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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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kleine Ladung Knallquecksilber und wurde von einem gezahnten metallenen Querstück durchbohrt, das bei einem festen Zug an seiner Abzugsleine heftig durch das Knallquecksilber fuhr und, ganz so wie der Kopf eines Zündholzes, der über eine Reibefläche gezogen wird, das Knallquecksilber durch Reibung zur Explosion brachte. Nun ergriff ein Sergeant der Kanoniere das freie Ende der Abzugsleine, während die anderen Mannschaftsangehörigen aus dem tödlichen Rückstoßbereich der Waffe traten.
    «Fertig!», rief der Sergeant. Einige Kanoniere von anderen Artilleriegeschützen der Batterie hatten sich in einer kleinen Gruppe versammelt, um eine Bibellesung zu hören und ein Gebet zu sprechen, doch nun drehten sich alle nach der riesigen Parrott um und hielten sich die Ohren zu.
    Ein berittener Artillerieoffizier konsultierte seine Uhr. In späteren Jahren wollte er seinen Kindern und Kindeskindern ganz genau sagen können, in welchem Augenblick seine riesige Kanone den Anfang vom Ende des Rebellenaufstandes signalisiert hatte. Nach seiner Uhr ging es gerade auf achtzehn Minuten nach fünf Uhr morgens zu, kaum zwölf Minuten zuvor hatte die Sonne ihre ersten gleißenden Strahlen über den östlichen Horizont geschickt. Der Artillerieoffizier, ein Lieutenant, hatte den Augenblick des Sonnenaufgangs in sein Tagebuch eingetragen, allerdings auch akribisch notiert, dass seine Uhr in Abhängigkeit von der Temperatur dazu neigte, täglich fünf Minuten vor- oder nachzugehen.
    «Fertig!», rief der Sergeant an der Kanone erneut, und dieses Mal klang er etwas ungeduldig.
    Der Artillerielieutenant wartete, bis sich der Zeiger der Uhr genau auf den Punkt richtete, der die achtzehnte Minute kennzeichnet, dann ließ er seine rechte Hand fallen. «Feuer!»
    Der Sergeant riss an der Abzugsleine, und das kleine Querstück schabte heftig über das Knallquecksilber. Feuer zischte in der Kupferröhre hinunter, der Pulverbeutel explodierte und jagte damit die Granate vorwärts. Die Basis der Granate aus weichem Messing dehnte sich zu den Innenwänden des gezogenen Kanonenrohrs hin aus, sodass sich die Granate im Drall zu drehen begann.
    Der gewaltige Lärm der Explosion schreckte Vögel aus den Bäumen auf und ließ die Trommelfelle der Tausenden von Männern vibrieren, die auf den Befehl zum Vorrücken warteten. Die Kanone selbst wurde nach hinten geschleudert, ihr Sporn riss die Erde auf, und die Räder hoben mindestens achtzehn Zoll vom Boden ab und kamen volle sieben Fuß hinter der Stelle wieder herunter, an der das Geschütz abgefeuert worden war. Vor dem rauchenden Kanonenrohr war die Erde versengt, und darüber hing quellender, schmutzig weißer Rauch. Schaulustige, die zuvor noch nie erlebt hatten, wie eine schwere Kanone abgefeuert wurde, schnappten nach Luft, als sie den wütenden Knall hörten, den beängstigenden Donnerschlag, der auf der anderen Seite des Flusses schreckliche Zerstörung verhieß.
    Schon wischten die Kanoniere das rauchende Maul des Monsters mit einem tropfnassen Schwamm aus, der das restliche Feuer tief im Rohr löschen würde, bevor der nächste Beutel Schwarzpulver durch die Mündung hineingerammt wurde. Währenddessen kreischte die erste Granate über die Wiesen, raste über die Brücke, krachte in einem Schauer zersplitternder Zweige in den Wald und wurde wirbelnd auf den leeren Abhang jenseits der Bäume abgelenkt. In der Granate befand sich eine gewöhnliche Gewehrzündkapsel, die auf einen schweren Metallstab montiert war. Wenn das Geschoss auf den Abhang aufschlug, würde sie heftig nach vorn geschleudert, um auf eine eiserne Ambossplatte in der Spitze der Granate zu treffen. Die Füllung der kupfernen Zündkapsel bestand aus Knallquecksilber, das instabil genug war, um unter solch plötzlich auftretendem Druck zu explodieren und damit das Schießpulver zu zünden, mit dem die Granatenhülse gestopft worden war. Doch das Geschoss hatte sich schon drei Fuß tief in die weiche Erde gebohrt, und die Explosion ließ kaum mehr als ein paar Quadratfuß leeren Abhang erbeben und einen Wirbel rauchumtanzter Erdbrocken über dem wogenden Gras aufsteigen.
    «Sechseinhalb Sekunden.» Der berittene Artillerieoffizier vermerkte die Flugzeit der Granate laut und trug die Zahlen dann in sein Notizbuch ein.
    «Sie können berichten, dass die Schlacht genau um einundzwanzig Minuten nach fünf angefangen hat», verkündete James Starbuck. Seine Ohren klingelten noch vom heftigen Widerhall des Kanonenschusses, und sein

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