Starbuck. Der Rebell: Buch 1 (Die Starbuck-Serie)
Eine Nymphe.»
«Aber eine Nymphe mit der Sprache eines Niggerkutschers und einem verteufelten Temperament.»
«Und du bist mit ihr fertig, oder?», wollte Delaney wissen.
«Aus. Vorbei.» Ridley hoffte, während er das Bild zurücknahm, dass dies auch stimmte. Er hatte Sally einhundert Silberdollar für ihr Schweigen bezahlt, doch er fürchtete immer noch, dass sie ihren Teil der Abmachung nicht einhalten würde. Sally war ein unberechenbares Mädchen und hatte mehr als nur einen Hauch Wildheit von ihrem Vater geerbt, und Ethan Ridley war von der Schreckensvorstellung heimgesucht worden, Sally könnte in Faulconer Court House auftauchen und vor Anna den Verursacher ihrer Schwangerschaft herausposaunen. Nicht, dass es Washington Faulconer kümmerte, wenn ein Mann Bastarde zeugte, aber eine Sklavin zu schwängern war eine Sache, und eine ganz andere war es, wenn ein so wildes Mädchen wie Truslows Tochter auf der Hauptstraße vor Faulconer Court House einen Skandal provozierte.
Doch nun, Gott sei es gedankt, hatte Ridley gehört, dass Sally mit diesem strohhaarigen Bübchen verheiratet worden war. Ridley wusste keine Einzelheiten über diese Hochzeit, nichts über das Wo und Wie und Wann, nur dass Truslow seine Tochter an Decker losgeworden war und das Paar mit seinem Stück kargen Land, seinen Tieren und seinem Segen bedacht hatte, und nun fühlte sich Ridley wesentlich sicherer. «Es ist alles gut ausgegangen», knurrte er in Delaneys Richtung, doch nicht ohne ein gewisses Bedauern, denn Ethan Ridley glaubte nicht, dass er im Leben noch einmal einem so schönen Mädchen wie Sally Truslow begegnen würde. Aber mit ihr zu schlafen war ein Spiel mit dem Feuer gewesen, und es war Glück, dass er sich nicht verbrannt hatte.
Belvedere Delaney beobachtete ein paar Rekruten, die den Gleichschritt übten. Ein Kadett von der Militärschule Virginias, der etwa halb so alt aussah wie die Männer, die er schulte, schrie ihnen zu, sie sollten die Rücken durchdrücken, die Köpfe hochhalten und aufhören, überall herumzugaffen wie die Müllermädchen auf Ausflugsfahrt. «Drillt Colonel Faulconer seine Männer auch so?», fragte Delaney.
«Er glaubt, Drill lässt nur den Enthusiasmus der Männer abstumpfen.»
«Wie interessant! Vielleicht ist dein Faulconer klüger, als ich dachte. Diese armen Teufel fangen mit dem Exerzieren um sechs Uhr morgens an und hören nicht mehr auf, bis der Mond aufgeht.» Delaney tippte sich an den Hut, um einen Richter zu grüßen, den er häufig in einem Bordell in der Marshall Street traf. Es wurde gemeinhin Mrs. Richardsons Haus genannt, aber der Hauptanteilseigner an diesem Etablissement war in Wahrheit Belvedere Delaney selbst. In Kriegszeiten, so Delaneys Überzeugung, konnte ein Mann Schlechteres tun als in Waffen und Frauen zu investieren, und bisher hatten seine Investitionen alle einen schönen Profit gebracht.
«Faulconer glaubt, dass man den Krieg genießen sollte», sagte Ridley giftig. «Und deshalb plant er einen Kavallerieüberfall.»
«Einen Kavallerieüberfall?», sagte Delaney überrascht. «Erzähl mir mehr.»
«Da gibt’s nichts zu erzählen.»
«Dann beschreib mir dieses Nichts.» Delaney klang ungewöhnlich gereizt.
«Warum?»
«Meine Güte, Ethan, ich bin mit dem halben Abgeordnetenhaus befreundet, und wenn die Bürger Virginias einen Privatkrieg mit dem Norden anfangen, dann sollte die Regierung darüber Bescheid wissen. Oder jedenfalls Robert Lee. Außerdem muss Lee militärische Aktionen bewilligen, sogar wenn sie von deinem künftigen Schwiegervater durchgeführt werden. Also erzähl’s mir.»
«Faulconer hat einen Überfall vor, vielleicht ist er sogar schon unterwegs. Das weiß ich nicht genau. Spielt das eine Rolle?»
«Wo? Und was will er überfallen?»
«Er hat sich darüber geärgert, dass wir die Besetzung Alexandrias durch die Yankees zugelassen haben. Er glaubt, niemanden in Richmond kümmert der Krieg. Er sagt, Letcher wäre dem Norden gegenüber schon immer zu nachgiebig gewesen, und er glaubt, dass Letcher im Stillen ein Mann der Union ist. Er hält Lee für übervorsichtig, wie übrigens auch alle anderen, und er meint, wenn nicht irgendwer den Yankees einen empfindlichen Schlag versetzt, dann bricht die Konföderation zusammen.»
«Willst du damit sagen, dass dieser Idiot Alexandria angreifen wird?», fragte Delaney erstaunt. Die Stadt Alexandria im Staat Virginia lag Washington auf der anderen Uferseite des Potomacs gegenüber und war, seit
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