Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Pferd hatte die Ohren immer noch unruhig nach vorn aufgerichtet.
«Ich mach einfach Viertel nach fünf daraus», sagte der Mann von Harper’s Weekly .
«Achtzehn Minuten nach.» Das kam von einem französischen Militärattaché, einem der sechs ausländischen Offiziere, die mit Captain James Starbuck die Schlacht verfolgten.
«Egal, es ist so oder so verdammt zu früh.» Einer der Reporter gähnte.
James Starbuck runzelte bei dem Fluch die Stirn und zuckte gleich darauf zusammen, als das schwere Geschütz seinen zweiten Schuss in Richtung der Steinbrücke abfeuerte. Der dröhnende Kanonenknall hallte über das grüne Land und schien viel beeindruckender als die Auswirkungen der Granate. James wünschte sich verzweifelt, Chaos und Verwüstung zu sehen. Er hatte beim ersten Anblick der riesigen Parrott geglaubt, dass eine einzige Granate aus einer so gewaltigen Waffe Panik unter den Rebellen auslösen würde, doch leider wirkte auf der anderen Seite des Flusses alles merkwürdig still, und James fürchtete, das fehlende Blutbad könnte lächerlich auf die ausländischen Soldaten wirken, die alle in den Kriegen Europas mitgekämpft hatten und deshalb, so dachte James, die stümperhaften Anstrengungen der Amerikaner mit Herablassung betrachten würden.
«Eine sehr imponierende Waffe, Captain.» Mit dieser wohlwollenden Bemerkung besänftigte der französische Attaché James’ Befürchtungen.
«Vollständig in Amerika gefertigt, Colonel, in unserer Gießerei West Point Foundry in Cold Spring, New York, und entwickelt von dem Direktor der Gießerei, Mister Robert Parrott.» James glaubte zu hören, wie einer der Reporter hinter ihm ein Vogelgeräusch machte, doch es gelang ihm, den Laut zu ignorieren. «Die Kanone kann gewöhnliche Granaten, Kartätschen und Bolzen verschießen. Bei fünf Grad Elevation hat sie eine Reichweite von tausendzweihundert Schritt.» Bisher hatte ein Großteil von James’ Dienst darin bestanden, solche Einzelheiten auswendig zu lernen, um die ausländischen Attachés korrekt informieren zu können. «Wir würden Ihnen selbstverständlich sehr gerne eine Führung durch die Gießerei anbieten.»
«Ah! So.» Der Franzose, ein Colonel namens Lassan, hatte nur noch ein Auge, ein grauenvoll vernarbtes Gesicht und eine prächtig geschmückte Uniform. Er beobachtete, wie die riesige Kanone ein drittes Mal feuerte, dann nickte er beifällig, als die übrigen Artillerieeinheiten der Union, für die der dritte Schuss das Signal gewesen war, gleichzeitig das Feuer eröffneten. Auf den grünen Feldern jenseits des Flusses erblühten Rauchblumen, während eine Kanone nach der anderen auf ihrem Sporn zurückraste. Ein Mannschaftspferd, das nicht ordentlich festgebunden war, galoppierte panisch davon und jagte hinter der Geschützlinie eine Gruppe brombeerpflückender Infanteristen auseinander. «Artilleriebeschuss hat mir noch nie besonders zugesagt», bemerkte Colonel Lassan milde. Dann deutete er mit einem vom Nikotin fleckigen Finger auf die Klappe über seiner leeren Augenhöhle. «Das hat sich eine russische Granate geholt.»
«Wir vertrauen darauf, dass die Aufständischen Ihren Abscheu vor Artilleriebeschuss teilen», sagte James mit schwerfälligem Humor. Nun sah man die Einschläge der Kanonenschüsse jenseits des Flusses, wo die Bäume unter dem Aufprall der Granaten schwankten und die Erde des Abhangs dahinter von aufprallenden und explodierenden Geschossen dunkle Flecken bekam. James musste seine Stimme heben, um sich über den Lärm der Kanonade hinweg verständlich zu machen. «Sobald sich die Flankenkolonne zeigt, Sir, können wir wohl von einem schnellen Sieg ausgehen.»
«Ah, tatsächlich?», sagte Lassan höflich und beugte sich dann vor, um seinem Pferd den Hals zu tätscheln.
«Zwei Mäuse darauf, dass wir die Bastarde bis zehn Uhr in die Flucht gejagt haben.» Diese Wette schlug ein Reporter der Chicago Tribune vor, doch niemand aus der Gruppe nahm sie an. Ein spanischer Colonel, großartig anzuschauen in seiner rot-weißen Dragoneruniform, schraubte den Deckel von einem Flachmann und trank ein Schlückchen Whiskey.
Mit einem Mal runzelte Colonel Lassan die Stirn. «War das eben eine Zugpfeife?», fragte er Captain Starbuck.
«Das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, Sir», sagte James.
«Haben Sie eine Zugpfeife gehört?», erkundigte sich der Franzose bei seinen Begleitern, die den Kopf schüttelten.
«Ist das wichtig, Sir?», fragte James.
Lassan zuckte mit den
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