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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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jedenfalls, dass er den Yankees nicht all unsere Schlachtpläne verrät.»
    «Ich bezweifle, dass Starbuck oder irgendwer sonst etwas über unsere Schlachtpläne weiß», stellte Thaddeus Bird trocken fest. «Die Schlachtpläne für den heutigen Tag werden in den Erinnerungen des siegreichen Generals beschlossen, wenn der Kampf längst vorbei ist.» Er kicherte über seinen eigenen Scharfsinn, dann zog er eine seiner dünnen dunklen Zigarren aus einer Gürteltasche. «Wenn dein Vater darauf besteht, dass ich den jungen Starbuck ausmustere, Adam, dann werde ich es tun, aber ich glaube, das ist ein Fehler.»
    Adam runzelte die Stirn. «Du hast Nate gemocht, Onkel, oder?»
    «Habe ich über meine Vorlieben geredet? Oder über meine Zuneigung zu irgendwem? Du hast noch nie richtig zugehört, Adam. Ich habe die Fähigkeiten deines Freundes kommentiert. Er kann denken, und das ist ein besorgniserregend rares Talent unter jungen Männern. Die meisten von euch glauben, es würde genügen, sich einfach der vorherrschenden Meinung anzuschließen, und das passt freilich zu Hunden und Kirchgängern, aber Starbuck hat Verstand. Oder so etwas in der Art.»
    «Nun, jetzt hat er seinen Verstand mit in den Norden genommen.» Mit dieser knappen Bemerkung versuchte Adam, das Gespräch zu beenden.
    «Und seine Grausamkeit», sagte Major Bird nachdenklich. «Die wird uns fehlen.»
    «Grausamkeit!» Adam, der spürte, dass er seinen Freund schon den ganzen Vormittag nicht genügend unterstützt hatte, sah eine Gelegenheit, Nate zu verteidigen. «Er ist nicht grausam!»
    «Jeder, der in den eifrigeren Bezirken der Kirche aufgewachsen ist, hat vermutlich eine gottgleiche Gleichgültigkeit dem Leben und dem Tod gegenüber in sich aufgesogen, und das wird dem jungen Starbuck ein Talent zur Grausamkeit bescheren. Und in diesen lächerlichen Zeiten, Adam, werden wir all die Grausamkeit brauchen, die wir nur aufbringen können. Kriege werden nicht mit Galanterie gewonnen, sondern mit ständigem Blutvergießen.»
    Adam, der die Wahrheit genau dieser Aussage fürchtete, versuchte die augenscheinliche Schadenfreude seines Onkel zu stoppen. «Das hast du mir schon häufig gesagt, Onkel.»
    Major Bird strich ein Zündholz an, um seine Zigarre anzurauchen. «Narren brauchen gewöhnlich viele Wiederholungen, um auch nur die einfachsten Gegebenheiten zu verstehen.»
    Adam blickte über die Köpfe der stillen Soldaten zu dem Kochfeuer, das die Diener seines Vaters in Gang hielten. «Ich hole mir etwas Kaffee», verkündete er hochtrabend.
    «Du holst überhaupt nichts ohne meine Genehmigung», sagte Major Bird verschlagen, «oder ist dir entgangen, dass ich in der Abwesenheit deines Vaters der kommandierende Regimentsoffizier bin?»
    Adam schaute von seinem Sattel auf Bird herab. «Sei nicht absurd, Onkel. Also, soll ich Nelson bitten, dir einen Becher Kaffee zu bringen?»
    «Nicht bevor er die Männer bedient hat. Offiziere sind keine Angehörigen einer privilegierten Klasse, Adam, sondern einfach Amtsträger, denen größere Verantwortung aufgebürdet wird.»
    Onkel Thaddeus, dachte Adam, konnte aus der einfachsten Sache ein völlig verdrehtes Gewirr von Schwierigkeiten werden lassen. Adam ertappte sich bei dem Gedanken, warum seine Mutter wohl darauf bestanden hatte, aus ihrem Bruder einen Soldaten zu machen, bis ihm klarwurde, dass sie es natürlich getan hatte, um seinen Vater zu ärgern. Er seufzte und nahm die Zügel kürzer. «Auf Wiedersehen, Onkel.» Adam ließ sein Pferd umdrehen, drückte ihm, ohne eine Genehmigung einzuholen, die Sporen in die Flanken, und ritt mit Ridley weg.
    Die Sonnenstrahlen reichten inzwischen über den westlichen Abhang des Hügels und warfen lange Schatten schräg übers Gras. Major Bird knöpfte die Brusttasche seines Uniformrocks auf und nahm eine in Leinen eingeschlagene carte de visite heraus, die ein Foto Priscillas zierte. Die Eitelkeit hatte sie dazu gebracht, für die Aufnahme ihre Brille abzunehmen, weshalb sie auf dem Bild sehr kurzsichtig und unsicher aussah, doch für Bird war sie der Inbegriff von Schönheit. Er berührte den steifen Karton der Daguerreotypie mit den Lippen, dann wickelte er die Karte äußerst sorgfältig wieder in das Leinen und steckte sie zurück in seine Brusttasche.
    Ein halbe Meile hinter Bird bereiteten sich auf einem notdürftig errichteten Turm aus zusammengezurrten Stämmen, zu dessen Plattform in dreißig Fuß Höhe eine wacklige Leiter führte, zwei Flaggenwinker auf ihre

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