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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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machen! Das hab ich doch schon gesagt! Ich werd ein gutes Mädchen sein!»
    «Das wird sie, Mister Truslow», sagte Robert Decker. «Sie wird nichts machen.»
    Roper stand ungerührt hinter dem Paar, während Truslow Robert Decker tief in die Augen sah. «Warum willst du sie heiraten, Robert?»
    «Ich habe sie wirklich gern, Mister Truslow.» Dieses Geständnis war ihm peinlich, aber er grinste dabei und warf Sally einen Seitenblick zu. «Und es ist mein Kind. Ich weiß es.»
    «Ich werde euch ordentlich verheiraten lassen.» Truslow wandte sich wieder an seine Tochter. «Von Mister Starbuck, der weiß, wie man mit Gott redet, und wenn du dein Eheversprechen brichst, Sally, dann wird Gott dir auch noch den letzten Tropfen Blut aus dem Körper peitschen. Man verspottet Gott nicht, Mädchen. Wenn du ihn beleidigst, wirst du wie deine Mutter enden, tot vor der Zeit und ein Fraß für die Würmer.»
    «Ich werd ein gutes Mädchen sein», jammerte Sally und sah Starbuck das erste Mal richtig an, und Starbuck blieb der Atem im Halse stecken, als er ihren Blick erwiderte. Einmal, als Starbuck noch ein Kind gewesen war, hatte ihn sein Onkel Matthew nach Faneuil Hall mitgenommen, wo es eine Vorführung der elektrischen Kräfte gab, und Starbuck hatte in einem Kreis von Zuschauern gestanden, die sich an den Händen hielten, während der Vortragende einen elektrischen Stoß durch ihre verbundenen Körper leitete. Und so wie damals fühlte Starbuck sich in diesem Augenblick, ein kribbelnder Schauer erfüllte ihn, der alles andere auf der Welt unwichtig erscheinen ließ. Aber dann, sobald er sich seiner Erregung bewusst wurde, folgte Verzweiflung. Diese Empfindung war Sünde. Es war Teufelswerk. Seine Seele musste krank sein. Denn gewiss würde ein normaler, anständiger Mann sich doch nicht von irgendeinem hübschen Mädchengesicht so in Bann schlagen lassen? Darauf fragte er sich, ob Thomas Truslows Verdächtigungen berechtigt waren und Ethan Ridley tatsächlich der Liebhaber dieses Mädchens gewesen war, und er spürte einen Stich zersetzender Eifersucht in sich, so scharf wie eine Klinge. Dann ergriff ihn Wut bei dem Gedanken, dass Ridley Washington und Anna Faulconer betrogen haben könnte. «Sind Sie ein richtiger Pastor?» Sally wischte sich mit dem Ärmel die Nase ab.
    «Sonst hätte ich ihn nicht gebeten, euch zu verheiraten», sagte ihr Vater.
    «Ich hab aber ihn selbst gefragt», kam es herausfordernd von Sally, die Starbuck nicht aus den Augen ließ, und er wusste, dass sie ihm direkt in die Seele geblickt hatte. Sie sah seine Begierde und seine Schwäche, seine Sündigkeit und seine Angst. Starbuck war von seinem Vater oft vor den Mächten der Frauen gewarnt worden, und Starbuck hatte geglaubt, diesen Mächten mit Mademoiselle Dominique Demarest in ihrer teuflischsten Gestalt begegnet zu sein, doch Dominique hatte nichts besessen, was sich mit der Wildheit dieses Mädchens messen konnte. «Und wenn ein Mädchen den Pastor, der es verheiratet, nicht einmal fragen kann, was für ’ne Art Pastor er ist», beharrte Sally, «was kann es dann überhaupt fragen?» Sie sprach mit gesenkter Stimme wie ihr Vater, aber während dieser damit Furcht erzeugte, schien ihre Stimme etwas noch viel Gefährlicheres hervorzurufen. «Also, sind Sie nun ein richtiger Pastor, Mister?», fragte sie Starbuck erneut.
    «Ja.» Starbuck log für Thomas Truslow und auch weil er es nicht wagte, sich von der Wahrheit zum Sklaven dieses Mädchens machen zu lassen.
    «Dann wären wir wohl alle so weit», sagte Sally respektlos. Sie wollte nicht heiraten, aber sie wollte auch nicht so erscheinen, als ließe sie sich einschüchtern. «Hast du einen Ring für uns, Pa?»
    Die Frage schien ganz beiläufig gestellt, doch Starbuck begriff augenblicklich, dass sie äußerst gefühlsbeladen war. Truslow starrte seine Tochter, deren Wange immer noch von seinem Schlag gerötet war, herausfordernd an, doch sie hielt seinem Blick ungerührt stand. Robert Decker blickte von der Tochter zum Vater, dann wieder zurück zur Tochter und war klug genug, den Mund zu halten.
    «Der Ring ist etwas Besonderes», sagte Truslow.
    «Du behältst ihn für eine andere Frau, oder?», gab Sally höhnisch zurück, und einen Moment lang glaubte Starbuck, Truslow würde sie erneut schlagen, doch stattdessen griff er in eine Jackentasche und zog einen kleinen Lederbeutel heraus. Er löste das Zugband und schüttelte ein blaues Stoffpäckchen heraus, aus dem er einen Ring wickelte.

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