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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geworden war, wartete am nördlichen Rand des Plateaus. Die Kanonen waren auf das Tal gerichtet, aus dem die Männer von Evans’ geschlagener Brigade nun vor den siegreichen Yankees zurückströmten. Hinter den Kanonen des Anwalts stand eine Brigade aus Virginia, die vom Shenandoah Valley eingetroffen war und von einem gottesfürchtigen Mann mit exzentrischen Ansichten und grimmiger Entschlossenheit angeführt wurde. Thomas Jackson war ein recht unbeliebter Ausbilder an der Militärakademie von Virginia gewesen und danach ein ebenso unbeliebter Kommandant der Milizbrigade, die er ausgebildet und gedrillt, gedrillt und ausgebildet hatte, bis den Bauernburschen in seinen Reihen die Ausbildung und der Drill zu den Ohren herausgekommen waren. Aber jetzt standen Thomas Jacksons Bauernburschen auf einem weitläufigen Plateau und warteten auf den Angriff einer siegreichen Yankee-Armee, und sie waren gedrillt, ausgebildet und kampfbereit. Und sie wollten kämpfen.
    Eine weitere Geschützbatterie der Konföderierten kam auf den Hügel und brachte die Kanonen dicht neben den aufgestapelten Zelten der Legion Faulconer in Stellung. Der Kommandant der Batterie war ein Pastor der Episkopalkirche, der nun seinem Stellvertreter befahl, die Schneckenschrauben, Schwammbeutel, Schaber, Handspeichen und Ladestöcke erneut zu überprüfen, während er selbst laut um Gottes Mitleid für die sündhaften Seelen der Yankees betete, die er mit seinen vier nach den Evangelisten benannten Kanonen in eine bessere Welt zu schicken beabsichtigte. Thomas Jackson, der jeden Moment mit einer gegnerischen Kanonade rechnete, befahl seinen Männern, sich flach auf den Boden zu legen, um den feindlichen Kanonieren kein Ziel zu bieten, während er selbst ganz ruhig im Sattel sitzen blieb und in seiner Bibel las. Er machte sich Sorgen darum, dass seine Männer in den Rauchwolken des Gefechts die Orientierung verlieren könnten, und deshalb hatten sämtliche Virginier weiße Stoffstreifen um ihre Oberarme oder Hutbänder geknotet und den Befehl erhalten, beim Kampf ein Losungswort zu rufen. «Unsere Heimat!» lautete der Ruf, und Jackson erwartete, dass sich die Männer mit der linken Hand auf die Brust schlugen, wenn sie diese Worte riefen. Captain Imboden, Anwalt und Kanonier, war längst zu dem Schluss gekommen, dass Jackson zwar verrückter war als ein angestochenes Huhn, man sich aber immerhin freuen könne, auf Jacksons Seite zu sein, weil man den Wahnsinnigen dann nicht im Kampf gegen sich hatte.
    Eine Meile rechts von Imboden, bei der Steinbrücke, auf der mehr und mehr Nordstaatentruppen den Bull Run überquerten, um ihren vernichtenden Angriff fortzusetzen, saß General Irvin McDowell neben der Mautstraße auf seinem Pferd und jubelte seinen Männern zu. «Sieg, Jungs!», rief er wieder und wieder. «Sieg! Auf nach Richmond! Gut gemacht, Jungs, gut gemacht!» McDowell triumphierte beinahe ekstatisch, er war so glücklich, dass er sogar die Verdauungsbeschwerden vergessen konnte, die ihn geplagt hatten, seit er sich am Vorabend unvernünftig große Portionen Rindfleischpastete einverleibt hatte. Wen kümmerten Verdauungsstörungen? Er hatte gewonnen! Er hatte die größte Armee in der Geschichte des amerikanischen Kriegswesens zu einem glänzenden Sieg geführt, und sobald mit den Rebellentruppen aufgeräumt war, würde er ein Bündel erbeuteter Flaggen nach Washington schicken, damit sie dem Präsidenten als Trophäen vor die Füße gelegt werden konnten. Nicht, dass er schon irgendwelche erbeuteten Flaggen gesehen hätte, aber er war sicher, dass sie bald schon in großen Mengen bei ihm abgegeben würden. «Starbuck!» Er hatte seinen Sous -Adjutanten in einer Gruppe prächtig uniformierter ausländischer Attachés entdeckt. McDowell war in Frankreich in einem Internat gewesen und an europäische Uniformmode gewöhnt, doch nun fand er den Anblick der blitzenden Uniformen zwischen den einfachen, ehrlichen Waffenröcken seiner eigenen Armee lächerlich überladen. «Captain Starbuck!», rief er noch einmal.
    «Sir?» Captain James Starbuck war gerade damit beschäftigt gewesen, den Musikern der Regimentskapelle vergnügt den Takt vorzugeben, während sie den vorrückenden Truppen eine Auswahl Opernmelodien vorspielten. Nun ritt er zu seinem siegreichen General hinüber.
    «Machen Sie einen Aufklärungsritt über die Brücke, ja?», bat ihn McDowell heiter. «Und sagen Sie unseren Leuten, dass sie mir alle erbeuteten Flaggen bringen sollen. Sorgen

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