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Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)

Titel: Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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es seine Überlegungen zu Südstaatlern, die den Norden unterstützten, und Nordstaatlern, die für den Süden kämpften, die Delaney an Starbuck hatten denken lassen. «Ich habe ihn kennengelernt, weißt du das?»
    «Davon hat er nichts erzählt.» Ridley klang verärgert.
    «Er hat mir recht gut gefallen. Hat einen schnellen Verstand. Viel zu launenhaft, um erfolgreich zu sein, schätze ich, aber dumm ist er nicht.»
    Ethan Ridley grinste spöttisch über diese großzügige Einschätzung. «Er ist ein gottverdammter Predigersohn. Der frömmlerische Sohn eines Bostoner Weibsstücks.»
    Delaney, überzeugt davon, mehr von der Welt zu verstehen als sein Halbbruder, vermutete, dass ein Mann, der bereitwillig seine gesamte Zukunft für eine Theaterdirne riskierte, erheblich weniger tugendhaft und erheblich interessanter war, als Ridley glaubte. Zudem hatte Delaney während des langen, alkoholseligen Gelages mit Starbuck etwas Vielschichtiges und Bemerkenswertes an dem jungen Mann wahrgenommen. Starbuck, überlegte Delaney, hatte sich in einem dunklen Labyrinth eingemauert, in dem Geschöpfe wie Dominique Demarest gegen die Tugenden kämpften, die Starbuck im Laufe seiner calvinistischen Erziehung eingeimpft worden waren, und dieser Kampf würde sicherlich einen ungewöhnlichen und leidenschaftlichen Verlauf nehmen. Delaney hoffte unwillkürlich, dass der Calvinismus geschlagen würde, doch er verstand auch, dass seinen Bruder der tugendhafte Teil von Starbucks Charakter irgendwie irritierte. «Warum finden wir Tugend nur so langweilig?», fragte sich Delaney laut.
    «Weil es das höchste Streben von Dummköpfen ist», sagte Ridley garstig.
    «Oder ist es, weil wir die Tugend bei anderen bewundern, nachdem wir wissen, dass wir sie selbst nicht erreichen können?», fragte Delaney mit echter Neugier.
    «Vielleicht willst du sie ja erreichen. Ich will es nicht.»
    «Sei nicht absurd, Ethan. Erzähl mir lieber, warum du eine solche Abneigung gegen Starbuck hast.»
    «Weil mir der Bastard fünfzig Piepen abgenommen hat.»
    «Ah! Damit hat er dich ja wirklich im Innersten getroffen.» Delaney, der wusste, wie unglaublich geldgierig sein Bruder war, lachte. «Und wie ist dem Predigersohn diese Aneignung gelungen?»
    «Ich habe mit ihm gewettet, dass er einen Mann namens Truslow nicht aus den Bergen holen kann, und verdammt noch mal, er hat es getan.»
    «Pecker hat mir von Truslow erzählt», sagte Delaney. «Aber warum hast du ihn nicht selbst geholt?»
    «Weil mich Truslow umbringt, wenn er mich in der Nähe seiner Tochter sieht.»
    «Ah!» Delaney lächelte und dachte darüber nach, wie sich doch jeder seine eigenen verwickelten Fallstricke auslegte. Starbuck war zwischen Sünde und Wonnen gefangen, er selbst zwischen dem Norden und dem Süden, und sein Halbbruder verfing sich in den Widerhaken der Begierde. «Hat dieser Mörder denn einen Grund, dich umzubringen?», fragte Delaney, nahm eine Zigarette aus einer Schachtel und lieh sich die Zigarre seines Bruders, um sie anzuzünden. Das Papier der Zigarette war gelblich und umhüllte nach Zitronen riechenden Tabak. «Nun?», drängte Delaney seinen Halbbruder.
    «Ja, er hat Grund», gab Ridley zu, dann jedoch konnte er ein überhebliches Lachen nicht unterdrücken. «Bald hat er einen Bastard-Enkel.»
    «Von dir?»
    Ridley nickte. «Truslow weiß nicht, dass das Kind von mir ist, und das Mädchen ist inzwischen eh verheiratet worden, also bin ich alles in allem völlig unbefleckt aus dieser Geschichte herausgekommen. Nur, dass mich dieses Luder für sein Schweigen hat zahlen lassen.»
    «Viel?»
    «Genug.» Ridley zog den bitteren Rauch seiner Zigarre ein und schüttelte den Kopf. «Sie ist ein gieriges Luder, aber bei Gott, Bev, du müsstest dieses Mädchen einmal sehen.»
    «Die Tochter des Mörders ist schön?» Delaney amüsierte sich.
    «Sie ist unglaublich», sagte Ridley mit echter Bewunderung. «Hier, sieh dir das an.» Er nahm ein Ledermäppchen aus seiner Uniformtasche und gab es Delaney.
    Delaney schlug es auf und hatte eine Zeichnung von fünf mal vier Zoll vor sich, die ein nacktes Mädchen zeigte, das auf einer Waldlichtung neben einem Flüsschen saß. Delaney staunte immer wieder über das Talent seines Halbbruders, das trotz mangelnder Übung und lässiger Ausführung frappierend war. Gott, dachte er, gießt seine Gaben in die merkwürdigsten Gefäße. «Hast du ihr Aussehen beschönigt?»
    «Nein. Wirklich nicht.»
    «Dann ist sie in der Tat bezaubernd.

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