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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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sei noch immer in dem Tal.
    «Aber wenn sich Johnstons Kräfte denen von Beauregard anschließen», beharrte der Reporter, «heißt das dann, dass wir den Kürzeren ziehen?»
    «Es heißt, dass wir mehr tun müssen, um sie zu besiegen.» James ärgerte sich über den Ton, in dem die Fragen gestellt wurden, wiederholte jedoch ganz ruhig seine Versicherung, Johnston habe sich weit westlich festgesetzt, was bedeute, dass die große Frage nach der Einheit Amerikas an diesem Tag von denjenigen Männern entschieden werden müsse, die schon auf beiden Ufern des Bull Run aufgezogen waren. «Und es wird ein Sieg für uns werden», hatte James zuversichtlich prophezeit. Er hatte sich wiederholt die Mühe gemacht, den Zeitungsleuten zu erläutern, dass diese Nordstaatenarmee der größte Truppenverband sei, der in Nordamerika jemals zusammengezogen worden war. Irvin McDowell führte mehr als dreißigtausend Mann, mehr als doppelt so viele, wie George Washington bei Yorktown unter sich gehabt hatte. Es war, das garantierte James den Journalisten, eine überwältigende Streitmacht und ein Beweis für die Entschlossenheit der Unionsregierung, die Rebellion schnell und gründlich niederzuwerfen.
    Die Reporter hatten sich auf das Wort ‹überwältigend› gestürzt. «Sie sagen also, dass wir den Rebellen zahlenmäßig überlegen sind, Captain?»
    «Nicht unbedingt zahlenmäßig.» Tatsächlich wusste niemand genau, wie viele Männer die Rebellen auf dem anderen Ufer des Bull Run zusammengezogen hatten, die Schätzungen gingen von zehntausend bis zu äußerst unwahrscheinlichen vierzigtausend, aber James wollte den Sieg der Nordstaaten nicht wie das unweigerliche Ergebnis einer Rechenaufgabe klingen lassen. Es musste ebenfalls Raum für das Heldentum des Nordens sein, und deshalb verklausulierte er seine Antwort. «Wir gehen davon aus», sagte er großartig, «dass die Aufständischen mit ähnlichen Truppenstärken aufwarten können wie wir, aber in dieser Schlacht, Gentlemen, werden Ausbildung, Moral und die Gerechtigkeit entscheiden.»
    Und die Gerechtigkeit würde siegen, daran glaubte James weiterhin, und damit würde nicht nur der Eisenbahnknotenpunkt erobert, sondern die konföderierten Truppen würden derart geschlagen und demoralisiert werden, dass die siegreichen Verbände des Nordens ungehindert in die Hauptstadt der Rebellen vorrücken könnten, die kaum hundert Meilen südlich lag. «Auf nach Richmond!», lauteten die Schlagzeilen der Nordstaatenzeitungen, und «Auf nach Richmond!» war in leuchtend roten Stoffbuchstaben auf die Sturmfahnen einiger Unionsregimenter genäht worden, und «Auf nach Richmond!» hatten die Zuschauer den Truppen zugerufen, die über die Long Bridge aus Washington ausgerückt waren. Einige dieser Zuschauer hatten mehr getan, als nur den Truppenabzug zu besichtigen, und die Armee gleich bis nach Virginia begleitet. In der Tat schien es James so, als sei die Hälfte der feinen Gesellschaft Washingtons gekommen, um den großen Sieg des Nordens zu bezeugen, denn als die Sonne nun über dem Bull Run aufging, sah er, dass sich inzwischen jede Menge Zivilisten als Zuschauer unter die Unionstruppen mischten. Da parkten elegante Kutschen neben den Kanonenprotzen, und die Staffeleien und Skizzenblöcke von Künstlern standen zwischen den aufgestapelten Gewehren und Musketen. Modisch gekleidete Damen wandelten unter Sonnenschirmen, Diener packten Teppiche und Picknickkörbe aus, während aufgeblasene Kongressabgeordnete, die begierig waren, den Ruhm dieser Stunde zu teilen, wenn nicht gar vollständig zu vereinnahmen, vor jedem, der es hören wollte, über die Strategie der Armee dozierten.
    «Rechnen Sie damit, dass wir Richmond bis Samstag eingenommen haben?», fragte der Reporter von Harper’s Weekly James Starbuck.
    «Das hoffen wir aufrichtig.»
    «Und am Sonntag knüpfen wir Jefferson Davis auf», sagte der Reporter und ließ ob dieser erfreulichen Aussicht einen begeisterten Jubelschrei folgen.
    «Nicht am Sonntag, würde ich sagen.» James war viel zu sehr Anwalt, um eine derart sorglose Bemerkung unwidersprochen zu lassen, und ganz besonders nicht vor den ausländischen Militärattachés, die aus den Worten des Reporters den Schluss ziehen könnten, dass die Vereinigten Staaten nicht nur eine Nation von Sabbatschändern, sondern auch ein Haufen unzivilisierter Radaubrüder waren, die nichts von der Notwendigkeit streng rechtmäßigen Vorgehens begriffen hatten. «Wir hängen Davis nach einem

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