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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kaminsims. Falls der Hund stört, verpass ihm einen Tritt.»
    Starbuck ging mit der Laterne und der Bibel in das Haus, das aus einem einzigen Raum bestand. Es gab ein Kastenbett darin, einen Tisch, einen Stuhl, zwei Truhen, einen Kamin mit einem Kesselhaken, eine Bank, ein Spinnrad, ein Mehlsieb, ein Gewehrregal, eine Sense und ein gerahmtes Porträt Andrew Jacksons. Starbuck setzte sich an den Tisch, schlug die Bibel auf und fand den Familienstammbaum. Er hätte es vorgezogen, den Eintrag mit Tinte vorzunehmen, doch Thomas Truslows Bleistift musste genügen. Er sah sich den Stammbaum an und stellte fest, dass er bis ins Jahr 1710 zurückging, als die ersten Truslows in die Neue Welt eingewandert waren. In der letzten Zeile stand der Eintrag über Emily Truslows Tod in ungelenken Blockbuchstaben und mit dem Zusatz «Mallory» in eckigen Klammern, für den Fall, dass Gott nicht wusste, wer Emily Truslow in Wirklichkeit war. Darüber fand sich der Eintrag von Sally Emily Truslows Geburt im Mai 1846, und Starbuck wurde bewusst, dass das Mädchen erst vor zwei Tagen fünfzehn Jahre alt geworden war.
    «Sonntag, 26. Mai 1861», schrieb er mühsam, behindert von den Schmerzen in seiner blasenübersäten Hand. «Sally Truslow an Robert Decker, vereint im heiligen Stand der Ehe.» Es gab eine Spalte, in der sich der amtierende Geistliche eintragen sollte. Starbuck zögerte, dann setzte er seinen Namen ein: Nathaniel Joseph Starbuck.
    «Sie sind kein richtiger Pastor, oder?» Sally war ins Haus gekommen und sah ihn herausfordernd an.
    «Gott macht uns zu dem, was wir sind, und es steht dir nicht zu, zu hinterfragen, wozu Gott mich gemacht hat», sagte Starbuck, so entschieden er vermochte. Er fühlte sich dabei grässlich großspurig, doch er fürchtete die Wirkung dieses Mädchens auf sich, und deshalb flüchtete er sich in die Großspurigkeit.
    Sie lachte, weil sie wusste, dass er gelogen hatte. «Sie haben ’ne sehr schöne Stimme, das kann ich immerhin sagen.» Sie kam zum Tisch und betrachtete die aufgeschlagene Bibel. «Ich kann nicht lesen. Ein Mann hat versprochen, es mir beizubringen, aber bisher hatte er noch keine Zeit dafür.»
    Starbuck befürchtete zu wissen, wer dieser Mann war, und obwohl er in seinem Verdacht keineswegs bestätigt werden wollte, wünschte er sich andererseits auch Gewissheit. «Hat Ethan Ridley dir das versprochen?»
    «Sie kennen Ethan?» Sally klang überrascht, dann nickte sie. «Ethan hat versprochen, mir das Lesen beizubringen», sagte sie. «Er hat mir noch viel mehr versprochen, aber er hat nicht eins seiner Versprechen eingehalten. Noch nicht, jedenfalls, aber es ist ja immer noch Zeit, oder?»
    «Wirklich?», fragte Starbuck. Er hielt sich vor, wie schockiert er über den Betrug Ridleys an der sanftmütigen Anna Faulconer sein sollte, doch zugleich musste er sich eingestehen, dass er grässlich eifersüchtig auf ihn war.
    «Ich mag Ethan.» Sally wollte Starbuck offenkundig provozieren. «Er hat mich gemalt. Das Bild war sehr gut.»
    «Er ist ein begabter Künstler», sagte Starbuck, um einen nichtssagenden Ton bemüht.
    Sally beugte sich über ihn. «Ethan hat gesagt, er wird eines Tages mit mir weggehen. Mich zu einer richtigen Lady machen. Er hat gesagt, dass er mir Perlen schenkt und einen Ring. Aus Gold. Einen richtigen Ring, nicht so einen wie den hier.» Sie streckte ihren frisch beringten Finger aus und strich damit über Starbucks Hand, der meinte, ein Blitz würde ihm ins Herz fahren. Dann senkte sie ihre Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. «Würden Sie das auch für mich tun, Herr Pastor?»
    «Ich würde dir mit Vergnügen das Lesen beibringen, Mrs. Decker.» Starbuck war schwindelig. Er wusste, dass er seine Hand unter ihrem streichelnden Finger wegziehen sollte, aber er wollte es nicht, konnte es nicht. Er war wie gebannt von ihr. Er starrte auf den Ring. Die Buchstaben in dem Silber waren abgerieben, aber im Licht der Lampe konnte er sie gerade noch ausmachen. Je t’aime stand auf dem Ring. Es war ein billiger französischer Ring für Liebende, kaum von Wert, außer für den Mann, dessen große Liebe ihn getragen hatte.
    «Wissen Sie, was auf dem Ring steht, Pastor?», fragte Sally.
    «Ja.»
    «Sagen Sie es mir.»
    Er sah ihr in die Augen und senkte sofort wieder den Blick. Lust und Schmerz brannten in ihm.
    «Was heißt es, Mister?»
    «Es ist Französisch.»
    «Aber was heißt es?» Ihr Finger lag immer noch mit leichtem Druck auf seiner Hand.
    «Es

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