjutant von Brigadegeneral Irvin McDowell
Starbuck lächelte über die bombastische Unterschrift seines Bruders. Also war James Stabsoffizier im Kommando der Nordstaatenarmee geworden. Schön für James, dachte Starbuck, dann ging ihm durch den Kopf, dass ihn das nicht überraschen sollte, denn sein älterer Bruder war ehrgeizig und fleißig, ein guter Advokat und gewissenhafter Christ. Tatsächlich war James alles, was ihr Vater von seinen Söhnen erwartet hatte, und was war Starbuck? Ein Rebell, der aus einer Rebellenarmee hinausgeworfen worden war. Ein Mann, der sich in Huren verliebte. Ein Misserfolg.
Er legte die Papiere ins Gras. Irgendwo weit weg erklangen Musketenschüsse, doch das Geräusch wurde von der Wärme des Tages gedämpft und schien dem ehemaligen Second Lieutenant Nathaniel Starbuck unendlich fern. Was würde ihm das Leben jetzt bringen?, fragte er sich. Wie es aussah, würde er kein Pastor werden und auch kein Soldat, sondern ein Anwaltslehrling im Büro von Cousin Harrison MacPhail in Salem, Massachusetts. Lieber Gott, dachte Starbuck, sollte er wirklich unter das Regiment dieses langweiligen, geizigen, gefühllosen Moralapostels kommen? War es dieses trostlose Schicksal, das einen Mann erwartete, der sich außerhalb der Ehe vom Säuseln der Petticoats verlocken ließ?
Er erhob sich, löste die Zügel von dem Ast und ging langsam nordwärts. Er nahm den Hut ab und fächelte sich Luft zu. Das Pferd folgte ihm bedächtig, seine Hufe klangen dumpf auf der Landstraße, die sich zwischen Waldstücken und kleinen Weiden sanft abwärtsschwang. Die Baumschatten streckten sich lang auf den hellen Sommerwiesen. Ein gutes Stück entfernt auf Starbucks rechter Seite standen ein weißes Bauernhaus und ein riesiger Heuschober. Das Gehöft schien verlassen. Das Geräusch von Gewehrschüssen erstarb in der schwülen Luft wie ein verglühendes Buschfeuer, und Starbuck dachte darüber nach, wie glücklich er in den letzten Wochen gewesen war. Gesunde Wochen im Freien, in denen sie Soldat gespielt hatten, und nun war all das vorbei. Eine Welle von Selbstmitleid überspülte ihn. Er hatte keine Freunde, war unerwünscht und zu nichts nütze. Ein Opfer, ebenso wie Sally ein Opfer war, und er dachte an sein Versprechen, Sally zu rächen, indem er Ridley umbrachte. So viele törichte Träume, dachte er, so viele törichte Träume.
Die Straße stieg zu einem weiteren Waldstück wieder an und fiel danach in Richtung eines unfertigen Bahndamms ab, hinter dem die Zwillingsfurt von Sudley lag. Er stieg in den Sattel und überquerte den schmaleren Fluss, sah hinauf zu der weiß gestrichenen Holzkirche auf dem Hügel und wandte sich dann ostwärts über den breiteren, tieferen Bull Run. Er ließ das Pferd trinken. Das Wasser floss schnell über rundliche Kiesel. Die Sonne schien ihm in die Augen, riesig, glänzend, blendend wie das Feuer Ezechiels, das im Schmelzofen Metall verflüssigte.
Er trieb das Pferd durch den Fluss, über eine Weide und in den willkommenen Schatten des nächsten Waldes, wo er langsamer weiterritt, unwillkürlich gegen das Leben in Biederkeit rebellierend, das ihm der Brief seines Vaters in Aussicht stellte. Das würde er nicht mitmachen, er würde es nicht mitmachen! Stattdessen, beschloss Starbuck, würde er sich der Nordstaatenarmee anschließen. Er würde sich in irgendeinem Regiment als Freiwilliger einschreiben. Er dachte an sein Versprechen, Ridley zu töten, und bedauerte, dass er es nun nicht würde halten können, und dann stellte er sich vor, wie er Ridley in der Schlacht begegnete und wie er sein Bajonett
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